Balve. Moderne Zeiten im Wahlkampf: Die UWG wirbt für sich im Netz. Was sie macht. Wie sie’s macht.
Die UWG nutzt erstmalig Facebook offensiv für den Kommunalwahlkampf. Das sagte der Bürgermeister-Kandidat und Fraktionsvorsitzende Lorenz Schnadt am Montag.
Die Unabhängigen Wähler wollen mit dem Online-Wahlkampf vor allem jüngere Wähler erreichen. Sie haben vor, ihre Kandidaten, ihre Themen und einen sogenannten Fakten-Check in der Facebook-Gruppe „Du bist Balver, wenn...“ zu platzieren.
Die öffentliche Gruppe ist das größte lokale Forum im Stadtgebiet. „Du bist Balver, wenn...“ zählte am Montagnachmittag mehr als 4380 Mitglieder. Die nächstgrößte Gruppe – „Leben und wohnen in Balve“ – umfasste zum selben Zeitpunkt gerade mal knapp 2830 Mitglieder. Weit abgeschlagen ist die Gruppe „Du bist Garbecker, wenn...“ mit knapp 780 Unterstützern. Die Gruppe „Du bist Balver, wenn...“ gilt nicht nur als mitglieder-, sondern auch als reichweitenstark.
Schnadt weiß, dass die Präsenz der UWG in den sozialen Netzwerken keineswegs automatisch Erfolg garantiert: „Aber schaden kann es nicht.“
Bisher war es in Balve üblich, dass sich Ratsmitglieder und Sachkundige Bürger bei der Kommentierung von Links und Beiträgen in den sozialen Medien zurückhielten: „Im Wesentlichen funktioniert das auch.“
Die UWG will neben Infos zu Personen und Programm einen sogenannten Fakten-Check anbieten: „Wir werden bestimmte Aussagen von anderen Parteien oder auch von der Stadt werden wir aufgreifen und die Frage stellen: Stimmt das, oder stimmt das nicht?“
Der Wählergemeinschaft ist bewusst, dass Facebook nicht eben als Epizentrum guter Manieren gilt. Zu sogenannten Shitstorms sagte Schnadt: „Das wird man nicht verhindern können.“ Vieles müssen Wahlkämpfer laut Schnadt „einfach ertragen“. Da sei ein „dickes Fell“ unverzichtbar. Die Grenze wütender Online-Kommentare sei bei Beleidigungen und strafrechtlichen bedeutsamen Inhalten wie Volksverhetzung erreicht. „Wenn es bei uns auf der Seite ist“, meinte Schnadt, „kann man’s moderieren.“
Postwurfsendungen statt Plakate
Schnadt sieht die Zeit für den Online-Wahlkampf auch wegen der Corona-Einschränkungen im öffentlichen Leben gekommen. Die Bedingungen für den klassischen Haustür-Wahlkampf seien so schlecht wie nie zuvor. Die UWG habe aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen: „Da sind wir noch nicht mit fertig.“ In früheren Zeiten hätten sich Kandidaten in der heißen Phase des Wahlkampfs Bürgern persönlich vorgestellt. „Doch das“, sagt Schnadt, „wird bei uns kritisch gesehen.“
Vorgenommen hat sich die UWG allerdings, auf der Einkaufsmeile Hauptstraße in der heißen Phase des Wahlkampfs präsent zu sein.
Info-Stände vor den Discountern an der Hönnetalstraße gibt es vermutlich nicht. Laut Schnadt haben Rewe, Aldi und Lidl keine Zustimmung zur Verbreitung parteipolitischer Botschaften gegeben.
Die drei Balver Ratsfraktionen halten sich mit Plakatierung von Kandidaten, im Gegensatz zu ihrer Parteifreunden in Nachbarstädten, noch zurück. Schnadt: „Wir sind zwar der Meinung, dass der Plakat-Wahlkampf sein muss. Aber er spielt für uns nur noch eine untergeordnete Rolle.“ Mehr Hoffnungen setzt die UWG in Postwurfsendung. Sie seien gerade für junge Kandidaten eine Chance, sich vorzustellen.