Balve. Das Corona-Jahr 2020 hat das Bewusstsein von Verbrauchern für Qualität gestärkt. Wann der Hofladen-Boom begann.

Die Corona-Krise kennt nicht nur Verlierer: Regionale Direktvermarkter wie die Balver Hofläden verzeichnen vermehrten Kundenzulauf – und das bereits seit dem ersten Lockdown im März.

Lebensmittel aus regionaler Produktion sind wieder gefragt, obwohl sie teurer sind als die Massenware aus Supermärkten und Discountläden. Während Gastronomie und Einzelhandel unter den Folgen von Lockdown & Co. ächzen, profitieren die Direktvermarkter in Balve und Umgebung von der Situation. Die Menschen essen bewusster und legen zunehmend Wert auf regionale Qualität: Das ergab eine Umfrage der Westfalenpost bei heimischen Landwirten.

Seit fast zehn Jahren betreibt Kathrin Gödde in Benkamp einen Hofladen.
Seit fast zehn Jahren betreibt Kathrin Gödde in Benkamp einen Hofladen. © WP | Florian Hückelheim

„Bereits der erste Lockdown im März hat große Auswirkungen auf die Umsätze des Hofladens gehabt“, erzählt Kathrin Gödde vom Gut Benkamp. Es sei deutlich geworden, dass die Verbraucher wieder vermehrt auf Lebensmittel aus der heimischen Herstellung setzten, das Vertrauen zu den regionalen Erzeugern gewachsen sei. „Der Lockdown hat die Auswirkung gehabt, dass die Menschen wieder mehr zuhause kochen, man macht sich auch bewusster, was auf den Tisch kommt“, erläutert Gödde.

Mehr Nachfrage, mehr Arbeit

Sie und ihr Mann Clemens haben demnach bereits im März einen enormen Anstieg an Nachfragen ihrer Produkte bemerkt. „Wir haben deutlich mehr neue Kunden gewonnen – und viele sind jetzt schon Stammkunden“. Aus Balve, Neuenrade, Werdohl und Plettenberg kämen viele davon. Daher erwartet die Familie Gödde, dass jetzt beim erneuten harten Lockdown weitere Neukunden den Hofladen frequentieren werden.

Obschon die gestiegene Nachfrage gerade zum Jahreswechsel hin auch mit deutlicher Mehrarbeit verbunden sei. „Sollte es so bleiben, wie es derzeit ist, dann brauchen wir demnächst zusätzliche personelle Kräfte, denn allein mit der Hilfe von weiteren Familienmitgliedern lässt sich das dauerhaft nicht machen“, erklärt Kathrin Gödde.

  Birgit Schulte vom Schultenhof kennt Erfolgsrezepte nicht nur für die heimische Pfanne. Auch der Regio-Mat hat sich als Erfolgsrezeot für die Direktvermarktung erwiesen. 
  Birgit Schulte vom Schultenhof kennt Erfolgsrezepte nicht nur für die heimische Pfanne. Auch der Regio-Mat hat sich als Erfolgsrezeot für die Direktvermarktung erwiesen.  © WP | Solveig Flörke

Dass es einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und der vermehrten Nachfrage nach Hofladenprodukten gibt, ist auch Birgit Schulte vom Schultenhof nicht verborgen geblieben. „Vermehrt wird in letzter Zeit der Regio-Mat unseres Hofs aufgesucht, an dem die Kunden frische Wurst- und Fleischwaren rund um die Uhr bekommen können“, sagt Schulte. Regio-Mat? Das ist ein Verkaufsautomat, aus dem eine Vielzahl an verschiedenen Produkten zu haben sind, vom Ei bis zur Wurst, frisch, gekühlt und rund um die Uhr. In Leveringhausen steht er direkt gegenüber der Einfahrt zum Schultenhof.

Zumeist kommen die Kunden aus der näheren Umgebung, aber durchaus seien ihr auch welche bekannt, die zum Beispiel weitere Anfahrten auf sich nehmen würden, um an die Hofprodukte zu gelangen, weiß Birgit Schulte aus mehrmonatiger Beobachtung.

Wie auch Familie Lösse vom Jungferngut in Garbeck auf WP-Anfrage bestätigt, profitierten ebenfalls jene regionalen Direktvermarkter von der Corona-Krise, die abseits des Lebensmittelangebots aufgestellt sind. Früher als sonst haben in diesem Jahr etwa die Kunden die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen gestellt.

Bereits im Oktober hat man laut Adelheid Lösse schon den ersten Weihnachtsbaum verkauft. Einen ganzen Monat bevor, das eigentliche Saison-Geschäft sonst starte. Die Waldbauern in Balve und Umgebung dürfen die Nachfrage bedienen, weil der Gesetzgeber den Weihnachtsbaumverkauf trotz Lockdown erlaubt hat.