Balve. Corona macht kreativ. Für die Balver Mode-Expertin Anke Hülsmeyer gilt das auf jeden Fall. Die gelernte Schneiderin setzt freche Modetrends.
Corona macht kreativ. Das war bei Anke Hülsmeyer unübersehbar. Sie und ihre Mitarbeiterin Ursula Grundmann trugen Atemschutzmasken mit frechen Farben und fröhlichen Designs. „Alles selbstgemacht“, betonte die Chefin des „Moden Ecks“ in Balves 1-a-Lage am Kormke-Kreisel. Die gelernte Schneiderin und ihre Mitarbeiterin sind von Kopf bis Fuß auf Corona eingestellt. Am Montag durften sie das Ladenlokal an der Hauptstraße wieder öffnen. Doch wie aufgeschlossen war die Kundschaft?
Balve um 14.30 Uhr. Die Mittagspause im Fachhandel ist vorbei. Tatsächlich waren vormittags bereits etliche Kundinnen da. Während der WP-Recherche lässt sich eine Dame beraten.
Anke Hülsmeyer hat die Zwangspause gespürt. Dabei ist sie alles andere als untätig gewesen. Sie hat einen Hol- und Bringdienst für die neue Kollektion organisiert, hat Fotos aktueller Modelle verschickt und, mehr noch, Atemschutzmasken in allen Formen und Farben genäht. „Ich kann nicht einfach nur sitzen“, gesteht die Mode-Expertin. Seither rattert die Nähmaschine morgens früh bis abends spät. Mund- und Nasenschutz sind Anke Hülsmeyer förmlich aus der Hand gerissen worden, bei Blumen Collard und auch im Garbecker Dorfladen. Dreistellig werde die Zahl sein, sagt die Textil-Fachfrau. „Manche wollen den Atemschutz nur von mir“: Das Mundtuch hat das Zeug zum Mode-Accessoire der Saison, bietet Stoff für eine Erfolgsmasche.
Wenige Minuten später verlässt eine junge Mutter mit ihren Kinder Blumen Collard, einen Frühlingsstrauß in der Hand. Das Geschäft indes ist trotz der Lockerung für die Branche vor 14 Tagen noch nicht wirklich aufgeblüht, wie Vincenza Collard berichtet.
Ein Sprung auf die andere Straßenseite. Irene Grote vom Schuhhaus Schneider hat Kundschaft. Mit zwei Personen – durchaus Standard für kleine Läden – ist das Geschäft voll. Kurze Fragen nach dem Neustart, kurze Antworten: „Die Leute brauchen noch ein bisschen.“
Maria Zacharis vom Grill „Drei Könige“ liest die „Westfalenpost“. Das Mittagsgeschäft ist gelaufen, nicht schlecht übrigens. Die Lockerung der Corona-Regeln hat die Kundschaft noch nicht richtig auf den Geschmack gebracht.
Szenenwechsel von der Hauptstraße in die Garbecker Straße. Bei Theresia Grewe steht die Tür offen. Die Öffnung gibt einen Blick frei auf fein säuberlich gestapelte Kartons mit Lego und Playmobil. Theresia Grewe gilt in einem brutalen Markt als Überlebenskünstlerin. Spielzeugriese Toys R Us ist Geschichte, Theresia Grewe ist noch da. „Ich habe treue Kunden“, sagt sie lächelnd. Genau in diesem Moment betritt eine Mutter mit ihrer Tochter das Lokal. „Gut, dass Sie wieder aufhaben“, sagt die Mutter zur Ladeninhaberin, „wir haben noch einen Gutschein vom Geburtstag.“
Letzte Rettung
In schwieriger Zeit hilft Humor. So erweisen sich bei Anke Hülsmeyer Designer-Rollen für das weiße Gold als Hit: Wer Lebensart hat, umhüllt Toilettenpapier mit edlen Filzringen. Die Herrin der Ringe hat sie launig bestickt. Auf einigen steht: „Letzte Rettung“.