Balve. Von „Kyrill“ zum Käfer: 400 Hektar Waldfläche stehen in Balve frei. Das soll sich ändern. Aber wie? Der Landesbetrieb Wald + Holz hilft.

Erst kam „Kyrill“, dann kam der Käfer. Der Sturm wütete in der Nacht zum 19. Januar 2007. Der Borkenkäfer fraß sich in drei Jahren durchs Fichtenforste im Hönnetal. Inzwischen gibt es 400 Hektar Freifläche im Stadtgebiet. Förster Richard Nikodem zeigte dem Ratsausschuss USB buchstäblich, wie der Wald im Stadtgebiet aktuell aussieht. Doch wichtiger noch war sein Blick nach vorn.

Balves Förster Richard Nikodem wurde im Amt bestätigt. Thomas Schröder (2. von links, mit Geschäftsführer Heinz Schulte, rechts) von der Forstbetriebsgemeinschaft Balve und Julia Böning vom Landesbetrieb Wald und Holz unterzeichneten den Vertrag zu weiterer Zusammenarbeit (Archivbild aus dem Jahr 2020)
Balves Förster Richard Nikodem wurde im Amt bestätigt. Thomas Schröder (2. von links, mit Geschäftsführer Heinz Schulte, rechts) von der Forstbetriebsgemeinschaft Balve und Julia Böning vom Landesbetrieb Wald und Holz unterzeichneten den Vertrag zu weiterer Zusammenarbeit (Archivbild aus dem Jahr 2020) © Unbekannt | Landesbetrieb Wald und Holz

Damit ist Aufforstung gemeint. Der Landesbetrieb Wald und Holz hat sich darauf vorbereitet. Die anzupflanzenden Baumarten müssen zwei Kriterien erfüllen.

+++ KLIMAWANDEL SETZT BALVER WALD ZU: DAS IST JETZT NÖTIG +++

Sie müssen zum jeweiligen Standort passen. Grob gesagt finden Waldbesitzer Standorte mit nährstoffarmer Braunerde auf den Höhenzügen überm Hönnetal vor. Im Flusstal selbst sind nährstoffreiche Kalkböden zu finden.

+++ WALD IM HÖNNETAL: ROBUSTERE BÄUME ERFORDERLICH +++

Noch wichtiger aber ist, künftig Baumarten zu setzen, die mit dem Klimawandel vor Ort zurecht kommen. Wie sieht er aus? Die Faustformel lautet: Die Winter werden nasser und kürzer, die Sommer indes länger und trockener. Förster Richard Nikodem geht davon aus, dass sich die Wachstumsphase der heimischen Bäume durchschnittlich um 20 Tage verlängert. Das hat Folgen für den Wasserhaushalt. Eine längere Vegetationsperiode bedeutet: Bäume sind länger belaubt. Sie brauchen dafür mehr Wasser, als wenn sie kahl stehen. Zudem verdunsten Bäume über Blätter mehr Wasser als unbelaubt.

Ausführliche Beratung im Netz

Förster Richard Nikodem mit Borkenkäfer-Tüte
Förster Richard Nikodem mit Borkenkäfer-Tüte © WP | Jürgen Overkott

Der Landesbetrieb gibt Waldbauern für die Wiederaufforstung eine Internetseite an die Hand. Die Homepage heißt waldinfo.nrw.de. Bereits auf der Startseite findet sich ein Bereich mit Informationen zur Aufforstung. Er ist untergliedert in das „Unterstützungssystem Wiederbewaldung“ und „Vergleich Baumarten – Standorteignung“. Die Homepage ermöglicht auch eine exakte Flurstücksuche. Der Landesbetrieb rät beispielsweise für den Baumberg in Balve, bei mäßig starkem Klimawandel zum Waldentwicklungstyp Eiche-Buche/Hainbuche. Eiche solle mit 70 Prozent vorherrschen, heißt es, dazu bis zu 30 Prozent Buche. Möglich sei aber auch die Beimischung von Ulme, Ahorn, Esche, Linde,Kirsche, Elsbeere, Birke,Vogelbeere, Schwarzerle, Pappel, Aspe, Kiefer oder Weißtanne.

+++BORKENKÄFER SCHNELLER ALS DER STURM: DESHALB RICHTEN BÖEN KAUM SCHÄDEN AN +++

Der Erfolg der Aufforstung hängt nicht nur von günstigen Wetterbedingungen – er hängt auch davon ab, ob Schalenwild von den jungen Stämmen ferngehalten werden kann. Richard Nikodem: „Wir müssen den Wildbestand ‘runterdrücken.“ Jäger sollen sich mit den Eigentümer der Waldstücke absprechen. Ein weiterer kritischer Faktor bei der Aufforstung ist Geld. Das fehlt gerade kleinen Waldbesitzern nach der Borkenkäfer-Invasion. Das verleide manchem Eigentümer, hieß es im Ausschuss, die Lust an der Aufforstung.