Balve/Menden. Die Bürgerinitiative BGS und die UWG glauben, dass der Kalk-Bedarf in Deutschland schrumpft. Kalk-Hersteller Lhoist widerspricht.

Bürgerinitiative BGS Eisborn und UWG glauben, dass der Kalk-Bedarf in Deutschland sinkt. Sie verweisen auf Stahl-Krise und Kohle-Aus. Kalk-Hersteller Lhoist hält gegen. Christian Zöller beantwortet WP-Fragen im Namen des Unternehmens.

Wie entwickelt sich der Markt für Lhoist?

Christian Zöller: Die allgemeinen Prognosen für den Kalk-Bedarf für die kommenden 30 Jahre - auch in der Stahlerzeugung - sind stabil bis leicht steigend. Darin sind auch strukturelle Veränderungen und Umbrüche enthalten.

Wo gibt es Zuwächse? Wo gibt es Einbrüche?

Lorenz Schnadt kandidiert für die UWG in Eisborn. Er hat sich gegen die geplante Erweiterung des Lhoist-Steinbruchs ausgesprochen.
Lorenz Schnadt kandidiert für die UWG in Eisborn. Er hat sich gegen die geplante Erweiterung des Lhoist-Steinbruchs ausgesprochen. © WP | jürgen overkott

Der Kohleausstieg hat zwar Einbrüche zur Folge, dennoch werden Ersatzanwendungen folgen. Zuwächse gibt es beispielsweise in der Chemieindustrie. Die Absätze von Kalkprodukten in systemrelevanten Bereichen wie zum Beispiel dem Trinkwassermarkt sind weiterhin konstant und entwickeln sich im Trend positiv.

Was ist konjunkturell, was strukturell?

Die generelle Wirtschaftslage ist auch Tendenz für uns. Unsere natürlichen Produkte sind ein extrem bedeutender Bestandteil vieler lokaler Wertschöpfungsketten in der Industrie. Zukunftsfähige Märkte wie die Solartechnik, Kommunikationstechnologie und Mikroelektronik sind wachsende Branchen, die immer wieder auf die einzigartigen Eigenschaften von Kalk zurückgreifen, um chemische Prozesse zu steuern und zu optimieren. Strukturellen Veränderungen begegnen wir, indem wir permanent neue Anwendungsgebiete erschließen sowie individuelle und innovative Lösungen für unsere Kunden entwickeln.

Wie hat sich die Lage des Unternehmens in den Corona-Monaten entwickelt?

Michael Hirt, Vorsitzender der BGS, bezweifelt den Sinn des geplanten Steinbruch-Ausbaus.
Michael Hirt, Vorsitzender der BGS, bezweifelt den Sinn des geplanten Steinbruch-Ausbaus. © WP | Alexander Lück

Die Corona-Pandemie - und speziell der wochenlange Lockdown - hat Auswirkungen auf die ganz wirtschaftliche Situation in unserem Land, das gilt für die meisten Branchen. Auch Lhoist hat für Teilbereiche Kurzarbeit angemeldet, die aber anhand der Auftragslage permanent neu bewertet wird. Aber gerade in der Krise haben und liefern wir Kalkprodukte für das Funktionieren wesentlicher Bereiche, die zur Daseinsvorsorge gerechnet werden, wie Energiekraftwerke, Müllverwertungsanlagen, Futtermittel, die Aufbereitung unseres Trinkwassers und die Reinigung und Hygienisierung von Luft und Abwässern. Kalkprodukte sind eindeutig als systemrelevant eingestuft und damit unverzichtbar.

Gibt es Sonderentwicklungen im Werk Hönnetal?

Für den Standort Hönnetal gibt es derzeit keine Sonderentwicklungen. Nach wie vor werden rund 12 Prozent des deutschen Kalkbedarfs aus dem Lhoist-Werk Hönnetal bedient. Damit stärken wir auch die lokalen Wertschöpfungsketten.

INFO

Kalk-Hersteller Lhoist plant eine erhebliche Vergrößerung seines Steinbruchs bei Eisborn ab 2023. Der Kalkstein aus dem Hönnetal gilt in der Regel als sehr hochwertig. Das Genehmigungsverfahren ist bereits angelaufen; abgeschlossen ist es nicht.