Balve/Hemer. Bis 2021 will das Unternehmen BayWa im Balver Wald einen Windpark errichten. Geld soll per Crowdfunding von Kleinanlegern kommen.

Das Unternehmen „BayWa r.e.“ will 2021 einen Windpark im Balver Wald in Betrieb nehmen. Sieben bis zu 238 Meter hohe Windräder sollen auf zwei Waldflächen gebaut werden. Investor ist der Projektentwickler und Erneuerbare Energien-Experte „BayWa r.e.“ aus Braunschweig. Über ein Crowdfunding – Geldeinsammeln bei Kleinanlegern – sollen sich Privatleute und Unternehmen beteiligen.

Jahrelang war es ruhig um das Thema Windkraft in Hemer. Erfassung von Pflanzenwelt und Artenschutzvorprüfung zu potenziellen Windenergie-Standorten in Hemer erfolgte im Jahr 2013. Die Stadtwerke Hemer und der regionale Energie-Versorger Mark E kündigten eine Kooperation für mögliche Windkraftanlagen an.

Jahrelang politische Windstille

Der politische Streit um Abstände und Konzentrationszonen legte die Pläne jedoch auf Eis. Die Bezirksregierung listete die möglichen Konzentrationszonen im Balver Wald noch in diesem Januar mit dem Status „in Bearbeitung“ auf.

„Wir haben keine Informationen von der Stadt, dass sich etwas positiv entwickelt. So lange ruht das Thema bei uns“, sagte die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hemer, Monika Otten. So stehen die Stadtwerke in keinerlei Geschäftsbeziehung zum jetzigen Investor BayWa r.e.

Auch der Stadt Hemer liegen keine neuen Informationen vor. Genehmigungsbehörde ist der Märkische Kreis. Im Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt und Verkehr an diesem Dienstag will die Verwaltung einen Sachstandsbericht geben.

Heppingsen und Ostenberg

Mit der Ruhe dürfte es seit gestern vorbei sein, denn jetzt drängt die Konkurrenz auf den Markt und hat die Internetseite www.windpark-hemer.de freigeschaltet. Die BayWa r.e. hat die Projektrechte für den Windpark Hemer im Dezember 2015 übernommen. Sie hat sich offenbar von Waldbesitzern Flächen für den Anlagenbau gesichert. Die größere Fläche befindet sich auf der Bergkuppe zwischen Heppingsen im Stephanopeler Tal und Garbeck, die zweite Fläche im Balver Wald am Ostenberg.

Der Abstand zu den allgemeinen und reinen Wohngebieten beträgt nach Unternehmensangaben mehr als 1,5 Kilometer. Städtische Grundstücke oder Flächen der Stadtwerke stehen offenbar nicht zur Verfügung.

Das Unternehmen will in den kommenden Monaten die notwendigen Kartierungen für den Genehmigungsantrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz für das Projekt starten. Im Windpark Hemer sollen nach aktueller Planung sieben Windenergieanlagen des Typs Nordex N149 mit einer Nabenhöhe von 164 Metern und einer Nennleistung von je 4,5 Megawatt errichtet werden. Die Gesamthöhe der einzelnen Windenergieanlagen beträgt bis zu 238,5 Meter. „Die Anlagen werden circa 85.000 MWh grünen Strom pro Jahr erzeugen – das entspricht dem jährlichen Strombedarf von über 28.000 Zwei-Personen-Haushalten“, teilt BayWa r.e. mit.

Mit dem Projekt steht das Unternehmen noch ganz am Anfang. Geplant ist, den Genehmigungsantrag für den Windpark Hemer im Januar 2021 einzureichen. Bis dahin sind umfangreiche Planungen und Kartierungen notwendig. Zum Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gehören Stellungnahmen aller betroffenen Fachbehörden sowie Trägern öffentlicher Belange.

Öffentlichkeit wird beteiligt

Um Anwohner und Bürger über den weiteren Projektfortgang zu informieren, hat BayWa r.e. eine Projektwebsite eingerichtet. Unter www.windpark-hemer.de finden sich erste Informationen zum Projekt – von der Planung über Technik bis hin zu Ausgleichsmaßnahmen für Natur und Artenschutz.

Gerade der Naturschutz dürfte zum großen Thema werden, denn die geplanten Windparks befinden sich unweit der Naturschutzgebiete im Hönnetal und im Balver Wald.

Über Kohlberg entscheidet Gericht

Wie umstritten solche Anlagen sind, zeigt sich in direkter Nachbarschaft. In Sichtweite des Windparks Balver Wald liegt die geplante Windkraftanlage auf dem Kohlberg, um die seit 2015 juristisch gestritten wird. Auch dort sind sechs bis zu 200 Meter hohe Windräder geplant. Die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt als Kläger wirft dem Kreis vor, die von der Firma SL Naturenergie geplanten Windräder widerrechtlich genehmigt zu haben. Seit 2017 gilt auf dem Kohlberg ein Baustopp. Am 1. Juli will das Verwaltungsgericht Arnsberg im Hauptsacheverfahren entscheiden.

Gegner des Vorhabens argumentieren: Die Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes der Kohlberg-Giebel-Hochfläche würden durch die Windräder „vollständig vernichtet“. Außerdem sei schon die Ausweisung einer Vorrangfläche für Windenergie auf dem Kohlberg rechtswidrig gewesen. Das benachbarte Landschaftsschutzgebiet Balve Mittleres Hönnetal, hieß es, sei nicht hinreichend gewürdigt worden.