Balve. Heimische Verkehrsexperten wissen den Wert der Hönnetalbahn zu schätzen. Dennoch sehen sie Verbesserungsbedarf.

Bei Vereinsgründung rollte auf der Hönnetalbahn am Wochenende samstags um 15 Uhr der letzte Zug. Das hat sich inzwischen geändert. Dennoch gibt es Luft nach oben. Früh- und Spätverbindungen von und nach Balve gelten als noch verbesserungswürdig.

Der Bürgerbus erhält gute. Doch momentan stehen wegen Corona alle Räder still..
Der Bürgerbus erhält gute. Doch momentan stehen wegen Corona alle Räder still.. © WP | jürgen overkott

Die Eisenbahnfreunde Hönnetal finden, dass die Städte Balve und Neuenrade im Verhältnis zu ihren geringen Einwohnerzahlen „vergleichsweise sehr gut“ an den öffentlichen Personennahverkehr auf der Schiene angeschlossen seien. „Viele Städte dieser Größenordnung sind gar nicht über die Schiene erreichbar“, merkt Vereinsmitgründer Burkhard Wendel an. „Wir haben im Hönnetal werktags Stundentakt, Sonn- und Feiertags immerhin Zweistundentakt. Auf Stadtgebiet Balve profitieren davon die Haltestellen Garbeck, Balve, Sanssouci, Volkringhausen und Binolen. Soweit, so gut.“

Besser noch: Für die Hönnetalbahn kann Johannes Schmoll, Sprecher der Eisenbahnfreunde Hönnetal, die positiven Veränderungen der vergangenen Jahre exakt benennen, aber genauso gut auch die Baustellen, an denen sich noch etwas tun sollte. Tagsüber biete die Hönnetalbahn den angebundenen Städten inzwischen ein stabiles Angebot, das gut funktioniere. Vor allem der verbesserte, direkte Anschluss in Fröndenberg nach Dortmund sei „eine gute Sache“. Bahnreisende sparten rund 20 Minuten im Vergleich zur Zeit vor der veränderten Taktung.

Als weiteres Plus sieht Schmoll, dass der Verkehrskonzern in heimische Bahnhöfe investiert hat. Die Bahnsteige in Menden und Balve seien erst kürzlich modernisiert worden. Während tagsüber und an den Wochenenden die Anbindung inzwischen als sehr gut gelten, kommen Schmoll zufolge Mendener abends in und aus Richtung Fröndenberg allerdings noch viel stärker in den Genuss eines verbesserten Angebotes als die Balver. Grund: Der letzte Zug (RB 54) bis Neuenrade fährt in Fröndenberg unter der Woche um kurz nach 20 Uhr, danach heißt es in Menden: „Diese Zugfahrt endet dort“. Der letzte Zug nach Menden fährt beispielsweise samstags von Fröndenberg aus um Mitternacht. Johannes Schmoll sieht folgerichtig vor allem in den Abendstunden noch Verbesserungspotenzial: „Eine gescheite Spätverbindung bis Balve und Neuenrade fehlt.“

Johannes Schmoll (links) und weitere Eisenbahnfreunde
Johannes Schmoll (links) und weitere Eisenbahnfreunde © WP

Ein ähnliches Problem tut sich für Balver in den morgendlichen Randzeiten auf. „Auch, wer ganz früh irgendwo sein muss, hat ein Problem“, ergänzt der Sprecher der Eisenbahnfreunde. Insgesamt aber sei in den vergangenen Jahren „erheblich etwas passiert“, blickt Johannes Schmoll auf die Anfänge zurück. „Damals fuhr samstags um 15 Uhr der letzte Zug am Wochenende“, erinnert er sich. Die Eisenbahnfreunde Hönnetal gründeten ihren Verein eigens, um Verbesserungen herbeizuführen. Und, so Schmoll, seitdem habe sich schon viel getan.

DARUM IST BENOTUNG BACKPFEIFE FÜR VERKEHRSPOLITIK

Das Ergebnis sollte alle Verantwortlichen alarmieren, die mit Verkehrspolitik im Hönnetal zu tun haben. Leser und Nutzer der gedruckten wie digitalen „Westfalenpost“ bewerteten das Nahverkehrsangebot in Balve mit 4,26 auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6. Das ist die schlechteste Bewertung, die überhaupt im „Heimatcheck“ vergeben wurde.

Immerhin 191 einzelne Bewertungen kamen zusammen, zum Teil kommentiert. Das ist eine beachtliche Daten-Menge, die mehr als ein Schlaglicht auf die Verkehrssituation im Hönnetal wirft.

Die sprichwörtliche Backpfeife für die Verkehrspolitik im Hönnetal sticht aus den übrigen Daten heraus – zumal Balve in etlichen Kategorien gut bewertet wurde. Das gilt etwa für die Bereiche Sicherheit , Sauberkeit, Senioren- und Kinderfreundlichkeit sowie Einkaufsmöglichkeit und Gemeinschaftsgefühl.

Besser als Menden und Fröndenberg

Das ergab für Balve die schmeichelhafte Gesamtnote 2,21. Damit schnitt die Stadt deutlich besser ab als ihre nördlichen Nachbarn Menden (2,46) und Fröndenberg (2,35).