Balve. Post-Zusteller Idowu Oluwaseun Aro ist in Balve bestens bekannt - wegen seiner ansteckend guten Laune. Auch im Advent?
Sie nennen sich selbst „Helfer des Weihnachtsmannes“. So steht es auf einem Button in der Zustellstation der Deutschen Postim Gewerbegebiet Braukessiepen. Tatsächlich haben die rund 30 Zusteller des gelben Logistikriesen im Advent buchstäblich alle Hände voll zu tun. Einer von ihnen ist Idowu Oluwaseun Aro. Ansteckend gute Laune gilt als sein Markenzeichen. Auch im Advent?
Wir treffen ihn nach der Arbeit in Garbeck. Bis 15.45 Uhr hat der 35-Jährige hoch auf dem gelben Wagen gesessen. Nahezu lautlos ist er mit dem E-Kastenwagen seines Arbeitgebers durch die Stadt gerollt, hat Briefe zugestellt, Pakete ausgeliefert.
In der Zustellstation stehen Nacharbeiten an. Übrig gebliebene Pakete müssen aus dem Laderaum zurück ins Gebäude. Auch Papierkram steht an. Um 16 Uhr hat Idowu alles erledigt. Er lächelt, entspannt.
„Ich komme aus Nigeria“, erzählt Idowu, „seit 2008 bin ich in Deutschland.“ Er spricht sehr gutes Deutsch. Woher kommt das? Post-Sprecherin Jessica Balleer vermutet, der Job habe Idowus Sprachkenntnisse aufpoliert: „Als Zustellermuss man viel kommunizieren.“
Kälte gehört dazu
Tatsächlich lernte der Mann aus Afrika schnell Deutsch, weil er studieren wollte: „Maschinenbau. Ich hatte damals einen Schulabschluss und wollte nach Deutschland. Ich habe einen großen Bruder hier, und hat er das Studium finanziert.“
Idowu lernte Deutschland kennen und lieben. Und die Kälte? „Das gehört dazu“, entgegnet er nach einem Tag bei lausigen drei Grad plus mit schallendem Lachen.
Morgens um 7.15 Uhr beginnt sein Arbeitstag. „Ich hatte heute mehr als sonst“, stellt der Mann mit der grauen Mütze fest. Er fügt beiläufig hinzu: „Das war ja auch zu erwarten.“
Seit vier, fünf Monaten fährt er durch den Bezirk 49. Bei seiner 70-Kilometer-Tour durchs Stadtgebiet ist Idowu wieder mal dem Christkind zur Hand gegangen. Woran erkennt er das? „Na“, antwortet er augenzwinkernd, „es waren wieder viele Pakete von Amazon dabei.“ Wenn Ware des Marktführers unter den Online-Versendern im Wagen sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es Geschenke sind.
In seinem Stammbezirk ist Idowu bekannt. Wenn er unterwegs ist, winken ihm immer öfter Kunden zu. „Viele Leute kennen mich“, erzählt er, „wenn ich Pakete zustelle, nehme ich mir immer zwei, drei Minuten Zeit zu quatschen.“
Die Kundschaft liebt ihn dafür. Pfarrarchivar Rudolf Rath sagt: „Wer ihn bei seiner Arbeit sieht, stellt fest: ein eifriger und freundlicher Bote.“ Ulrich Stracke von der SG Balve/Garbeck schwärmt: „Ein super netter Typ! Sehr humorvoll, sehr gesprächig und locker! Wunderbarer Mensch.“
Kein Wunder, dass Idowu in der Weihnachtszeit kleine Geschenke als Dankeschön für seine Arbeit erhält. „Die Leute wissen, dass ich Süßigkeiten mag“, sagt er, „letzten Mittwoch hat mir eine Dame Schoko-Kugeln und so geschenkt.“ Die Freude darüber ist unüberhörbar. „Ich will, dass die Leute glücklich sind. Und das drückt das Geschenk aus. Das tut wirklich gut“, betont er.
Hat es auch böse Reaktionen gegeben? Idowu überlegt. Pannen ja, Beschwerden kaum. „Einmal“, erinnert er sich, „habe ich Post falsch zugestellt. Am nächsten Tag habe ich mich entschuldigt und wollte sie dem richtigen Empfänger übergeben.“ Pause. „Aber das hatte ein Nachbarn schon für mich erledigt.“
Dabei ist die Eingewöhnungszeit vor einem Jahr anstrengend gewesen. Idowu hat einen Kollegen gehabt, der ihm geduldig die Strecke erklärt hat. Erklärt hat er ihm auch die Feinheiten der Arbeiten. Dennoch muss Idowu immer wieder mal improvisieren, wenn Hausnummern nicht korrekt angebracht sind oder Namensschilder fehlen.
Zeit für die Familie
Post-Sprecherin Jessica Balleer betont, dass Zusteller nicht auf Verdacht zustellen dürfen. Wie hat Idowu reagiert? „Man nimmt sich einen Kollegen zur Seite und fragt: ,Weißt Du, wer da wohnt?’“ Sein Chef Gunawanta Sukirman Kostermans ergänzt, dass die Post im Zweifel auch Adressen prüfe: „Wir haben Qualitätsprüfer, die Kunden ansprechen und um korrekte Beschriftung der Briefkästen bitten.“
Inzwischen hat Idowu Routine. Da kann ihm auch die kommende Woche nichts anhaben. Die letzten Tage vorm Fest gelten als die stressigsten im ganzen Jahr.
Weihnachten kommt Idowu zur Ruhe. Er freut sich auf seine Familie, seine Frau und seine beiden Kinder. „Ein drittes ist unterwegs.“