Balve/Menden. Die Zahl der Austritte aus der Kirche liegt 2022 in Balve ungewöhnlich hoch. Amtsgerichtschef Jung nennt Zahlen - und versucht eine Erklärung.
Die Zahl der Kirchenaustritte in Balve liegt bisher ungewöhnlich hoch. Das ergab eine Anfrage der Westfalenpost beim zuständigen Amtsgericht Menden.
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Amtsgerichtsdirektor Martin Jung erklärte: „Bisher sind 16 Austritte aus der Kirche von Bürgern aus Balve aktenkundig.“ Im gesamten vergangenen Jahr hat das Amtsgericht Menden 87 Kirchenaustritte Balver Bürgerinnen und Bürger verzeichnet. Hielte der Trend an, gäbe es in Balve bis zum Jahreswende etwa 130 Kirchenaustritte.
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Wie ist das Zahlenverhältnis katholisch-evangelisch? „Die entsprechende Information geht aus den hiesigen Registern nicht hervor“, entgegnete Jung. Anzunehmen ist, dass die Kirchenaustritte im kurkölnischen Sauerland vor allem die Katholische Kirche betreffen.
Pastoralverbund hält gegen
Bei der Debatte um sexualisierte Gewalt in Institutionen mit großem Machtgefälle steht die Katholische Kirche immer wieder im Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit. So hatten sich in jüngerer Zeit der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und nicht zuletzt der frühere Papst Benedikt XVI. angreifbar gemacht.
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Bei der Bewertung der aktuellen Austrittszahlen im Hönnetal stellt sich die Frage nach einem Zusammenhang mit Missbrauch – und wie hochrangige Kirchenvertreter damit umgehen. „Statistisch ist diese Frage nicht beantwortbar, da bedingt durch die Pandemie eine gleichmäßige Terminvergabe erfolgt, die keine Wellenbewegungen erkennen lässt“, erklärte Jung. „Die mündliche Auskunft der entsprechenden Mitarbeiter lautet indes, dass nach den entsprechenden Ereignissen verstärkt Termine beantragt werden.“
Der Pastoralverbund Balve-Hönnetal stemmt sich gegen die Entwicklung. Bereits 2019 stellte er ein Missbrauchsschutzkonzept vor.