Wocklum. . Der Saal war so voll wie die Tagesordnung. Und die hatte es in sich. Die 30 Teilnehmer am Unternehmer-Stammtisch nahmen kein Blatt vor den Mund.
Menschen, Themen, Emotionen: Der Unternehmerstammtisch am Donnerstagabend in Wocklum hatte es in sich. Das Interesse daran war groß. Mit rund 30 Teilnehmern aus der heimischen Wirtschaft kamen mehr, als Organisatorin Stephanie Kißmer vom Stadtmarketing erwartet hatte. Geplant war, über mehr Kita-Plätze zu sprechen. Tatsächlich war es längst nicht das einzige Thema, bei dem es um es zur Sache ging. Die Chronik eines denkwürdigen Abends.
Die Organisatorin
Stephanie Kißmer vom Stadtmarketing führt Regie. Sie gibt gleich die Devise aus: Jeder Referent darf über alles reden – jedoch nicht über fünf Minuten. Am Ende dauert der Abend mit vollem Programm keine zwei Stunden. Chapeau!
Der Gastgeber
Matthias Camminady empfängt die Gästeschar im VIP-Raum an Wocklums Springstadion. Ihm liegt daran, mit Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) über den seiner Meinung nach überzogenen Beitrag der Anlieger für die Dreikönigsgasse zu sprechen. 440.000 Euro kostet der Spaß. 80 Prozent soll die Anlieger berappen. Camminady wirft der Mehrheitsfraktion CDU „Arroganz“ vor. Einerseits zeigt er sich gesprächsbereit über einen verringerten Satz. Andererseits droht er, über den Beitrag im Kommunalwahl 2020 abstimmen zu lassen, falls sich die Union nicht bewegt. Der Ton ist freundlich, die Ansage klar.
Der Bürgermeister zeigt Verständnis. Zugleich verweist er darauf, dass die schwarz-gelbe Landesregierung nicht vom Beitrag lassen will. Bis Dienstag bleibt Stadtspitze und Mehrheitsfraktion noch Zeit, sich zu bewegen. Dann tagt der Rat.
Die Stadtwerberin
Anna Schulte ist, so scheint es, das Universaltalent der Stadtverwaltung. Als Netzwerkerin kurbelt sie den Tourismus gemeinsam mit den lokalen Leader-Managern an. Zudem hat sie, im Verein mit der Südwestfalen-Agentur, ein Willkommenspaket für Neubürger entwickelt. Online-Service gehört dazu, Willkommensgeschenke und obendrein eine Balve-Tour mit dem Bürgermeister.
Die Mütter
ichtiger noch als Wohlfühl-Prässente für Neubürger ist es heimischen Unternehmern, darauf hinzuweisen, dass es an Betreuung kleiner und kleinster Kinder hapert. Die Mütter Daniela Droste vom Unternehmen Paul Müller in Garbeck und Sabine Hahn von Wocklum Chemie erzählen anschaulich von den Schwierigkeiten, Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Tagesmütter wie Kita-Plätze sind rare Ware. Selbst wenn dieses Problem gelöst ist, tauchen neue Hürden auf – wenn die Kleinen krank werden.
Die Arbeitgeber der beiden Mütter haben sich für ihre Mitarbeiterinnen tatkräftig eingesetzt. Doch alle Beteiligten wissen: Das reicht nicht. Was tun? Die Szenarien:
1. Die Stadt tritt als Träger einer Kita auf. Der Bürgermeister zeigt sich mäßig begeistert; Es gibt zu wenige Fördermittel.
2. Ein freier Träger betreibt eine Kita. Erwartet werden allerdings fertige Gebäude.
3. Ein privater Investor baut eine neue Kindertagesstätte.
Der Bürgermeister weiß um den wachsenden Bedarf. Die Geburtenzahlen steigen. Mühling: „Wir müssen uns Gedanken machen, zusätzliche Plätze zu schaffen.“ Bereits Anfang 2019 wollen Stadt und Kreis Lösungsvorschläge machen. Die Unternehmer warten gespannt.