Balve/Arnsberg.
Im Einzelhandel gibt so viel Dynamik wie sonst selten. Corona sei’s geklagt, Corona sei’s gedankt: Das ist eine Frage des Blickwinkels. Fakt ist: Die Einschränkungen für den Fachhandel vor Ort machen Digitalisierung von Verkauf und Service in fast schwindelerregendem Tempo möglich. Seit Montag ist der Arnsberger Online-Lieferservice Flobee (neudeutsch für „Fließbienen“) an den Start gegangen – auch in Balve.
Stadtmarketing-Geschäftsführerin Stephanie Kißmer erklärte, sie habe das lokale Konzept gemeinsam mit Flobee-Chef Dr. Marcel Kaiser entwickelt. Den Anstoß habe die örtliche CDU gegeben.
Das Unternehmen ist neben Balve in Arnsberg, Ense, Sundern, Meschede, Menden, Wickede, Möhnesee und Soest im Einsatz. Mehr als 50 aktive Einzelhändler der Regionen, sollen von dem Onlinelieferdienst profitieren, wie es hieß.
Der Balver Fachhandelschef Daniel Pütz zeigte sich auf Anfrage der „Westfalenpost“ angetan von der Initiative. Zugleich erklärte er: „Bis dato ist die Gemeinschaft Balver Fachhandel nicht involviert.“
Flobee plant, das Angebot „zunächst auf Grundlebensmittel, Getränke und sonstige Supermarktprodukte“ zu beschränken. Im zweiten Schritt sollen in diesen Städten gemeinsam mit dem Stadtmarketing und Händlergruppierungen lokale Einzelhändler auf die Plattform gebracht werden.
Lieferung oft am Tag der Bestellung
Verbrauchern verspricht der Onlineshop Flobee „die kostenlose Auslieferung der Ware im besten Fall am Tag der Bestellung“. Die Fleißbienen bieten nach eigenen Angaben zunächst ein Lieferzeitfenster pro Tag an. „In den neuen Städten wird testweise die Auslieferung erstmal mindestens einmal pro Woche stattfinden, um die Resonanz zu bewerten. Sollte diese Testphase erfolgreich sein, ist eine tägliche Auslieferung geplant“, teilt das Unternehmen mit.
Flobee nutzt die Corona-Phase mit Ausgangsbeschränkungen für den Start seines neuen Angebotes. Rund 20 Logistikmitarbeiter arbeiten demnach mit mehreren Auslieferungsfahrzeugen auf Hochtouren an den schnellen und fachgerechten Auslieferungen. „Dabei halten wir die aktuellen Desinfektions- und Quarantänevorschriften ein. Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und Bargeldlose Zahlsysteme lassen eine mögliche Infektion damit auf ein Minimum reduzieren. Um der Bevölkerung zu helfen, bieten wir Städten und Kommunen unsere Online Plattform für die Zeit von Corona kostenlos an“, hieß es.
Das Unternehmen arbeitet mit finanzstarken Partnern aus der Region zusammen, wie Kaiser am Montag auf Anfrage der WP sagte. Dazu gehört der Arnsberger Papier-Riese Wepa, aber auch Netz-Betreiber Innogy gehört zu den Unterstützern. Der sogenannte Break-Even des Projekts – der Zeitpunkt, an dem Unternehmen Geld verdient – lässt sich momentan noch nicht präzise abschätzen.
Die Corona-Krise beflügelt derweil Online-Händler von Amazon bis Zalando, aber auch lokale Anbieter, die Ware verschicken. Von diesem Boom profitieren Logistiker wie das Unternehmen DHL/Deutsche Post, das in Garbeck ein Paketzentrum unterhält. Seit Ende März steige die Zahl der Paketsendungen, teilte DHL-Sprecherin Jessica Balleer auf WP-Anfrage mit. „Tatsächlich haben die Mengen aktuell Vorweihnachtsniveau erreicht, daher sind die Kolleginnen und Kollegen aber auch bestens mit solchen Anforderungen vertraut.“ Balleer bezifferte das Mehraufkommen in Balve: Im Schnitt sind es 25 Prozent mehr Pakete am Tag. Bis Ostern werden es wohl noch mehr.