Balve. Dürre, Wärme, Käfer: Bslves Wald geht es nicht gut. Aber Förster Richard Nikodem gibt dennoch nicht auf. Was hat er vor?
Winter ade – im Wald wird wieder gepflanzt. Dürre und Borkenkäfer führten zu besonders vielen kahlen Flächen in der Region. Revierförster Richard Nikodem erklärt der Westfalenpost, worauf bei Baumpflanzungen zu achten ist.
Ortstermin im Balver Wald. Weit unten im Tal liegend sind Balve Süd und das Gewerbegebiet von Garbeck zu erkennen, noch einige Meter bergan kommt die Kreuzeiche. Unterhalb des Wirtschaftsweges geht es heute um eine freie Fläche von etwa 1,5 Hektar, man könnte auch sagen ungefähr zwei Fußballfelder groß. Einige Baumsetzlinge sind bereits gepflanzt, mit bloßen Auge sind sie aus einigen Metern Entfernung nur an den sogenannten Tonkinstäben zu erkennen, die mit der Pflanze zusammengebunden werden: kleine Bambusrohre, die verhindern sollen, dass Rehböcke oder Hirsche ihr Geweih an den jungen Pflanzen fegen. Eine für das Wild nicht besonders wohlschmeckende Flüssigkeit wird als Verbissschutz an den Trieben aufgebracht.
Ein Forstunternehmen aus der Region nimmt die Neuanpflanzungen vor, Revierförster Richard Nikodem bespricht, wo welche Bäume ihren Platz finden sollen. „Die Lärche wäre hier eine gute Grenzbepflanzung“, ist man sich einig. Mitten auf der Fläche sind die beiden Waldarbeiter nun aber erstmal damit beschäftigt, Esskastanien zu setzen. Gut eineinhalb Quadratmeter Platz bekommt jedes Gewächs. Der Erdbohrer bohrt das passende Loch. Es ist aber auch ganz normal, dass nur ein kleiner Teil von ihnen ein wirklich stattliches Alter erreichen wird. Nikodem: „Die Esskastanien pflanzen wir an dieser Stelle zum ersten Mal und probieren aus, wie das funktionieren wird.“ Roteichen, Nobilis oder Douglasie sind aber auch in der Auswahl.
Die Waldarbeiter haben mehrere Bündel an Setzlingen in ihrem Auto mitgebracht. Der Wald der Zukunft, betont der Förster, wird bunt durchmischt sein statt von Monokulturen geprägt, für jeden Standort optimal angepasst. Wenige Meter, so Nikodem, könnten schon einen Unterschied machen, oder die Lage nach Norden oder Süden hin.
Am Wegesrand greift er nach einem Büschel Hainsimsen, ein Indikator für nährstoffarmen Boden. Das seien die Leitlinien, um die richtigen Neuanpflanzungen zu finden. Und das Wiederaufforsten des Waldes werde schließlich die große Aufgabe für die kommenden Jahre, nachdem durch drei trockene Sommer und Borkenkäferschäden nahezu der komplette Bestand der Fichten zum Opfer gefallen sei.
„In diesem Jahr schalten wir um“, sagt Richard Nikodem. Er meint damit, dass der Abtransport des massenhaft angefallenen Sturm- und Käferholzes aus den Wäldern rund um Balve bald geschafft sei. Gut 40.000 Festmeter habe man im vergangenen Jahr rausgeholt. „Das vier- bis fünffache eines normalen Jahres“, sagt der Revierförster. Für 2021 erwartet er noch einmal 10 bis 15 000 Festmeter. Einige, auch abgestorbene Bäume, möchte Nikodem eigentlich gerne stehen lassen. Etwa um den Jungbäumen Schatten zu spenden.
Aber da kritisiert der Forstwirt auch die NRW-Förderungspolitik, die das Geld nur für die Aufarbeitung von Schadensflächen fließen lasse und nicht für eine nachhaltige Aufforstungsstrategie. Dass die Waldbesitzer angesichts dramatisch eingebrochener Holzpreise versuchen würden, den Schaden zu begrenzen, sei verständlich. Der Erlös reiche, wenn überhaupt, gerade so für die Wiederaufforstung.
Dank GPS-gestützter Karten auf dem Tablet sieht Nikodem auch mitten im Wald metergenau, auf welchem Besitz er sich gerade befindet. Die Neuanpflanzungen in Nikodems Forstbezirk haben nun begonnen. Etwa 15.000 neue Bäume könnten es in diesem Frühjahr werden, so richtig Fahrt aufgenommen wird dann aber erst ab dem Herbst 2021. Dann sollen weitere 80.000 bis 100.000 Bäume gepflanzt werden. Die heimischen Baumschulen arbeiteten schon im Hochbetrieb.
Mehr Informationen aus dem Hönnetal: www.wp.de/staedte/balve