Balve. Ukraine-Krieg hin, Lieferengpässe her: Heimische Unternehmen werben so stark wie selten zuvor um Nachwuchs. So läuft das bei der Paul Müller GmbH.
Traditionell in den Wochen vor den Osterferien besuchen die 65 Schüler der Jahrgangsstufe 9 verschiedene Firmen im Raum Balve, um dort ein Betriebspraktikum zu machen. Um ihren Schülern bei der Suche nach einer passenden Stelle behilflich zu sein, hat das Team der Realschule Balve dafür eine Datenbank mit rund 600 Firmen in der Region angefertigt. „Das soll unseren Schülern helfen, für sich die passende Praktikumsstelle zu finden und sich dort zu bewerben“, erklärt der begleitende Lehrer Olaf Weber beim Ortstermin bei der Garbecker Firma Paul Müller.
Nach Abi Ausbildung
Hier verbringt gerade die 15-jährige Kachina Okafor aus Garbeck ihr Praktikum in der Buchhaltung des Garbecker Ladungsträgerspezialisten. „Es macht mir hier sehr viel Spaß, und ich wurde direkt am ersten Tag sehr freundlich von allen hier aufgenommen. Ich habe bis jetzt hier schon sehr viel von allen gelernt. Dabei hatte ich die Möglichkeit die Vielfältigkeit der Buchhaltung einmal kennenzulernen. Ich habe bereits einen Einblick in den Einkauf, der Warenannahme sowie dem Versand und Verkauf hier erhalten. Es ist ein buntes Programm, was mir hier von Ausbilder Tobias Weber gezeigt wird.“
+++ SUPER-AZUBI BEI PAUL MÜLLER GMBH +++
„Kachina macht das alles sehr gut, und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sie hier super ins Team passen würde und ihre Ausbildung bei uns machen würde“, freut sich Weber über seine Praktikantin.
Sie selber, könne sich es sehr gut vorstellen, möchte aber nach der Realschule erst einmal ihr Abitur machen und dann vielleicht im Anschluss eine Ausbildung. Dann sehr gerne bei der Paul Müller GmbH.
„Nachwuchs bei Praktikanten und Auszubildenden ist bei uns immer gerne gesehen. Wir brauchen in der Zukunft immer fähigen Nachwuchs bei uns im Unternehmen“, erklärt Firmenchef Tobias Müller.
+++ PAUL MÜLLER GMBH REAGIERT AUF CORONA-KRISE MIT SPUCKWAND +++
Das Geschäft läuft gut, und die Auftragsbücher sind voll. Trotzdem hat Müller auch in dieser Zeit mit vielen Problemen zu kämpfen. „Wir haben viele Probleme, an Stahl zu kommen. Das meiste wurde in den letzten Jahren ja aus der Ukraine und Russland geliefert. Diese Quellen fallen ja jetzt weg. Wir müssen jetzt in der gesamten Logistik umdenken und besser in die Zukunft planen, um unsere Rohmaterial über andere Quellen zu bekommen und langfristiger zu ordern. Viele Lieferanten stornieren unsere Bestellungen, weil sie nichts liefern können. Unser Ziel ist es, unsere Lieferversprechen an unsere Kunden immer einzuhalten. Aber auch unsere Kunden, die meisten in der Automobilindustrie, haben momentan stark zu kämpfen. Sie haben sehr stark unter dem Krieg in der Ukraine zu leiden, weil viele Zulieferer dort ihre Manufaktur haben. Dementsprechend bekommen die Autobauer keine Baugruppen und brauchen im Gegenzug auch keine von uns gefertigten Ladungsträger.“
+++ PAUL MÜLLER GMBH IN GARBECK - SPEZIALANHÄNGER FÜR DEFEKTE E-AUTOS +++
Fahrer fehlen
Neben den Lieferanten haben es momentan auch die Logistikunternehmen nicht einfach, welche für Firma Müller auf den deutschen Straßen unterwegs sind. „Die Transportunternehmen leiden sehr stark im Moment. Nicht nur das die Preise für Diesel durch die Decke schießen, ihnen fehlen auch die Fahrer. Viele von ihnen kommen aus der Ukraine und Russland und sind nach dem Kriegsanbruch in ihre Heimat zurückgekehrt. Dementsprechend fehlen da die Kapazitäten für die Logistik. Und auch die Fuhrunternehmen müsse, so wie wir leider auch, die erhöhten Kosten für Material und Energie, an den Endkunden leider weitergeben. Das Ganze ist ein Teufelskreis.“