Balve. Umweltschutz gegen Umweltschutz. Im Balver Wald sollen drei Windräder entstehen. Warum der Kreis das kritisch sieht.

Im Balver Wald ist die Errichtung von drei Windrädern geplant. Die Politik sieht sich auf unterschiedlichen Entscheidungsebenen nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts unter Zugzwang. Die Richter hatten mehr Engagement für den Klimaschutz gefordert. Doch genau da könnten sich Zielkonflikte ergeben. Der Balver Wald ist in weiten Teilen ein Naturschutzgebiet (NSG).

Seit 2015 ist der Höhenzug zwischen Balve und HemerNaturschutzgebiet. Das hat der Kreistag beschlossen. Das NSG umfasst eine Fläche von knapp 450 Hektar. Was planen die Erzeuger erneuerbarer Energie auf Balver Boden?

Kreis befürchtet: Waldgebiet wird zerschnitten

Balve, Windkraf: Drei Anlagen sind geplant.t
Balve, Windkraf: Drei Anlagen sind geplant.t © Unbekannt | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Der Märkische Kreis teilte dieser Tage im Rahmen einer Öffentlichen Bekanntmachung mit, das Gladbecker Unternehmen SL Naturenergie habe bereits am 15. März dieses Jahres Errichtung und Betrieb von drei sogenannten Windenergieanlage vom Typ Enercon E-138 EP 3 beantragt. Das Windrad soll in Garbeck stehen, auf Flur 9, Flurstück 85, und auf Flur 9, Flurstück 96. Deren Höhe wird mit knapp 230 Metern angegeben. Die Nennleistung des Windrades beträgt jeweils 4,2 Megawatt (MW).

Der Kreis verlangt eine Umweltverträglichkeitsprüfung – zumal er „eine erhebliche und nachteilige Auswirkung“ auf die Umwelt sieht. So werde ein zusammenhängendes Waldgebiet zerschnitten. Das habe Folgen für Pflanzenwelt und Tiere. Zudem werde das Landschaftsbild verändert.

Keine Getriebe, keine Geräusche

Das Unternehmen SL Naturenergie erklärte auf Anfrage der Westfalenpost, es handele sich um „modernste, getriebelose Anlagen der Firma Enercon“. Die Windräder kommen demnach ohne Getriebe aus. Damit entstehen kein getriebetypischer Verschleiß und keine entsprechenden Geräusche. Zudem müssen keine getriebebezogenen Schmiermittel oder vergleichbare Flüssigkeiten eingesetzt werden.

Zur Umweltverträglichkeitsprüfung meinte Geschäftsführer Milan Nitzschke, der Bau der Windräder seien allein „durch den erheblichen Beitrag zum Klimaschutz“ verhältnismäßig. Derlei könne zurzeit keine andere Maßnahme in Balve und Umgebung „in vergleichbarer Größenordnung leisten“. Nitzschke versprach, eine Umweltverträglichkeitsstudie von einem unabhängigen Gutachter erstellen zu lassen und zu veröffentlichen.

Nitzschke weiß, dass der Bau der Windräder Umweltprobleme verursacht: „Die Anlagenstandorte liegen im Forst. Für die Anlieferung der Komponenten und Baumaßnahmen werden möglichst geringe temporäre Maßnahmen an den Wegen vorgenommen. Lediglich die Flächen von Fundament und Kranstellfläche bleiben für die Betriebsdauer versiegelt. Danach wird vollständig zurückgebaut.“ Nitzschke kündigte an, für Rodungen an anderer Stelle entweder aufzuforsten oder aber Nadelwald in Laubwald umzuwandeln. Er deutete an, dass der Wald-Ausgleich größer sein könnte als die Rodungen.

Wie ist der Stand der Planungen? Nitzschke: „Der aktuelle Regionalplanentwurf der Bezirksregierung Arnsberg sieht in dem Gebiet, in dem wir die Genehmigung der drei Windenergieanlagen beantragen, eine Windvorrangzone vor, die allerdings im Flächennutzungsplan der Stadt Balve noch nicht enthalten ist. Insgesamt besteht im Stadtgebiet Balve nach unserer Auffassung noch kein substanzieller Raum für Windenergiestandorte. Es gibt schlicht nicht genug ausgewiesene Fläche, um der Verantwortung der auch die Stadt Balve unterliegt, Klimaschutz im Bereich der Energieerzeugung zu ermöglichen, gerecht zu werden.“ Daher habe SL Naturenergie die drei Standorte im Balver Wald beantragt. Die Firma betont, seine Pläne mit der Stadt „in kooperativer Zusammenarbeit“ umzusetzen. Der Zauberwort für Politik und Verwaltung heißt „kommunale Wertschöpfung“.

Windräder der neuesten Generation gelten als effizient. Der Wirkungsgrad liegt laut Nitzschke bei 45 bis 50 Prozent. Photovoltaikanlagen kommen nur auf 20 bis 22 Prozent. Ein Windrad erzeugt demnach Strom für 3.500 Haushalte – und es gleicht den Kohlendioxid-Ausstoß von 1.000 Menschen aus.

Mal sehen, wie der Bau-Ausschuss am Dienstag diskutiert.