Benkamp. St. Martin ist der Auftakt für die Hauptsaison im Hofladen Gödde. Die Familie setzt aufs weiße Federvieh.

Auch die Jüngsten füllen hier den Begriff „Familienbetrieb“ schon mit Leben: Auf dem Hof Gödde in Benkamp starten kurz vor dem St.-Martinsfest die arbeitsreichsten Wochen des Jahres.

Clemens (zwölf Jahre alt) und Simon (zehn Jahre) wissen ganz genau, was sie tun: „Am wichtigsten ist, dass man keine hektischen Bewegungen macht. Und dann einfach vorwärts gehen und die Gänse lassen sich in die richtige Richtung treiben.“

350 Gänse stehen auf Hof Gödde – an der Bundesstraße zwischen Langenholthausen und Neuenrade gelegen – im Moment jeden Tag auf der Weide. Noch. Denn mit dem St. Martinsfest startet in den Küchen zuhause wie in der Gastronomie die Gänsesaison. Also werden auch Göddes Tiere ab kommender Woche geschlachtet.

Sicher vor dem Fuchs

Bis dahin darf das Federvieh aber zumindest tagsüber schnatternd über die Weide laufen. Auch wenn das Grün hier so langsam jahreszeitenbedingt zur Neige geht. Nachts geht es in den Stall, weil sonst vielleicht der Fuchs sein Unwesen mit den Gänsen treiben würde.

Dass die Tiere die wenigen Meter zwischen Tag- und Nachtlager ordnungsgemäß gehen, ist häufig Aufgabe von Clemens und Simon Gödde. Ihre jüngeren Schwestern Johanna (fünf) und Marlene (drei Jahre alt) nehmen die beiden dabei auch schon mal mit.

Immer eine gute Suppe

Nicht die einzige Aufgabe für die Jungs auf dem Hof, den ihre Eltern Clemens und Kathrin führen. „Wir kümmern uns auch um die Kürbisse.“ Die wurden im Mai gepflanzt, müssen dann vor allem geharkt werden. An Halloween sorgen sie stets für reißenden Absatz. Für gruselige Schnitzereien ebenso wie für eine leckere Suppe.

Lecker wird im Optimalfall auch der Gänsebraten (Familie Gödde legt zur Sicherheit zu jedem gekauften Tier auf Wunsch das hauseigene und erprobte Rezept bei), eine Spezialität zwischen dem 11. November und Heiligabend. Stammkunden reservieren frühzeitig, ebenso Gastronomen. Bis auf den letzten Drücker sollte man jedenfalls nicht warten, rät Kathrin Gödde potenziellen Kunden.

Lippische Landgans

Das Tier der Wahl für Göddes Hofladen ist die Lippische Landgans, die eine familientaugliche Portion von vier bis sechs Kilogramm ergibt. „Ihr Fettanteil ist nicht so hoch. Ein bisschen braucht es zwar für den Geschmack, aber allzu viel davon wollen die Kunden nicht mehr“, weiß Clemens Gödde.

Seit Jahrhunderten ist der Hof in Familienbesitz. Seine bessere Hälfte hat er im Landwirtschaftsstudium in Soest kennengelernt. Der Hofladen existiert seit 20 Jahren, Direktvermarktung schon gut zehn Jahre länger. „Bis Weihnachten ist dann Halligalli. Erst danach kommen wir dann auch zur Ruhe und in Weihnachtsstimmung. Und es kommt in der Regel auch bei uns Gans auf den Tisch“, erzählt Kathrin Gödde vom nicht immer streng zu trennenden Familien- und Arbeitsleben. In das sind auch ihre Schwiegereltern eingebunden. Beim Verkauf im Hofladen sowie in der Forstwirtschaft. Denn vor dem Fest der Liebe kann man hier in Benkamp auch Weihnachtsbäume kaufen.

Erst Gänse, dann Grillfleisch

Das größte Standbein aber, und zwar das ganze Jahr über, sind die Kartoffeln, die es auch rund um die Uhr zu kaufen gibt (siehe Infobox). Clemens Gödde über das Kundenverhalten: „Dass man selber einkellert wird immer weniger. Dafür sind dann unsere Kapazitäten größer und wir verkaufen kontinuierlich.“ Das Tierwohl schreiben Göddes groß: Die Gänse leben – wie beschrieben – viel draußen (“Das kann man bei der polnischen Gans für einen deutlich niedrigeren Preis sicher nicht erwarten“, sagt Kathrin Gödde), das Futter auch für die andere Tiere, die von einem heimischen Metzger zu Wurst verarbeitet und zurück an den Laden geliefert werden, stellt man selber her.

Nicht alle Produkte im Hofladen sind aus eigener Produktion. „Mit unseren Lieferanten, ebenfalls Direktvermarktern aus der Region, halten wir teils schon jahrzehntelange Kontakte. Wir und auch unsere Kunde wissen immer, wo es herkommt.“ Brot, Eier, Fisch, Käse sowie verschiedenes Obst und Gemüse werden dann vor allem in Richtung Wochenende stark nachgefragt. Und im Sommer auch wieder das eigene Grillfleisch. Aber erst nach der Gänsesaison.

>> INFO: WANN DER LADEN OFFEN IST

Der Hofladen Gödde (Benkamp 2, direkt an der B 229) ist geöffnet donnerstags und freitags in der Zeit von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr.

Außerhalb der Zeiten steht direkt neben dem Eingang ein sogenannter Regiomat, ein Automat mit den meistgefragten Produkten des Hoflandens zur Selbstbedienung. „Der wird immer besser angenommen“, sagt Clemens Gödde. Die Lage an der Hauptstraße komme dem Verkauf natürlich zugute.