Balve/Lüdenscheid. Der Märkische Kreis will die Verkehrswende einleiten: mehr Rad, weniger Auto. Kölner Planer sollen’s richten. Was sagen heimische Fachleute?
Der Märkische Kreis will den Radverkehr fördern. Ein attraktives, sicheres Radnetz soll Bürgern die Benutzung ihrer Velos leichter machen. Daher hat der Kreis die Entwicklung eines Masterplans in Auftrag gegeben. Wie reagieren die Stadtwerke Menden/Balve sowie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC)?
Der Kreis hat das Planungsbüro Via in Köln mit Erstellung des „Masterplans Radverkehrsnetz MK“ betraut. Gewünscht sei ein kreisweit realisierbares und alltagstaugliches Radverkehrskonzept . Es soll die kreisangehörigen Kommunen untereinander verbinden – und die Nachbarstädte. Das Konzept soll obendrein die Nebenzentren sowie Bushaltestellen und Bahnhöfe berücksichtigen.
Es gibt darüber hinaus ein drittes Planungsziel. Publikumsintensive Bereiche, darunter Gewerbegebiete, und Schnittstellen zu touristischen Themenradwanderrouten sollen eingebunden werden.
Was kann das Planungsbüro? Es bringe im Bereich Radverkehr „viel Erfahrung“ mit, teilte Kreis-Sprecherin Ursula Erkens mit. Das Büro habe „deutschlandweit bereits zahlreiche Radverkehrskonzepte erstellt oder begleitet“.
Wie sieht der Zeitplan aus? In 18 Monaten sollen die Fachleute ein flächendeckendes, attraktives und sicheres Radwegenetz entwickeln.
Wie gehen die Planer vor? Ursula Erkens erklärte, zunächst werde das Büro in enger Abstimmung mit der Kreisverwaltung vorhandene Konzepte, Grundlagen und Planungen aus den 15 Kommunen sichten und nach Rücksprache mit wichtigen Gesprächspartnern zunächst ein Wunschroutennetz erstellen. Die Beteiligung von Interessensverbänden, Politik und Bürgerinnen und Bürgern sei von großer Bedeutung, um eine breite Akzeptanz zu erzielen. Das Wunschroutennetz sie Grundlage für weitere Schritte.
ADFC-Vorsitzender Dr. Günther Reichle begrüßte auf Anfrage der WP die Ankündigung des Kreises. Sie lasse „Hoffnungen aufkommen für eine dringend notwendige Verkehrswende auch in unserer Region“. Es liege „sehr nahe, dass in diesem Masterplan der seit Generationen erwünschte Hönnetalradweg sehr weit oben angesiedelt sein“ müsse. „Dafür braucht es eigentlich keine kosten- und zeitaufwendige Analyse auf Kreisebene“, meinte Reichle. Ein Hönnetalradweg erfülle „sämtliche Kriterien“, die die Grundlage für ein alltagstaugliches Radverkehrskonzept bilden sollen. Er verbindet die Kreiskommunen Neuenrade, Balve, Hemer und Menden. Zudem biete vielfache Verknüpfung mit der Hönnetalbahn und erweitere die Möglichkeiten des attraktiven Sauerlandtourismus mit Schnittstellen zum Premiumradweg Ruhrtal und zur Lenneroute. Der Weg fördere die sichere Benutzung des Fahrrads im Alltag und in der Freizeit: „Das ist Verkehrswende.“ Der ADFC sei „gerne bereit“ bei der Erstellung des Wunschroutennetzes zu helfen. Reichle: „Dafür bin ich auch am Sonntag erreichbar.“
Die Rechnung ist simpel
Grundsätzliche Zustimmung gab es auch von Mendens Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt. Er treibt, gemeinsam mit Balves Stadtwerke-Chef Hans-Jürgen Karthaus, in eine gemeinsame „Zukunftswerkstatt Mobilität“. Reichelt auf Anfrage der WP: „Ich sehe das Fahrrad als einen wichtigen Bestandteil nachhaltiger und zukunftsweisender Mobilitätskonzepte. Daher ist die Weiterentwicklung der Radverkehrsinfrastruktur ein wesentlicher Faktor, damit sich zukünftig multimodale Verkehrslösungen auch im ländlichen Raum durchsetzen können.“
Reichelt sieht Bikes wegen zunehmender Elektrifizierung „als echte Mobilitätsalternative“. Und: „Durch den Ausbau des Radwegenetzes kann daher unter anderem eine Verbesserung der Anschlussmobilität erreicht werden.“ Die Rechnung ist simpel: Bike plus Bus und Bahn gleich weniger Autoverkehr.