Beckum. Die SPD in Balve hat sich erneuert. Sie kann alle Wahlkreise besetzen. Neue Gesichter sind dabei. Und dennoch haben die Genossen ein Problem.
Die SPD Balve hat ein klares wahlstrategisches Ziel formuliert. Sie will die absolute Mehrheit der CDU im Rat brechen. Das sagten Ortsvereinsvorsitzender Thomas Vogtmann und Ratsfraktionschef Cay Schmidt am Montag bei der Kandidatenkür ihrer Partei in der Schützenhalle Beckum. Das Ziel will sie erreichen, indem sie in allen 16 Wahlbezirken im Stadtgebiet präsent ist und indem sie auf neue Gesichter setzt.
Auf aussichtsreichen Plätzen der Reserveliste tauchen drei neue Namen auf. Auf Platz vier steht der türkischstämmige Anwalt Yalcin Geyhan. Er war bisher Sachkundiger Bürger. Seitdem er die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, darf er auch für den Rat kandidieren. Der Jurist will, wie er im Gespräch mit der „Westfalenpost“ sagte, den technologischen Wandel der Gesellschaft im Sinne der Balver Bürgerschaft gestalten.
Auf Platz fünf folgt WP-Fotograf Sven Paul. Er stehe für eine Stadt, die die Interessen junger Familien stärker berücksichtige, wie er im WP-Gespräch sagte. Zudem fordert er eine Erneuerung der Innenstadt. Auf der Hauptstraße (B 229) solle künftig Tempo 30 gelten, um Kinder vor gefährlichen Situationen im Straßenverkehr zu schützen.
Auf dem sechsten Platz der Reserveliste findet sich Sebastian Schröer. Als Arbeiter zählt er zu der einstigen Stammwählerschaft der SPD. Er will sich für soziale Themen einsetzen. Interessant für den Ortsverein ist er auch aus wahlstrategischen Gründen. Schröer kandidiert in seinem Wohnort Langenholthausen. Dort konnte die SPD vor sechs Jahren keinen Kandidaten aufstellen.
Warum die Reserveliste zählt
Die Reserveliste ist für die Balver Genossen wichtiger als die Liste der Direktkandidaten. Dass sie einen Wahlkreis gilt als möglich, aber unwahrscheinlich.
Bisher ist die SPD im Rat mit fünf Mitgliedern vertreten, darunter Sigrid Schmidt als einziger Ratsfrau.
Die Reserveliste führt Fraktionschef Cay Schmidt an. Auf dem zweiten Platz folgt Ehefrau Sigrid, gefolgt vom Ortsvereinsvorsitzenden Thomas Vogtmann.
Die SPD tritt mit insgesamt vier Frauen an. Allerdings besitzt lediglich Sigrid Schmidt eine realistische Chance, ins Kommunalparlament einzuziehen. Die Damen Sabriye Altiner, Thea Böhm und Angelika Vogtmann rangieren im hinteren Feld der Liste. Sie haben allerdings Fraktionschef Schmidt zufolge eine Verzichtserklärung unterschrieben. Demnach stehen sie für ein Ratsmandant nicht zur Verfügung. Ohne diese Erklärung wäre die Balver SPD in Konflikt mit den Statuten ihrer Partei geraten. Die SPD hat eine Frauenquote.
Ortsvereinschef Vogtmann und Fraktionsvorsitzender Schmidt betonten gleichermaßen, für sachgerechte Politik zu stehen. Sie lehnen Opposition um jeden Preis ab. Neue politische Akzente setzte die SPD nicht. Sie verwies auf ihr vor drei Jahren verabschiedetes Programm. Ausdrücklich zur Sprache kam die erneute Forderung nach einem festen Etat für die Balver Kulturszene. Diese Forderung war zuletzt von der CDU-Mehrheit abgelehnt worden. Ortsvereinsvorsitzender Vogtmann meinte, mit einem verbindlichen Kultur-Etat wäre die Stadt leichter durch die Corona-Krise gekommen.
Die SPD hatte in der zu Ende gehenden Legislaturperiode erhebliche Personalprobleme. So verlies Ratsherr Uwe Geitz die Fraktion aus gesundheitlichen Gründen, Sohn Jannik aus persönlichen Gründen. Schließlich sprang der Garbecker Bernd Zielhofer ein. Er ließ sich am Montagabend erneut in die Pflicht nehmen.