Balve. Boomtown Balve – nanu, was ist da los? Immobilienexperte Helmut Schäfer und Nachfolgerin Nancy Hempel über eine Trendwende. Aber Bauland ist rar.

Braucht Balve Baugebiete? Die Frage wurde im Ratsausschuss USB und Stadtparlament kontrovers diskutiert. Die Westfalenpost hat die Fakten gecheckt. Einer, der die Entwicklung des heimischen Immobilienmarkt so gut kennt wie sonst kaum jemand, ist Helmut Schäfer.

+++ BALVES BÜRGERMEISTER ZUM BAUGEBIET LIBORIWEG +++

Balves Schmandsack wird vermutlich im kommenden Jahr rechtskräftiges Baugebiet.
Balves Schmandsack wird vermutlich im kommenden Jahr rechtskräftiges Baugebiet. © Stadt Balve

„Wir stellen fest, dass der ländliche Raum wieder stark an Attraktivität gewonnen hat“, sagt der Immobilien-Experte. „Wir erleben ganz viel Zuzug aus der näheren Umgebung, Hemer, Menden, Iserlohn, inzwischen geht das bis Dortmund und Lüdenscheid. Das war vor vielen Jahren noch kein Thema.“ Der Wohnort Balve gelte inzwischen auf dem Markt „als absolutes Highlight“ – nicht nur bei Rückkehrern, die nach Lehre oder Studium wieder nach Balve ziehen. Das klingt wie Werbesprech. Kann Schäfer kann seine Einschätzung belegen?

Op’m Plasse fast vollgelaufen

Baugebiet Hönnewiesen (hier dargestellt als „Am Nierenhof“)
Baugebiet Hönnewiesen (hier dargestellt als „Am Nierenhof“) © Stadt Balve

„Sie kriegen hier kaum noch Objekte – nur noch über Kontakte“, weiß er. Tatsache ist: Bauland ist knapp. Baulücken könnten geschlossen werden – wenn Grundstückseigentümer bereit wären zu verkaufen. Doch vielfach bewegt sich nichts, wie Schäfer beobachtet: „Die Grundstücke bleiben den Kindern vorbehalten.“

Kein Wunder, dass Rat und Verwaltung die Entwicklung neuer Baugebiete vorantreiben. Das Baugebiet Op’m Plasse in Mellen ist – es wie im Wohnmarkt heißt – überraschend schnell vorgelaufen. Die Vermarkter seien von zehn Jahren ausgegangen. Tatsächlich habe es lediglich zwei Jahre gedauert.

Das Baugebiet Schmandsack soll, wenn die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises mitspielt, im kommenden Jahr Rechtskraft erlangen. Zudem beobachtet der Wohnungsmarkt aufmerksam, wie schnell es mit dem Baugebiet Hönnewiesen vorangeht.

Schäfer stellt sogar eine lokale Hitparade der beliebtesten Wohnlagen im Stadtgebiet auf. Demnach liegt der Kernort vorn: „Dann folgen die einzelnen Ortsteile, Garbeck, Mellen, Eisborn.“ Welche Interessen treiben den Kauf von Häusern oder Eigentumswohnungen?

„Sehr gefragt sind im Moment Kapitalanlageobjekte wie Eigentumswohnungen“, berichtet Schäfer. Der Markt habe sich gedreht. Früher habe er das Wort gar nicht erst in den Mund nehmen dürfen, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Schäfers Nachfolgerin Nancy Hempel sekundiert: „Sehr gefragt sind auch Mehrfamilienhäuser, die dann in die Vermietung gehen.“ Aber was bewegt Privatleute zum Eigentumskauf in Balve?

+++ IMMO-MARKT HÖNNETAL: VOLKSBANK ZUM MARKT-TREND +++

„Die Wohnqualität“, entgegnet Schäfer. „Sie wollen raus aus ihrem beengten Umfeld, aus ihrer Wohnung

Neubaugebiet „Op’m Plasse“  Balve
Neubaugebiet „Op’m Plasse“  Balve © WP | tdierkes, ,Stepmap

wie aus ihrer Nachbarschaft. Gerade in der Corona-Zeit leben wir mit unserem Platz, den wir hier haben, im Luxus. Diese Entwicklung hat die Landflucht, die wir bisher hatten gestoppt und ins genaue Gegenteil verkehrt.“ Dazu komme, dass der Glasfaser-Ausbau auch im HönnetalHome-Office ermögliche, fügt Hempel hinzu.

+++ IMMO-BOOM IN BALVE: DAS SAGT DIE SPARKASSE +++

Den Boom haben bisher nicht einmal jährliche Preissteigerung für Boden und Sachwerte von acht bis zehn Prozent bremsen können. Dabei seien Immobilien im Stadtgebiet keineswegs überteuert: „Die Preise sind marktgerecht“, sagt Schäfer, und das ist für Makler wie ihn und seine Nachfolgerin gut.

Schäfer erwartet, dass sich der beinahe überhitzte Markt durch das erwartbare Ende der Null-Zins-Phase etwas abkühlen werde. Doch eines sieht er für Haus und Grund nicht: sinkende Preise.