Balve/Menden/Arnsberg. Streitschlichter Dr. Piet Sellke soll den Konflikt um die geplante Erweiterung im Hönnetal entschärfen. Der WP erläuterte er, wie er vorgeht.

Ein externer Mediator soll den Streit um die geplante Erweiterung des Lhoist-Steinbruchs in Eisborn schlichten. Wie der Leiter des Werks Hönnetal, Dr. Zacharias Grote, der WESTFALENPOST sagte, ist der zertifizierte Mediator Dr. Piet Sellke von dem Beratungsunternehmen Adribo für diese Aufgabe vorgesehen. Sellke hat inzwischen seine Arbeit aufgenommen. Er spricht mit Bürgern, Politik und Verwaltung. Sein Konzept erläuterte im WP-Gespräch.

Der Steinbruch bei Eisborn aus der Luft
Der Steinbruch bei Eisborn aus der Luft © www.blossey.eu | Hans Blossey

Der 46-Jährige ist nach Angaben des Unternehmens Experte für Organisationsentwicklung, Konfliktlösung und Dialogmanagement. Überdies verweist Adribo auf Sellkes „sehr umfangreiche Erfahrung in der Bürgerbeteiligung“. Sellke begleitet als Coach Führungskräfte und Teams in Entwicklungsfragen, sei es in der Teamzusammenarbeit, dem Konfliktverhalten oder der Persönlichkeitsentwicklung.

Sellke besitzt darüber hinaus Erfahrung als Dozent an der Universität Wien und an der privaten Steinbeis Hochschule für Innovation und Management.

Vernetzt in Wirtschaft und Politik

Zudem ist Sellke ist bestens vernetzt in der Welt von Wirtschaft und Politik – etwa als Experte des Weltwirtschaftsforums und als Mitglied im Beirat des Landes Baden-Württemberg für Bürgerbeteiligung.

Lhoist hat von vorn herein einen Runden Tisch ins Gespräch gebracht, um den Konflikt um die geplante Steinbruch-Erweiterung zu lösen. Doch die mitgliederstarke Bürgerinitiative BGS signalisierte bisher Ablehnung. Auch aus Eisborn kam bisher keine klare Zustimmung für einen Runden Tisch. Werksleiter Grote betrachtet die Diskussion als hoch emotionalisiert.

Im Sommer wurde Eisborn mehrfach durch Staubwolken belastet.
Im Sommer wurde Eisborn mehrfach durch Staubwolken belastet. © Joachim Voss/BGS

„Wir haben einen Konflikt, bei dem es um Infrastruktur geht“, erläuterte Sellke, „das ist ein großer Eingriff. So etwas ist immer eine Belastung.“ Der hauptberufliche Streitschlichter betonte, er arbeite keineswegs wie ein PR-Unternehmen. Sein Vorgehen ziele in eine ganz andere Richtung: „Wir stellen sicher, dass sich alle an dem Verfahren Beteiligten auf Augenhöhe begegnen können. Uns geht es um ein faires und transparentes Verfahren.“

In Eisborn arbeitet Sellke gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. Roland Fritz: „Wir wollen den direkten Austausch der Akteure. Wir setzen keine Themen fest – wir setzen die Regeln des Dialogs fest.“ Angepeilt ist, dass jede Partei nicht nur ihre Positionen darlegt, sondern auch die dahinter stehenden Interessen. „Da entwickeln sich oft Spielräume“, glaubt Sellke.

„Wir sprechen die Akteure jetzt direkt an“, fügte er hinzu. Dazu zählen neben Verwaltungschef Bürgermeister Hubertus Mühling die Fraktionsvorsitzenden der Balver Ratsparteien CDU, UWG und SPD. „In zwei Wochen werde ich nach Eisborn fahren, um mich mit dem Eisborn-Forum zu treffen.“ Kontakt zur Bürgerinitiative BGS sei über das Eisborn-Forum entstanden.

Zunächst Vertrauen aufbauen

Bei den Gesprächen stehen Inhalte zunächst nicht im Mittelpunkt: „Uns geht es erst mal darum, dass man sich kennenlernt, dass man Vertrauen aufbaut.“

Bürger beklagen immer wieder Lärmbelästigung.
Bürger beklagen immer wieder Lärmbelästigung. © WP | Peter Müller

Bei allen Beteiligten zusagen, werden Termine für gemeinsame Gespräche vereinbart. Sie beginnen mit dem Austausch der unterschiedlichen Positionen. „Das Ziel ist, dass man am Ende etwas gemeinsam empfehlen kann“, sagte Sellke.

Ihm liegt daran, bei den Beteiligten keinen Druck aufzubauen. „Ich halte die Wahrscheinlich, dass ein Runder Tisch zustande kommt, für hoch: Man kann ja nichts dabei verlieren. Es kann durch einen Dialog nur besser werden.“

Ohne Dialog gebe es kaum eine Möglichkeit, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Sellke betonte, dass Öffentlichkeitsbeteiligung im deutschen Planungsrecht am Ende vorgesehen sei: „Da ist dann aber oft schon so viel gelaufen, dass da für die Öffentlichkeit nicht mehr viel geht.“ Er will vermeiden, dass ein Gericht entscheiden müsse.

Sellke betonte, eine Teilnahme an einem Runden Tisch sei „absolut freiwillig“ . Er wolle „keinen Druck aufbauen“.

Der Fachmann arbeitete die Chancen eines Gesprächsforums heraus: „Man kann sich immer dann gut einigen, wenn man bereit ist, sich miteinander an einen Tisch zu setzen. Dann kann das funktionieren. Es gibt aus meiner Erfahrung heraus nur ganz wenige Fälle, in denen es gar keinen Sinn mehr macht, miteinander zu reden.“