Menden/Balve. Wenn Andreas Wallentin ruft, kommen sie alle. Seine Autorenlesungen haben einen Top-Ruf. Am 9. November ist er Gast beim Balver Bücher-Talk.
Für Familie und Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern hat Andreas Wallentin per WhatsApp stets eine frohe Botschaft. „Ich lese gerade ein tolles Buch“, teilt er ihnen mit, wenn er gerade nicht sprechen kann. In Balve, beim Bücher-Talk der WP am Samstag, 9. November, 18 Uhr, in der Sokola.de wird der Kult-Buchhändler aus Menden sein Schweigen aber gern brechen – gerade weil er tolle Bücher gelesen hat. Der 59-Jährige kennt aber nicht nur die Inhalte – er kennt auch die Autoren. Über seine Begegnungen mit ihnen hat er ungezählte Anekdoten parat.
Wir treffen ihn in seiner Buchhandlung an der Unnaer Straße in Menden. Der Vormittag war hektisch, ein Termin jagte denselben. Wir gehen ins Obergeschoss seines Ladens und setzen uns vor ein Regal mit Kochbüchern. „Sachbücher“, weiß der Bücher-Experte, „sind in diesem Frühjahr unheimlich gut gegangen, Biografien und, ja, auch Kochbücher.“
Bei Verlagen und Autoren gilt Wallentin als Kult-Buchhändler – aber nicht in erster Linie, weil er Online-Händlern und Medien-Ketten trotzt. Sein Erfolgsrezept besteht darin, dass der Top-Autoren ins Sauerland lockt – mit Charme und Herzblut.
Wenn Wallentin ruft kommen sie alle. Die irische Bestseller-Autorin Cecilia Ahern, beispielsweise, macht bei ihrer Deutschland-Tour nur in wenigen Städten Station. Menden gehörte dazu. Cecilia Ahern ist ein Musterbeispiel für die Art, wie der Bücher-Narr mit Schriftstellern umgeht. Nachdem die Autorin des Hollywood-Blockbusters „P. S. Ich liebe Dich“ in seiner Buchhandlung Bücher signiert hatte, lotste sie der Gastgeber in die nahe Schokoladen-Manufaktur von Hermann Niehaves. „Sie war total begeistert. So etwas, sagte sie, hätte sie noch nie gesehen. Ich habe ihr sofort einen Geschenkkorb gekauft.“
Letzten war Ulrich Wickert da. Der ehemalige „Mister Tagesthemen“ füllte Mendens TAZ bis auf den letzten Platz. Der ehemalige Frankreich-Korrespondent des Ersten süffelte bei seiner Lesung genüsslich Grauburgunder. „Ich habe ihm dann noch eine Flasche besorgt“, erzählt Andreas Wallentin.
Überhaupt: Er hat an den Gesprächen mit seinen Seiten-Stars nach den Veranstaltungen mindestens genauso viel Spaß wie an ausverkauften Veranstaltungen – was beileibe kein Standard ist.
Kontakte zu Verlagen wie Schriftstellern wollen gepflegt werden. Wallentin nutzt dazu Besuche auf der Frankfurter Buchmesse. „Ich war einen Tag da, von 9 bis 18 Uhr. Ich hatte jede Menge Termine, im 30-Minuten-Takt.“ Er plant Auftritte seiner Autoren, die in der Regel ganz oben auf der „Spiegel“-Bestsellerliste rangieren, von langer Hand.
Stolz aufs Sauerland
Zuweilen hat Wallentin aber auch Spaß an einem Rollentausch. Der Gastgeber des „Mendener Autorenfrühlings“ und des „Mendener Autorenherbstes“ ist regelmäßig Gast bei WDR-5-Moderatorin Christine Westermann. Er plaudert mit ihr unterhaltsam über das gedruckte Wort, und sie stellt ihn steht als Buchhändler aus „Menden im Sauerland“ vor. Und das war keineswegs selbstverständlich. Die WDR-Redaktion wollte ihn überreden, den Hinweis auf seine Heimatstadt wegzulassen. Wallentin indes blieb stur. Warum? „Weil ich fest zu meiner Heimatstadt stehe“, entgegnet er, „und darauf bin ich stolz.“