Hemer/Balve. Im Balver und Hemeraner Wald sollen sieben Windkraftanlagen entstehen. Doch die Stadt weiß so recht von nichts.
Die Verwaltung der Stadt Hemer fühlt sich beim Windpark-Projekt der Firma BayWa r.e. im Balver Wald übergangen. Gespräche sollen folgen.
Der Vorstoß des Windpark-Investors BayWa r.e. hat bei Hemers Stadtverwaltung für Verunsicherung gesorgt. Inzwischen hat der Technische Beigeordnete Christian Schweitzer offiziell im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr eine Stellungnahme zu dem Projekt abgegeben. Er steht dem Vorgehen der Firma aus München skeptisch gegenüber.
Vor allem hat sich Schweitzer gewundert, warum sich die Firma nicht vor der Vorstellung des Projekts im Internet an die Verwaltung der Stadt gewendet habe: „Die BayWa r.e. hat mit uns gar nicht gesprochen“, sagte der Technische Beigeordnete.
Windräder im Balver Wald
Zur Erinnerung: Die Firma will auf zwei Grundstücken im Balver Wald sieben bis zu 238 Meter hohe Windräder bauen.
Der Auftritt des Energie-Unternehmens erwecke im Internet den Eindruck, als sei der Windpark eine beschlossene Sache, sagte Schweitzer. „Die Genehmigungsfähigkeit ist aber überhaupt nicht abschätzbar“, erklärte der Technische Beigeordnete. Zudem seien, das habe ein Artenschutzgutachten der Stadt von 2015/16 gezeigt, die Flächen nur bedingt und mit Auflagen für die Erstellung eines Windpark geeignet.
Für die Genehmigung müsse die Firma nun ein eigenes Gutachten erstellen. „Alle Belange stehen noch aus und sind von der Firma ordentlich abzuarbeiten“, erläuterte Schweitzer.
In Kürze will die Stadt Hemer mit dem Unternehmen in Kontakt treten und einen Vertreter einladen. Dass die Stadt auf die Firma zugehe, sei unüblich. „Normalerweise sind es die Investoren, die sich bei der Stadt vorstellen. Aufgrund der Wichtigkeit des Themas gehen wir nun auf BayWa zu“, sagte der Technische Beigeordnete.
BayWa spricht von Vorlauf
Das Unternehmen hält gegen. Von einem Sprecher der BayWa r.e. heißt es: „BayWa r.e. ist auch bei diesem Projekt mit zeitlichem Vorlauf und umfangreichen Informationsmaterial an die zuständigen Stellen herangetreten.“
Zuständig für die Genehmigung ist der Märkische Kreis. Christian Schweitzer erklärte aber: „Das entscheidet der Kreis in Einvernehmen mit den betroffenen Städten.“ Der Windpark soll in einer Fläche südlich von Brockhausen und einer anderen Fläche südlich von Stephanopel entstehen. Betroffen davon sind die Städte Hemer und Balve.
„Vielleicht können wir eine Zusammenarbeit mit Balve anstoßen“, schlug Ausschussmitglied Andrea Lipproß (FDP) vor. Die Mitglieder im Ausschuss einigten sich aber erstmal darauf abzuwarten.
Panik nicht angemessen
Christian Schweitzer plädierte zudem dafür, das Thema zu diesem frühen Zeitpunkt nicht ideologisch aufzuheizen. „Natürlich kann man darüber diskutieren, wie grün ein Windpark im Wald ist – andererseits muss die Energie ja auch irgendwo herkommen. Euphorie oder Panik sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen.“
Die Firma BayWa r.e. plant im Januar 2021, den Antrag einzureichen. Vorher muss die Firma noch zahlreiche Gutachten abliefern.
Balve will abwarten
Und Balve? Bürgermeister Hubertus Mühling hält die Karten eng an der Brust. Auf Anfrage der „Westfalenpost“ meinte er, der Stadt Balve seien die Pläne der BayWa r.e. „lediglich aus der Presse bekannt“. Punkt.
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