Balve/Neuenrade. Die Windräder auf dem Kohlberg stehen nach dem Baustopp halbfertig herum. Die Debatte indes läuft weiter.

Mit dem vom Oberverwaltungsgericht Münster verhängten Baustopp für die Windräder auf dem Kohlberg ist die Debatte keineswegs beendet. Maik Wiesegart, Inhaber der Bike-Schule Sauerland in Neuenrade und Balvern, hat sich durch seine Zusammenarbeit mit Hönnevital-Chefin Anja Dransfeld gemeinsam mit den Neuenradern Andreas Raphael und Markus Böhnisch zu Wort gemeldet. Sie fordern in einem „Plädoyer für einen raschen Weiterbau und die Inbetriebnahme der Windkraftanlagen“: „Lasst Vernunft walten.“

Maik Wiesegart (hintere Reihe, 2. von rechts) engagiert sich vielfältig in Neuenrade und Balve (Archiv).
Maik Wiesegart (hintere Reihe, 2. von rechts) engagiert sich vielfältig in Neuenrade und Balve (Archiv). © WP | Klötzer

Die drei Bürger sehen sich als Teil der „schweigenden Mehrheit”, die für Windenergie sei. Bei der Diskussion um den Lebensraum zum Teil bedrohter Tiere sehen sie den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzt. Der Rotmilan werde nicht vorrangig von Windkraftanlagen bedroht. Eine Hauptursache sei vielmehr „Nahrungsmangel, ausgelöst durch intensivere Landwirtschaft und die damit einhergehende Verschlechterung der Erreichbarkeit von Beute“.

Wiesegart und Co. betonen Naturverbundenheit und Ortskenntnis. „Wir sind selbst gerne zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Kohlberg unterwegs. Wir wissen, was dieser Berg für Neuenrade bedeutet. Wir wissen aber auch, was dieser Berg in den vergangenen Jahren gelitten hat. Durch intensive Bewirtschaftung, Stürme und den Borkenkäfer. Und der Kohlberg zeigt uns nicht nur diese dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Als Kinder und Jugendliche waren wir regelmäßig auf der Skipiste, haben dort sogar das Skifahren gelernt. Und jetzt?“

Im Hinblick auf den regional erfahrbaren Klimawandel sehen Wiesegart und Co. Windkraftwerke „als kleines Übel“. Diese Form der Energiegewinnung sei „unabdingbarer Teil eines Beitrages gegen den fortschreitenden Klimawandel“.

Wiesegart und die Mitstreiter sagen mit Blick auf den Energie-Bedarf, „dass es noch einiger Anstrengungen und pfiffiger Ideen bedarf, um unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen und dass die Windenergie für eine lebenswerte Zukunft unverzichtbar ist“.

Wettbewerbsfähig und sauber

Weiter heißt es: „Wir sind der Überzeugung, dass es eine Initiative der Bürger braucht, die für etwas ist – und nicht immer nur dagegen. Ja, an diesen Windrädern verdient jemand. Das ist gut so. Denn da kommen Stromerzeuger hin, die im Gegensatz zur Kohle- oder Atomkraft nicht mehr subventioniert funktionieren, sondern weil sie wettbewerbsfähig und sauber sind. Das haben weder die Kohle- noch die Atomkraft je geschafft.“ Jede weitere Verzögerung mache die Windräder auf dem Kohlberg „weniger rentabel“, heißt es. „Was wir brauchen, ist Vernunft und, viel wichtiger noch, schnelles Handeln.“

Auf dem Kohlberg tut sich nichts mehr (Archiv).
Auf dem Kohlberg tut sich nichts mehr (Archiv). © WP | Ralf Engel

Den Gegnern der Windkraftanlage werfen Wiesegart und Co. Populismus vor. Sie seien „scheinbar sowieso gegen alles“. Unterdessen werde der Klimawandel samt sichtbarer Auswirkungen „noch dramatischer“. Am Kohlberg seien dürre-bedingte Waldschäden zu beobachten. Zudem leiden auch heimische Landwirte unter Wetter und Klima.

Die Initiatoren des Plädoyers sprechen sich keineswegs für die Errichtung von Windrädern ohne Regeln aus. Dennoch seien sie bereit, sich mit dem Gedanken abzufinden, „dass diese in einer noch größeren Anzahl benötigt werden, um auch den heute noch kleinen Mitbürgern ein lebenswertes Neuenrade mit einem noch existierenden Kohlberg zu hinterlassen“.

Fazit: „Wir brauchen noch viel mehr saubere Energie Und deshalb kommen wir an den Windrädern am Kohlberg einfach nicht vorbei.“