Balve. Noch mehr Verkehrschaos ist absehbar. Am Donnerstag wird eine marode B-236-Brücke in Altena gesperrt. Politik und Wirtschaft sind alarmiert.
Die ohnehin angespannte Verkehrssituation in der Region verschärft sich weiter. Am Donnerstag, 19. Januar, wird eine schadhafte B-236-Brücke in Altena bis auf Weiteres für den Lastwagenverkehr gesperrt. Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU), die heimische Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk (SPD) und der Märkische Arbeitgeberverband sehen die Entwicklung mit Sorge, wie sie der Westfalenpost auf Anfrage sagten.
+++ STADTWERKE-PROJEKT: DIE MOBILMACHUNG DES HÖNNETALS +++
Wegen zu viel Verkehrs ist eine Sonderprüfung des Bauwerkes durchgeführt worden, wie Straßen-NRW-Sprecher Andreas Berg in Hagen mitteilte. Bei der Sonderprüfung seien erhebliche Risse im Bereich der Längsträger sowie Schäden an den Brückenlagern festgestellt worden. „Wir müssen ablasten“, sagte Andreas Berg der Westfalenpost. Ab Donnerstag dürfen nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht über die Brücke fahren. Die Entlastung vom Schwerverkehr beuge einer weiteren Schädigung des Bauwerkes vor.
Lkw-Fernverkehr wird weiträumig umgeleitet. Die klassische Verbindung von Balve ins Lennetal und zur Sauerlandlinie bei Lüdenscheid führt über die B 229. Wie stark die Belastung der Straßen und ihrer Anwohner durch die Brücken-Sperrung in Altena ausfällt, bleibt für Berg abzuwarten: „Da müsste ich in die Glaskugel sehen.“ Zugleich machte der Sprecher des Landesbetriebes Menschen im nordöstlichen Gebiet des Märkischen Kreises etwas Hoffnung: „Ich kann mir vorstellen, dass viel Fernverkehr auf die B 54 ausweicht; sie verläuft parallel zur A 45 in Nord-Süd-Richtung.“
+++ A-45-DESASTER: BREMSE FÜRS MOBILITÄTSPROJEKT IM HÖNNETAL? +++
Bürgermeister Mühling fand, eine weitere Brückensperrung in der Region sei „natürlich eine weitere Hiobsbotschaft für die Region“. Allein die Folgen der Sperrung der der Sauerlandlinie bei Lüdenscheid seien in der Region „sehr deutlich“ zu spüren. Feststellbar sei „in jedem Fall, seit Sperrung der Rahmedetalbrücke, ein erhöhtes Lkw-Aufkommen über die B 229 bis Sanssouci und weiter über die B 515 in das Hönnetal“.
Die Folgen des weiteren Verkehrsengpasses in Altena für das Umland bewertete Mühling vorsichtig. „Ob diese Sperrung in Altena weitere Auswirkungen auf den Schwerlastverkehr im Raum Balve hat, kann ich schwer einschätzen. Die möglichen Folgen werden wir erst in der nächsten Zeit wahrnehmen können.“
+++ KOMMENTAR: MOBILITÄTSFALLE HÖNNETAL +++
„Wir haben große Sorgen um den Industriestandort Südwestfalen“, kommentierte die Bundestagsabgeordnete Lugk den nächsten Verkehrskollaps. Das Land müsse „schnellstmöglich Klarheit“ schaffen, welche Maßnahmen für die Brücke ergriffen werden müssen. Reiche eine Verstärkung aus? Oder müsse ein Neubau her? Wie schnell geschehe etwas? Lugk: „Die notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen dürfen jedenfalls nicht zu Lasten der Betriebe gehen.“ Lugk sah über die Einzelmaßnahme hinaus; sie forderte „ein Gesamtkonzept für das Lennetal“.
Azubis doppelt ausgebremst
Ähnlich betrachtete Andreas Weber vom Märkischen Arbeitgeberverband (MAV) die Lage. Der MAV hat Gefallen gefunden an der Forderung, einen Verkehrsbeauftragten für die ganze Region zu installieren. Mittelfristig müsse der Verkehr wieder ungehindert rollen. Die aktuelle Situation koste Unternehmen Zeit und Geld. Jenseits erschwerter Transporte verschärft das absehbare Verkehrschaos ein weiteres Problem: den Fachkräftemangel. Azubis im Hönnetal spüren es gerade doppelt. Entweder stehen sie in Autos oder im Schienenersatzverkehr im Stau. Die Hönnetalbahn steht bis Mitte Februar weitestgehend still.