Balve. Gelöste Stimmung prägt den Neujahrsempfang der christlichen Gemeinden. In den Optimismus der Redner mischt aber auch Nachdenkliches.
Wer sich unter einem Neujahrsempfang christlicher Gemeinschaften andächtige Stille und trockene Predigten vorstellt, wurde am Montagabend eines Besseren belehrt. Im Gemeindesaal der evangelisch-freikirchlichen Christusgemeinde in der Helle wurde über Gott und die Welt geredet, gesungen und gelacht.
Die vier großen Initiatoren Kolpingsfamilie, Christusgemeinde, Evangelische Kirchengemeinde und Katholischer Pastoralverbund hatten geladen; und alle sind gekommen. Gläubige, Vereine, Verbände, Bürger und ranghohe politische Köpfe. „Wir sind zwar nur rund 30 Gemeindemitglieder, aber zu Gottesdiensten und besonderen Aktionen sehr viel mehr“, erklärte Siegfried Mertens vom Leitungskreis der Christusgemeinde, als sich der festlich geschmückte Saal füllte.
Erstmals wurde der traditionelle Neujahrsempfang in der Helle ausgerichtet, und alle Redner waren voll des Lobes. Engelbert Falke, Initiator der Empfänge und Kopf des Kolpingsforums, wünschte sich von seinen Mitmenschen Freundlichkeit und Geduld . Er erinnerte an die vielen Bewegungen in der Kirche der letzten Zeit, wie die Bestrebungen der katholischen Frauen um mehr Chancen und Mitsprache. Und an die vielen Aktionen wie das Weihnachtsfest für Alleinstehende, gleich welcher Konfession.
Pfarrerin Antje Kastens fand für den besonderen Empfang treffende Worte: „Christen sind Mannschaftsspieler und keine Einzelkämpfer.“ Sie mahnte, auch mit besonderem Blick auf die Sorgen der Jugend, die Schöpfung zu bewahren, und hellwach und nüchtern Verantwortung für diese Welt zu übernehmen. „Christen sind chronisch hoffnungsvoll“, so ihr mitreißender Tenor.
Gastgeber Mertens, passionierter Radfahrer, brachte gar ein ausgebautes Laufrad mit und demonstrierte am Beispiel der Nabe, wie wichtig Zentrum, Mitte sind: „Lasst uns den Mut haben, Jesus in das Zentrum zu setzen!“
Pfarrer Andreas Schulte stimmte die 100 Zuhörer mit ungewöhnlichen Wünschen fürs neue Jahr nachdenklich: „Einen neuen Kopf, mit dem ich nicht durch die Wand möchte; eine neue Nase, weil wir die alte gerümpft und in zu viele Dinge gesteckt haben; neue Augen, weil wir zu viel aus den alten verloren haben; und eine neue Zunge, die liebevoller spricht.“
Drei Einladungen
Bürgermeister Hubertus Mühling wartete mit gleich mehreren Einladungen fürs diesmal mit 366 Tagen etwas längere Jahr auf: den frisch gedruckten Balver Kalender mitzunehmen, bei der „Kick-off-Party“ aus der Reihe „Donnerstags aufm Dorf“ zu feiern und natürlich zur Kommunalwahl am 13. September zu gehen. „Es ist nichts höher zu bewerten als Wahlfreiheit in einer Demokratie“, betonte Mühling. Laut und scherzhaft wurde überlegt, den nächsten Neujahrsempfang wieder in den Räumlichkeiten der Christusgemeinde stattfinden zu lassen, „wenn der Radweg von der Innenstadt bis zur Höhle ausgebaut und beleuchtet ist.“
Gute Nachrichten hatte auch Landrat Thomas Gemke, begleitet von Landratskandidat Marco Voge, als er von den 60-Millionen-Investitionen in den Glasfaserausbau für Balve sprach, und um Verständnis dafür bat, dass für diesen Entwicklungsschritt auch mal an Baustellen gewartet werden müsse. Vor Sekt und Häppchen sang der Saal „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ mit, begleitet von Sängerin Cora Schweikart und Oliver Kühnel am Klavier – ein Gänsehautmoment! Stellvertretend für alle Vereine meinte Oliver Prior von der Freiwilligen Feuerwehr, die gleich mit neun Mann kam: „Das ist gelebte Tradition und Ökumene – wir kommen seit 1999 und genießen diese schöne Veranstaltung. Wir sind Balve!“
INFO
Engelbert Falke verwies auf das pralle Jahresprogramm der Kolpingsfamilie für 2020 augenzwinkernd mit dem Hinweis: „Es gibt bei uns keine FSK, also nicht erst ab 50!“
Die Kolpingsfamilie hat im vergangenen Jahr erneut Aufsehen erregt mit dem dritten Band des heimatgeschichtlichen Reihe „Geschichten aus der alten Zeit“. Engelbert Falke und Hermann Krekeler ermunterten nicht weniger als 58 Hobby-Autoren, Erinnerungen und Erfahrungen aufzuschreiben, aber auch Dönekes und Gedichte. Der Erlös des Buch kommt der Rumänienhilfe des Kolpingsfamilie zu gute.
Inzwischen ist die Auflage von 500 Stück so gut wie verkauft. Restexemplare sind bei Rüschenberg im Rewe-Markt und bei Tillmann zu haben.