Balve. Die Hofläden im Stadtgebiet erfreuen sich gerade steigender Beliebtheit. Landwirt Clemens Gödde hat eine Ahnung, warum.

Nirgendwo bleibt Corona ohne Folgen. Über die Auswirkungen der Pandemie hat die „Westfalenpost“ mit Balver Landwirten gesprochen. Und die berichten durchaus auch von positiven Begleiterscheinungen.

Mitglieder des Kolpingforums auf Hof Gödde 
Mitglieder des Kolpingforums auf Hof Gödde  © WP | Livia Krimpelbein

In unserem Hofladen ist in letzter Zeit deutlich mehr los“, hat etwa Clemens Gödde festgestellt. In Benkamp. Er kann sich mehrere Gründe dafür vorstellen: Die Menschen meiden die Supermärkten mit Schlangen an den Kassen, so weit es geht. Sie haben aber vielleicht auch mehr Zeit, kochen in der Zeit der Isolation zusammen in der Familie und kaufen Lebensmittel dafür bewusster ein. Was auch immer den Ausschlag gibt: Clemens Gödde hofft, dass der eine oder andere Neukunde dauerhaft erhalten bleibt. Und die Kunden sollen auch jetzt schon nach Möglichkeit volle Regale vorfinden.

Mit den Produkten, die vom eigenen Acker kommen, sollte die Versorgung auch in nächster Zeit kein Problem sein. „Die Kartoffelernte machen wir mit eigenen Kräften“, so Gödde. Saisonarbeiter beschäftigt er nicht.

Anders als manche seiner Lieferanten. Ein Teil von Obst und Gemüse im Hofladen kommt von anderen Bauern aus der Region. Aufgrund der corona-bedingten Reisebeschränkungen ist ungewiss, ob genügend Helfer für die Spargelernte zur Verfügung stehen.

Im Laden selbst weisen Schilder auf den gebotenen Abstand hin, an der Kasse ist ein Spuckschutz installiert. Tiere versorgen, Felder bestellen, Dünger ausfahren: An diesen Tätigkeiten ändert sich für Familie Gödde auch in der Corona-Krise nicht allzu viel. Auf dem Feld ist man meistens sowieso alleine unterwegs.

Familien-Unternehmen: der Hofladen Gödde   
Familien-Unternehmen: der Hofladen Gödde    © WP | Alexander Lück

Landwirt Olaf Prumbaum hat auch augenzwinkernd den passenden Begriff dafür: „Trecker-Quarantäne.“ Allerdings hat er auch Kundenkontakt, wo er auf den Mindestabstand achten muss. Gleiches berichtet Hubert Sauer, der neben seinen eigenen Feldern in der Grübeck auch noch im Außendienst unterwegs ist und Mais beziehungsweise Maissaatgut vertreibt.

Viele Gespräche und Beratungen sind aber auch digital möglich, Homeoffice also zumindest in Teilen der Landwirtschaft. Die Einschränkungen des Soziallebens greifen aber selbstverständlich auch hier. So muss zum Beispiel der Nachwuchs zuhause bleiben. Umso mehr sind die Befragten froh darüber, auf dem Land leben zu können, mit viel Platz rund um das Haus. Eine kleine Hochhauswohnung in der Großstadt, das fällt ihnen schwer, sich vorzustellen. Dennoch können sie mit den Menschen, die so leben, mitfühlen. Hubert Sauer sagt aber auch, wenn er auf den heimischen Feldern unterweg ist, mit einer tollen Aussicht ins Hönnetal etwa und mit dem erblühenden Frühling gerade, da kann man diese besondere und schwere Zeit zumindest mal kurz vergessen.

INFO

Bei Familie Gödde in Benkamp läuft im Moment ein Großprojekt, bei der Fahrt an der Straße entlang auch deutlich zu sehen: ein neuer Schweinestall entsteht hier, vorgesehen für 800 Tiere. Die Familie wertet ihre Tierhaltung auf, künfitg auf Stufe 3, das bedeutet Außenklima (natürlich auch vor Wetter geschützt), mehr Platz und ein Leben auf Stroh. Das Fleisch im Hofladen werde damit auch etwas teurer, sagt Clemens Gödde. „Aber wir hoffen, dass unsere Kunden das honorieren und mitziehen.“