Balve/Lüdenscheid. Balve steigt in der Gunst der Häuslebauer. Doch das hat seinen Preis, buchstäblich. Volkbank-Experte Uwe Kleppel kennt den Hintergrund.

Der Immobilienboom ist in Zeiten von Negativzinsen auf große Spareinlagen ungebrochen. Längst ist der Trend im Hönnetal angekommen. Fragen von Uwe Kleppel von der Volksbank Südwestfalen.

Das bundesweit tätige Maklerunternehmen von Poll sagt, die Immobilienpreise im Märkischen Kreis schießen in die Höhe, vor allem in Iserlohn und Lüdenscheid. Wie sieht es im Hönnetal aus?

Uwe Kleppel Der Trend ist richtig beschrieben. Wir haben kaum noch Immobilien in unserem eigenen Exposé. Bei Gebraucht-Immobilien ist das so, dass sie uns gar nicht mehr erreichen. Wenn jemand verstirbt, wird das Haus auf privater Ebene verkauft. Das Interesse in Balve und Neuenrade ist groß. Wenn jemand verstirbt, wenden sich Interessenten direkt an die Erben.

Wie haben sich die Baulandpreise entwickelt?

Geplantes Baugebiet in den Hönnewiesen: Die Pläne liegen öffentlich aus.
Geplantes Baugebiet in den Hönnewiesen: Die Pläne liegen öffentlich aus. © WP | Stadt Balve

Wir haben jetzt Preise in Neuenrade, die sich bei 130 Euro pro Quadratmeter bewegen. Es gibt ja kaum ausgewiesenes Bauland. Gut, in Balve gibt es am Schmandsack und hinter Aldi Überlegungen. Aber das kommt so recht nicht vorwärts. Die Preise für Grund und Boden haben sich in den vergangenen zwölf Monaten um zehn, 15 Prozent erhöht.

+++ POLITIK WILL BAUGEBIET HÖNNEWIESEN +++

Liegen die Preise für Bauland in Neuenrade höher als in Balve?

Sie können sagen: Je näher das in Richtung A 45 geht, desto höher liegen die Preise. Wir vermarkten gerade das Baugebiet Düsternsiepen bei Werdohl, und das ging in den vergangenen Jahren nicht so gut. Das hat sich aber gerade verändert. Die Nachfrage ist groß. Düsternsiepen liegt ja schon vergleichsweise nahe an der A 45.

+++ BÜRGERMEISTER MÜHLING ÜBER BAULAND +++

Corona soll dem ländlichen Umfeld von Hagen und Dortmund geholfen. Stimmt das?

Ja, das kann ich bestätigen, eindeutig. Wir nennen das den zusätzlichen Corona-Effekt. Die Menschen wünschen einfach mehr Freiraum. Sie wollen Home-Office, sie wollen einen Garten für die Kinder haben, und nach wie vor ist es so, dass wir deutlich einen Zuzug aus den Ballungsräumen in die ländlichen Räume merken.

Mobilität war bisher ein Hemmschuh. Denken Immobilienkäufer heutzutage anders darüber?

Ja, die Leuten denken eher an mobiles Arbeiten. Das macht natürlich nur dann Sinn, wenn man zuhause die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen. Wenn Du zwischen Deinen Kindern arbeiten musst, dann leiden am Ende alle darunter. Balve und Neuenrade haben in dieser Hinweis gewonnen. Die Leute haben gemerkt, dass sie hier Gestaltungsmöglichkeiten haben.

Ein wichtiger Faktor für den Hauskauf ist die digitale Infrastruktur. Was nehmen Sie am Markt wahr?

Einzelhandel an der Hönnetalstraße (B229) in Balve: Gute Infrastruktur zieht.
Einzelhandel an der Hönnetalstraße (B229) in Balve: Gute Infrastruktur zieht. © WP | jürgen overkott

Wir merken, dass der Anspruch an die Politik, hier etwas zu tun, sehr groß. Und ich sage das nicht nur für Privatkunden, ich bin ja auch für die Firmenkunden zuständig. Der Druck nimmt zu. Durch das Thema Home-Office steigen die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Netze. Bei der Entwicklung neuer Baugebiete geht nichts mehr ohne Breitbandversorgung. Niemand würde mehr in eine digitale Enklave ziehen.

+++ HÖNNEWIESEN: BAUPLAN LIEGT AUS +++

Welche Anforderungen an die Infrastruktur stellen Hauskäufer denn noch?

Der Einzelhandel muss vorhanden sein. Die Hausarztpraxen müssen vor Ort sein, Schulen und Kindergärten. Wichtig ist, dass die wichtigen Einrichtungen vor Ort sind, damit niemand dafür 50 Kilometer fahren muss.