Balve/Neuenrade. Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche: Dechant Andreas Schulte und sein Team finden deutliche Worte. Pastor Naton: „Ich schäme mich.“

Dechant Andreas Schulte und sein hauptamtliches Team des Pastoralverbundes Balve-Hönnetal reagieren mit deutlichen Worten in den Pfarrnachrichten auf den Missbrauch-Skandal in der Katholischen Kirche.

+++ GESTOHLENE, BESCHÄDIGTE KREUZE IN MELLEN: EIGENTÜMER FASSUNGSLOS +++

Firmunterricht in der Höhle: Pastor Christian Naton (am Altar) und Gemeindeassistentin Theresa Wagner (rechts).
Firmunterricht in der Höhle: Pastor Christian Naton (am Altar) und Gemeindeassistentin Theresa Wagner (rechts). © WP | Sven Paul

Dechant Schulte erklärt, er nehme „Verunsicherung und Empörung wahr“. Ehrenamtlichen sei die Frage gestellt worden: Warum machst Du eigentlich noch weiter mit? Andere sagen, gut, dass es zur Aufarbeitung komme. Dechant Schulte: „Ich spüre bei mir selbst Verunsicherung, schäme mich, erfahre aber auch, dass unsere Gemeindemitglieder differenzieren können. Mir hilft es, dass ich inzwischen über 20 Jahre im Bereich Balve und Neuenrade tätig bin. Da ist Vertrauen gewachsen. Aber umso mehr kann ich auch mitfühlen, wenn dieses Vertrauen enttäuscht beziehungsweise ausgenutzt wurde. Missbrauch in der Kirche darf es nicht geben. Das widerspricht dem Evangelium.“ Dechant Schulte setzt auf Reformen in der Kirche: „Ich verfolge interessiert den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und in der Weltkirche und hoffe auf entscheidende Veränderungen.“

+++ PASTORALGOTTESDIENST BALVE-HÖNNETAL FÄHRT ZWEIGLEISIG +++

Pastor Christian Naton schreibt in Großbuchstaben: „DERZEIT SCHÄME ICH MICH, PRIESTER ZU SEIN!“ Erklärtermaßen verärgert stellt Pastor Naton fest, dass „die Aufklärung der sexuellen Straftaten in der Kirche, die seit fast 20 Jahren ein Dauerbrenner in den Medien sind, so schwerfällig und zögerlich betrieben wird“. Es gehe „nicht um einzelne Sünder, sondern um ein systemisches Problem“. „Besonders widerlich und unverantwortlich“ sei es, „wenn bestimmte klerikale Kreise und Medien lediglich die Kritik an der Kirche bedauern, verfälschend von einer Hetzkampagne reden, Lügen als ,Fehler in der redaktionellen Bearbeitung’ bezeichnen und eigene Fehler mit dem 68er Zeitgeist begründen wollen“. Pastor Naton weist auf einen innerkirchlichen Widerspruch hin. Wiederverheiratete Geschiedene seien von Sakramenten und Ämtern ausgeschlossen, Zugleich werde die Weiterbeschäftigung von pädophilen Wiederholungstätern schöngeredet: „Das ist mit dem Evangelium unvereinbar“. Die Kirche müsse „grundlegend reformiert“ werden. Das Dekanat solle daran mitarbeiten.

Mitgefühl für die Opfer

Maximilian Wolf, Organist an seinem Arbeitsplatz in der St.-Blasius-Kirche (Archiv)
Maximilian Wolf, Organist an seinem Arbeitsplatz in der St.-Blasius-Kirche (Archiv) © WP | Jürgen Overkott

Gemeindeassistentin Theresa Wagner notiert: „Ich bin fassungslos, beschämt, wütend und auch traurig.“ Ihr sei bei ihrer Berufswahl klar gewesen, dass die Institution „nicht fehlerfrei“ sei: „Aber dieses Ausmaß des Missbrauchs und vor allem der Missbrauchsvertuschungentsetzt und beschämt mich.“

+++ GOTTESDIENSTE IM PASTORALVERBUND BALVE-HÖNNETAL: DIE STUNDE DER LAIEN +++

Kirchenmusiker Maximilian Wolf fühlt ausdrücklich mit den. Er verurteilt Täter und Taten „scharf“: „Ich hoffe sehr, dass die Kirche ihre Fehler einsieht, sich in aller Form dafür entschuldigt und sich grundlegend ändert.“