Balve. Die CDU wirbt um Zustimmung für ihr Ja zum Baugebiet Hönnewiesen. Warum sie daran glaubt, dass das Hochwasser-Risiko künftig beherrschbar sei.

Sie kam mit wenig Hoffnung, und nach der Abstimmung schlich Cäcilia Siedhoff förmlich aus der Schützenhalle in Garbeck. Sie hatte sich in den vergangenen Wochen so stark wie kaum jemand sonst gegen das Baugebiet Hönnewiesen stark gemacht. Am Ende stimmte die CDU im Stadtparlament, wie bereits im Ausschuss USB, für das Bauvorhaben. Trotz sechs Gegenstimmen gab es eine breite Mehrheit. Cäcilia Siedhoff kommentierte die Entscheidung nicht. Aber ihr Gesicht sprach Bände.

Rückblende. UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt hatte, wie zuvor im USB, geheime Abstimmung durchgesetzt.

Hochwasserschutz in den Hönnewiesen: Die Karte mit den blau markierten Bereichen zeigt die Prognose der Bezirksregierung Arnsberg für ein 100-jähriges Hochwasser.
Hochwasserschutz in den Hönnewiesen: Die Karte mit den blau markierten Bereichen zeigt die Prognose der Bezirksregierung Arnsberg für ein 100-jähriges Hochwasser. © /Bezirksregierung Arnsberg

CDU-Fraktionsvize Mathias Jedowski, in Vertretung des erkrankten Alexander Schulte, fasste noch einmal die abwägende Argumentation der Union zusammen.

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Wohnraum sei nötig, gerade bezahlbarer, vielfachem Bürgerwunsch entsprechend.

Das Hochwasser-Risiko sei beherrschbar. Mathias Jedowski begründete seine Einschätzung mit Vertrauen in die Expertise von Ruhrverband und Unterer Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises.

Die Stadt Balve sehe durchaus die Gefahr weiterer extremer Fluten, bedingt durch den Klimawandel. Renaturierung der Hönne und zusätzliche Retentionsflächen fürs Flusswasser sollen ihr begegnen.

SPD will Hochwasserschutz zuerst

SPD-Fraktionsvorsitzender Cay Schmidt sprach sich nicht grundsätzlich gegen das Baugebiet aus. Er setzte sich aber für eine Verkehrung der Prioritäten ein: erst Hochwasserschutz, dann Baugebiet.

Die CDU-Fraktion legte nach der Ratssitzung ein umfangreiches Positionspapier zu den Hönnewiesen vor. Damit wirbt sie offenkundig um öffentliche Zustimmung zu ihrer Entscheidung.

So heißt es, Schaffung von neuem Wohnraum in Balve und den Ortsteilen sei der Partei „ein besonders wichtiges Anliegen“. Die Union hat bauwillige junge Familien im Stadtgebiet im Blick. Sie denkt aber auch an Zuzug. Neben Einfamilienhäusern gehe es um altersgerechtes Wohnen und sozialen Wohnraum. Dafür seien Baugrund und Gebäude erforderlich, heißt es.

Dieser Linie folgt der geplante Hochwasser-Schutzwall für das Wohngebiet Hönnewiesen.
Dieser Linie folgt der geplante Hochwasser-Schutzwall für das Wohngebiet Hönnewiesen. © CDU/Stadt Balve

„Die Hönnewiesen eignen sich für verschiedene Wohnformen aufgrund ihrer Innenstadtnähe und den Möglichkeiten für barrierefreies Bauen. Auch handelt es sich um eine zentrale Möglichkeit zur Nachverdichtung unserer Stadt“, heißt es.

Die Union ist sich der Hochwasser-Gefahr in Hönne-Nähe bewusst. Die Stadtverwaltung habe bereits vor dem Jahrhundert-Hochwasser im vorigen Juli mit Maßnahmen zu Renaturierung der Gewässer und zur Schaffung von Überflutungsflächen begonnen. Sie seien inzwischen intensiviert worden. Konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz werden – wie es hieß – „voraussichtlich in diesem Jahr noch begonnen“. Eine wichtige Rolle spiele die Renaturierung der Hönne am Schulzentrum. Sie entlaste Innenstadt und Hönnewiesen. Renaturierung senke die Fließgeschwindigkeit des Flusses.

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Obendrein verfolge die Stadtverwaltung weitere Projekte zwischen Balve und mit demselben Ziel.

Auch die Zuflüsse und kleinere Gewässer im Stadtgebiet werden betrachtet, um dem Wasser bei erneuten Starkregenereignissen mehr Platz zu geben.

Die Union räumte ein, dass weite Teile der Balver Innenstadt seien. Das gelte auch für das Baugebiet. Allerdings machte die CDU einen Unterschied zwischen Risiko- und Überschwemmungsgebiet. Die Union betonte, das Baugebiet befinde sich eben nicht im Überschwemmungsgebiet.

Das Hochwasser-Risiko solle durch „eine leichte Anwallung von mindestens 50 Zentimetern über der Oberkante des bestehenden Geländes“ verringert werden.

Engstelle am Netto-Markt

Es sei geplant, in Höhe des Netto-Marktes „weitere Maßnahmen“ zu prüfen. Wasserbau-Experte Bruno Köck hatte im WP-Gespräch darauf hingewiesen, dass die Fußgängerbrücke eine Engstelle sei, die Hochwasser Gefahren berge.

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Ergänzt werde der Hochwasserschutz durch einen in den Bebauungsplan aufgenommenen Hinweis, der künftigen Bauherren wegen der Fluss-Nähe eine hochwasserangepasste Bauweise empfiehlt. Es gebe „zusätzlich entsprechende bauliche Vorgaben“.