Grübeck. Forstwirt Michael Tillmann hat Glanz in den Augen. Das Regenjahr tat Christbäumen gut. Auch für Verbraucher gibt es eine frohe Botschaft.

Michael Tillmann ist von Kopf bis Fuß auf Weihnacht eingestellt. Seine Fleecejacke ist tannengrün. Das passt perfekt zu seiner Arbeit. Der Landwirt bereitet Schnittgrün vor. Dieser Tage beginnt das Geschäft, und am ersten Adventswochenende geht’s los mit dem Weihnachtsbaum-Verkauf: „Das meiste geht über den Hof.“

Beim Gespräch tröpfelt es. Wie gut, dass Michael Tillmann bei der Arbeit eine Kappe trägt. Der einsetzende Regen macht ihm, Forstwirt und Viehhalter, nichts aus. Im Gegenteil: Er lächelt. Die Grübecke, ganz in der Nähe, läuft sichtbar. Das ist ungewöhnlich. Dass das Wetter dem Hönnetal in diesem Jahr bisher bereits zweieinhalb Mal so viel Niederschläge wie 2015 beschert hat, hat den Schonungen mit den Weihnachtsbäumen genützt. Selten glänzten nährstoffsatte Nadeln so sattgrün wie dieser Tage. „Und sie sind länger, dichter.“

Michael Tillmann aus der Grübeck freut sich über das Regenjahr. Weihnachtsbäume leuchten satt grün.
Michael Tillmann aus der Grübeck freut sich über das Regenjahr. Weihnachtsbäume leuchten satt grün. © WP | jürgen overkott

Schnittgrün wird zum Dekorieren genutzt, gern gesteckt. „Wir haben zwei Sorten hier“, sagt Michael Tillmann und zeigt auf die grüne Nadel-Pracht: In der Grübeck werden Nobilis- und Nordmanntannen kultiviert.

Michael Tillmann aus der Grübeck freut sich über das Regenjahr. Die Produktion von Schnittgrün ist Handarbeit.
Michael Tillmann aus der Grübeck freut sich über das Regenjahr. Die Produktion von Schnittgrün ist Handarbeit. © WP | jürgen overkott

„Die Nobilis sind extra für Schnittgrün gepflanzt“, erläutert der Fachmann, „wir lassen sie wachsen und schneiden immer den vier Jahre alten Ast. Der hat dann die passenden Zweige dafür. Und bei der Nordmanntanne habe ich eine Ecke, schon steil am Hang, und da schneide ich dann passendes Schnittgrün raus.“ Das ist Handarbeit. Der lange mechanische Hochentaster lehnt an der Hausfassade. Für Feinarbeit setzt Michael Tillmann eine Alu-Heckenschere ein. Fünf- oder Zehn-Kilo-Gebinde werden gern genommen. Nicht nur das: „Die ersten Weihnachtsbäume werden auch schon verkauft: zum draußen Hinstellen.“

Viel Grün, wenig Bäume: Vom ersten Advent an ist es anders herum. „Dann sind die Häuser dekoriert“, weiß Michael Tillmann, „und viele Leute fangen schon am ersten Advent an, einen Baum aufzustellen. Das war vor 30 Jahren noch völlig anders.“

Das Wetter ist dieser Tage ebenfalls völlig anders als noch vor 30 Jahren. Selten war ein Herbst so warm wie dieser. Dabei brauchen die Weihnachtsbäume Frost, „damit die Winterruhe beginnen kann“. Michael Tillmann gibt die Hoffnung nicht auf, dass es zum Monatsende eisig wird. „Sonst hilft nur: frisch schlagen und draußen aufstellen. Dann kann sich der Baum akklimatisieren, und danach kann er in die Wohnung.“ Doch was ist vorher in den Schonungen passiert?

Michael Tillmann weist auf den gegenüberliegenden Hang. Dort, auf halber Höhe, sprießt das Weihnachtsgrün. Die Lage ist bewusst gewählt. Auf der Kuppe drohtAustrocknung durch Sonne und Wind. In der Mulde drohen Spätfröste. Beides ist schlecht für die Pflanzungen.

Gut indes ist das feucht-warme Wetter. Es hat dem Baum-Wachstum auf der Zwölf-Hektar-Fläche einen Schub gegeben. „Wir mussten die Bäume im Juli stoppen, indem wir den obersten Kranz einmal mit der Zange kneifen.“ Das sorgt dafür, dass die obersten Triebe nicht zu lang werden.

Arbeit fällt nicht nur oben an – auch unten müssen die sogenannten Sondernutzungsflächen im Wald bearbeitet werden. Per Sichelmäher wird die Vegetation um die Tannen herum nach den Pflanztagen im Frühjahr kurzgehalten.

Kurz gehalten werden muss auch der Rehwild-Bestand: durch Schutzzäune um die Schonungen. Bambi & Co. lieben die Feinkost des Waldes. Sie haben sich, mangels natürlicher Feinde, kräftig vermehrt: „Früher hatte ein Reh ein Kitz, heute sind es zwei.“

Verändert hat sich nicht nur der Wild-Bestand – verändert hat sich auch der Geschmack des Publikums bei der Christbaum-Wahl. „Angefangen haben wir mit Fichte, und jetzt ist es zu 80 Prozent die Nordmanntanne“, berichtet Michael Tillmann. Dazu kommen Nobilis und – wegen ihrer aromatischen Öle – auch die Blaufichte. Wie groß sollen die Bäume sein?

„1,80 bis 2,30 Meter – das hält sich stabil“, entgegnet der Markt-Kenner, „auf dem Land etwas größer, in der Stadt etwas kleiner. Das hat etwas mit der Handhabung zu tun.“

Immer mehr Interessierte legen für ihren Baum in der Grübeck selbst Hand an. Sie machen daraus einen Event – nicht selten für die ganze Familie. Die ganze Familie Tillmann wiederum sorgt für einen schönen Tag. Denn der Hof verwandelt sich in einen kleinen Weihnachtsmarkt. Die Preise für den laufenden Meter Baum bleiben mit 17 Euro stabil. O Du fröhliche.