Beckum. Beckum hat endlich eine Dorfmitte. Das muss gefeiert werden. Am Samstag ist es soweit. Doch was ist vorher passiert?

Wo war früher Beckums Dorfmitte? Georg Wortmann guckt verschmitzt. Bevor er antwortet, macht der Ortsvorsteher eine kleine Pause: „Es gab keine.“ Die Frage nach dem Warum ist schnell beantwortet. Beckum ist ein Straßendorf an der Arnsberger Straße; sie wird in Navis üblicherweise als B 229 geführt. Dazu kommt: Die einstige Ladenzeile an Beckums Hauptverkehrsachse gibt es längst nicht mehr – bis auf die Filiale der Goldbäckerei Grote. Georg Wortmann und eine rund 40-köpfige Helferschar haben kurzerhand aus der Not eine Tugend gemacht. Sie haben eine Dorfmitte dort geschaffen, wo es wenig Verkehr und viel Platz gibt: im Dreieck zwischen Kirche, Schule und Integrationszentrum.

+++ BECKUMS DORFMITTE: WIE ALLES BEGANN +++

Die Arbeiten für die Dorfmitte Beckum haben im August 2022 begonnen: Ortsvorsteher Georg Wortmann, CDU-Ratsherr Heiner Lürbke, ein Mitarbeiter des Gala-Betriebs Wiesemann und Grundschulfördervereinskassierein Pamela Voge (von links).
Die Arbeiten für die Dorfmitte Beckum haben im August 2022 begonnen: Ortsvorsteher Georg Wortmann, CDU-Ratsherr Heiner Lürbke, ein Mitarbeiter des Gala-Betriebs Wiesemann und Grundschulfördervereinskassierein Pamela Voge (von links). © WP | jürgen overkott

Inzwischen sind die Arbeiten fertig. Dass am Samstag gefeiert wird, ist kein Zufall; es ist gewollt. Das weithin sichtbare Symbol für die Dorfmitte ist der Maibaum aus solidem Metall – wie so vieles gefertigt in ehrenamtlicher Profi-Arbeit.

Vier Standorte und ein Plan

Am Anfang stand ein Plan. Im Herbst 2021 steckten Georg Wortmann und CDU-Ratsherr David Bathe die Köpfe zusammen. Wie könnte die Dorfmitte aussehen? Aus Ideen wurden Dateien mit Text und Bild. Vier Standorte für neue Akzente wurden ausgemacht:

Teamwork für Beckums neue Mitte: Die Sieben stehen für eine rund 40-köpfige Helferschar.
Teamwork für Beckums neue Mitte: Die Sieben stehen für eine rund 40-köpfige Helferschar. © WP | jürgen overkott

1. Das Ehrenmal zwischen Kirche und Arnsberger Straße, einst Jugendtreff schlechthin, sollte durch Relaxbank und Sitz-Tisch-Kombination aufgewertet werden.
2.
Vorgesehen war zudem eine Aufwertung des Grünen Klassenzimmers vor der Grundschule.
3.
Obendrein gab’s einen Doppelplan für den Maibaum. Ein neuer musste her – und ein neuer Standort. Weg von der B 229, hin zum Integrationszentrum.
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Zudem wurde der Kirchplatz in die Planungen einbezogen. Die Umgestaltung sah eine Veranstaltungsfläche auf leicht abschüssigem Grund vor. Nebenher wurden die Grünflächen neugestaltet. Gartenbau-Ingenieurin Birgit Wiesemann brachte Fachwissen ein.

Auch über die Finanzierung des Vorhabens hatten sich Georg Wortmann und David Bathe beizeiten Gedanken gemacht. Mit Erfolg: Der örtliche Leader-Verein ließ sich vom Konzept überzeugen. 49.000 Euro aus EU-Geldern zur Förderung des ländlichen Raums flossen nach Beckum. Das sind – wie bei derlei Projekten üblich – 65 Prozent der Gesamtsumme. Der Rest muss durch Spenden finanziert werden – und durch Engagement. Kein Wunder, dass sich Ortsvorsteher und Ratsherr schon vor der Präsentation der Pläne bei Politik, Verwaltung und den Leader-Managerinnen Annika Kabbert und Leonie Loer Unterstützung aller 13 Dorfvereine sicherten. Der Förderverein der Grundschule stellte sich schließlich als Projektträger zur Verfügung. Einer fetter Zuschuss kam obendrein von der heimischen Sparkasse. Die Summe von 5000 Euro liegt deutlich überm üblichen Satz.

+++ BECKUMS DORFMITTE: DIE BAU-FORTSCHRITTE +++

Baubeginn war im August vorigen Jahres. Damals rollten Baumaschinen des Gala-Betriebes Wiesemann aus Neuenrade an. CDU-Politiker Heiner Lürbke stellte ebenfalls immer wieder schweres Gerät bereit.

Schwerstarbeit leistete die Metaller-Truppe um Manfred Bianga im Winter. Selbst bei Dauerfrost floss Schweiß in einer Halle des Hofes Cordes. Kein Wunder: Dort entstand der neue Maibaum. Wo die Metaller aufhörten, fing die Malergruppe um Georg Wortmanns Frau Elisabeth an. Schließlich, Mitte März, wurden zweieinhalb Tonnen Metall per Langholztransporter von Hof Cordes zum Integrationszentrum und dort per Kran von der Waagerechten in die Senkrechte.

+++ BECKUMS MAIBAUM: ER STEHT +++

Damit war die Arbeit aber längst nicht getan. Noch vor wenigen Tagen war der Maibaum nicht ganz komplett. Auch im Grünen Klassenzimmer standen Restarbeiten an. Überdies mussten einige Beete in Form gebracht werden.

Ehrenamtliche Arbeit geht dabei zuweilen in Schulunterricht über. Für die Bepflanzung des Hochbeetes im Grünen Klassenzimmer sind Schulkinder zuständig: Lernen mit den Händen. Damit das auf Dauer funktioniert, legt das Dorf Geld an für Waschbecken und Pflanztisch an. Es kommt aus einem gemeinsamen Fonds, den Dorf und Förderverein gegründet haben.

Am Sonntag, 30. April, wird gefeiert. Um 16.30 Uhr wird der Maibaum offiziell eingeweiht – mit Grußworten, Kaltem und Heißem sowie Musik. Die nächste Festivität steht auch bereits. Der Kindergarten St. Antonius bittet am Samstag, 6. Mai, 14.30 bis 16.30 Uhr, zum Familienfest. „Wir dürfen die Helferfete nicht vergessen“, sagt Pamela Voge schließlich. Der Termin steht noch an. Aber eines steht bereits fest, wie Heiner Lürbke feixte: „Die wird teuer!“