Garbeck. Eine ungewöhnliche Sitzung des Ratsausschusses USB: Sie wurde für Kritiker des Baugebietes Hönnewiesen unterbrochen. Danach hielt die CDU gegen.
Bruno Köck stimmte noch vorm Hammelsprung der Ausschussmitglieder mit den Füßen ab. Für den Wasserbau-Ingenieur war die Sitzung zu Ende, noch bevor die geheime Abstimmung über das geplante Baugebiet Hönnewiesen begonnen hatte. Die Tür fiel hörbar ins Schloss. Dabei hatte der Abend für den Baugebiet-Kritiker und sein Team zunächst hoffnungsvoll begonnen. Was war passiert?
Der Ratsausschuss USB tagte in der Schützenhalle Garbeck. Das Gebäude hat zwar eine hallige Akustik. Aber es ermöglicht in Zeiten hoher Corona-Fallzahlen Sitzungen mit genügend Abstand.
+++ VERWALTUNGSVORLAGE ZU HÖNNEWIESEN IN BALVE GEHT NICHT AUF BÜRGER EIN +++
Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt (UWG) hatte den Hönnewiesen-Gegnern – ungewöhnlich – Gelegenheit gegeben, sich vor der Abstimmung zu äußern. Dafür wurde die Sitzung unterbrochen. Ein Trio aus der Bürgerschaft nutzte die Gelegenheit: Cäcilia Siedhoff, Bruno Köck und Elisabeth von Croy.
Cäcilia Siedhoff bezog sich auf eine Stellungnahme im öffentlichen Beteiligungsverfahren. Die Bezirksregierung in Arnsberg sehe das Baugebiet im Angesicht weiterer Hochwasserlagen als „nicht verantwortbar“ an. Diese Gefahr zu ignorieren, sei „fahrlässig“. Cäcilia Siedhoff sagte, dies Bebauung versiegele weitere Fläche. Dadurch werde der Hönne weiteres Niederschlagswasser zugeführt. Sie warb dafür, die Hönnewiesen als naturnahe Zone in Innenstadtlage für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen. Obendrein verwies Cäcilia Siedhoff auf eine Unterschriftenliste. 344 Bürgerinnen und Bürger sprechen sich dort demnach gegen eine Bebauung aus. „Wie bildet sich diese Meinung ab?“, fragte Cäcilia Siedhoff die 15 Ausschussmitglieder.
+++ HÖNNEWIESEN IN BALVE: PLÄNE LIEGEN ÖFFENTLICH AUS +++
Bruno Köck wiederholte seine Position, die er bereits im vorigen Sommer, nach dem Jahrhundert-Hochwasser vom 14. Juli, im Gespräch mit der Westfalenpost geäußert hatte. Der Wasser-Experte sieht die Hönnebrücke bei Netto als Flaschenhals mit Staugefahr für Wassermassen. Er befürchtet, dass zwei Drittel der geplanten Siedlung bei künftigen Extremfluten überschwemmt würden.
Elisabeth von Croy erinnerte daran, dass sich das Grundwasser nach dem Extrem-Hochwasser auch durch Betonschalen in Kellern gedrückt habe. Sie befürchtete, dass Eigentümer der Neubauten Schäden und Kosten bei weiteren Fluten drohen würden.
Vertrauen in Verwaltung
CDU-Ausschusssprecher Mathias Jedowski richtete sich in seiner Antwort direkt an die Hönnewiesen-Gegner. Er zeigte „großes Verständnis“ für ihre Position. „Ich verstehe, dass das eine emotionale Sache ist.“ Der Christdemokrat benannte das Ziel der Bebauung: „Zum bezahlbaren Wohnen gehört auch, dass wir genügend Wohnraum haben.“ Er sah die Hochwasser-Gefahr als nicht so dramatisch an wie die Gegner. Die Fläche sei im vorigen Juli „gar nicht völlig überflutet“. Der Ruhrverband habe seine Zustimmung zur Bebauung gegeben. Mathias Jedowski: „Wir arbeiten weiter am Hochwasserschutz.“ Unterm Strich sei die neue Siedlung „eine gute Sache für Balve“.
+++ HÖNNEWIESEN IN BALVE: HAMMELSPRUNG IM USB +++
UWG und SPD signalisierten, keine einheitliche Meinung zu haben. SPD-Sprecher Thomas Vogtmann: „Die SPD ist im Sommer abgesoffen – wir wissen, was Hochwasser ist.“ Er vertraue aber in die Verwaltung. Aus der UWG kamen auch kritische Töne.
Die Abstimmung endete mit klarer Mehrheit für das Bauvorhaben: Neun Mitglieder sagten Ja, vier nein, zwei enthielten. Die CDU verfügt über neun Stimmen.
Cäcilia Siedhoff will das Ergebnis nicht kampflos hinnehmen. Der Westfalenpost sagte sie: „Notfalls werden wir klagen.“