Balve. Der Wohnort Balve rockt wieder. Bürgermeister Hubertus Mühling im WP-Interview über den Immo-Boom, die Baugebiete in Balve – und den Liboriweg.

Das Hönnetal ist für Corona-Flüchtlinge aus den nahen Großstädten wieder „sexy“ geworden, wie der neue Immobilienchef der Volksbank, Uwe Kleppel, in der Westfalenpost befand. Dafür sind Grundstücke erforderlich. Was hat die Stadt? Bürgermeister Hubertus Mühling stand Rede und Antwort.

Bauen liegt in der Null-Zins-Phase im Trend. Wie groß ist das Interesse in Balve?

Hubertus Mühling Es ist ja nicht nur die Niedrig-Zins-Phase. Ich habe im Laufe der Jahre Wellenbewegungen erlebt: Stadtflucht, Landflucht. Das Land ist wieder in Mode. Das hängt nicht nur mit Corona zusammen. Das hängt auch mit den explodierenden Immobilienpreisen im Umland zusammen. Damit meine ich nicht nur die Großstädte wie Dortmund; das fängt schon in Menden, Iserlohn und Hemer an. Die Leute bewegen sich wieder in Richtung Land – was wir sehr begrüßen.

Gibt es bei der Stadt Anfragen nach Bauland?

Baugebiet Liboriweg in Garbeck: Die Stadt muss mit rund 60 Eigentümern verhandeln.
Baugebiet Liboriweg in Garbeck: Die Stadt muss mit rund 60 Eigentümern verhandeln. © WP | Günter Tolle

Ja, das ist so. Ich bin ja schon ein paar Tage im Amt. Aber so etwas habe ich noch nicht gehabt. Direkte Anfragen bei uns gab es noch nie. Das lief früher immer über Immobilienmakler.

https://www.ikz-online.de/staedte/balve/baugebiete-in-balve-schnadt-knoepft-sich-cdu-vor-id229481062.html

Spiegelt sich das steigende Interesse in der Einwohnerstatistik?

Wir nehmen zum ersten Mal seit fünf Jahren wahr, dass sich der Trend beim Einwohnersaldo gedreht hat, nicht so sehr bei Geburten und Todesfällen, aber auf jeden Fall bei Zuzug, Wegzug. Wir hatten im letzten Jahr zum ersten Mal wieder ein Zuwanderungssaldo. Da wollen wir als Stadt schauen, dass wir ‘was anbieten können.

Was nicht so einfach ist.

Für eine Stadt stellt sich immer die Frage: Hat sie selbst Flächen, die sie anbieten kann – oder nicht? Die Eigentümerfrage ist eine ganz entscheidende Frage. Wo die Stadt Eigentümerin von Grundstücken ist, kann sie sie auch entwickeln. Uns interessiert: Wie groß ist der spezifische Wohnraumbedarf? Früher teilten sich große Familien eine kleine Wohnung. Heutzutage wollen doch die meisten am liebsten 70 Quadratmeter für sich. Der Bedarf Quadratmeter pro Kopf steigt.

Wie gut läuft es, gebrauchte Immobilien in Balve zu vermitteln?

Gebrauchte Immobilien gehen hier weg wie warme Semmeln, sofort, egal in welcher Lage. Es gibt keinen Leerstand. Viele Leute können sich die Immobilie herrichten, und eine Hand hilft der anderen.

https://www.wp.de/staedte/balve/wirbel-um-baugebiet-liboriweg-id231439563.html

Und Neubaugebiete?

Screenshot des Drohnen-Videos der Balver CDU: Es zeigt das Schulzentrum am Krumpaul. Dort soll künftig das Quartier an der Hönne entstehen.
Screenshot des Drohnen-Videos der Balver CDU: Es zeigt das Schulzentrum am Krumpaul. Dort soll künftig das Quartier an der Hönne entstehen. © screenshot: WP | CDU Balve

Die haben wir auch, aber mit klarem Verstand und strukturiert entwickelt. Das Baugebiet Schmandsack ist ein ewiges Thema. Es soll jetzt das zentrale Baugebiet für die Kernstadt werden. Das soll nicht heißen, dass die Ortsteile hinten ‘rüber fallen, aber der Schwerpunkt liegt eben auf Balve. Der Bebauungsplan kommt jetzt, er soll noch in diesem Jahr seine Rechtskraft erlangen. Die Stadt hat die Fläche schon vor Jahren gekauft. Bedingt durch die Planung bedarf es aber noch externe Flächenkäufe, für die Zuwegung. Da sind wir noch nicht ganz am Ende des Weges. Es wird zwingend Zeit, dass wir das Baugebiet Schmandsack in die Erschließung bekommen, damit die Grundstücke verkauft werden können.

Es ist nicht das einzige Baugebiet.

Das zweite Gebiet liegt hinter dem neuen Radweg an der Hönne. Da sind aber nicht wir am Zuge, sondern ein privater Investor. Mit dem Investor gibt es eine Planungsvereinbarung. Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr mit dem Bebauungsplan beginnen.

https://www.wp.de/staedte/balve/hoennewiesen-stadtnahes-baugebiet-id229282506.html

Was unterscheidet die Gebiete?

Sie haben eine unterschiedliche Gewichtung vom Kundenstamm her. Das untere Gebiet ist city-nah, kurze Wege zu Ärzten und Apothekern, aber auch zu Aldi und Lidl, also etwas für Best-Ager. Beim Schmandsack sollte man den Fokus auf jüngere Familien legen, auch mit Blick auf das nahe Schulzentrum. Es soll umgewandelt werden in ein Quartier an der Hönne, mit Schule, Kindergarten Bücherei, VHS, Veranstaltungsort und Sport: Der Arbeitsauftrag ist da. Das Quartier im Zentrum wird extrem aufgewertet. Da haben Sie die städtebauliche Facette. Da werden wir auch gucken, wo es Fördermittel gibt. Das können wir als Stadt nicht alleine stemmen.

Dann gibt es noch das leidige Thema Liboriweg. Bewegt sich ‘was?

Jein. Wir haben das Baugebiet 2010 schon erster Klasse beerdigt, auch mit den Stimmen der UWG. Das wird manchmal vergessen. Dann gibt es einen Eigentümer, der Flächen zugekauft hat, mit der klaren Aussage, sie einer Bebauung nicht zuzuführen. Wir suchen nach einem Konzept ohne diese Flächen, um herauszufinden: Was ist überhaupt noch möglich?

Eine abgespeckte Version.

Eine sehr abgespeckte Version. Wir warten händeringend auf das Planungsbüro. Die Unterlagen sollen in diesem Frühjahr noch kommen.