Menden/Frankfurt. . Daub-Chef Wallentin schult auf Reporter um. Der Buchhändler ist auf der Frankfurter Buchmesse unterwegs

  • Mendens Buchhändler Andreas Wallentin schult um
  • Für den WDR ist er auf der Frankfurter Buchmesse als Reporter unterwegs
  • Im Interview erzählt Wallentin, warum er Buchpreisträger Menasse klasse findet

Daub-Chef Andreas Wallentin ist derzeit auf der Frankfurter Buchmesse in ungewohnter Mission unterwegs – als Journalist. Mit dem Buchhändler sprach Jürgen Overkott.

Die FAZ behauptete letztens, das Buch sei tot. Wann findet die Beerdigung statt?

Andreas Wallentin: Üble Sache. 20 Prozent der Deutschen lesen...

Sie sagen das so, als würde es dabei bleiben.

Andreas Wallentin
Andreas Wallentin © Martina Dinslage

Bleibt es auch – egal ob mit Buch oder elektronischen Geräten. Das Lesen mit E-Books geht übrigens wieder zurück, nachdem der Anstieg in den ersten Jahren enorm war. Wir reden inzwischen von einstelligen Zuwachsraten. Das Buch als solches ist nicht totzukriegen. Die Rückgänge im Buchmarkt liegen im unteren einstelligen Bereich.

Ich war kurz geneigt, der FAZ recht zu geben, als ich daran dachte, dass der Literaturnobelpreis im vergangenen Jahr an Bob Dylan ging. Hat das der Branche geschadet?

Bob Dylan hat es geschadet – mit seiner Zickerei bei der Preisvergabe und der Laudatio.

Jetzt ging an der Nobelpreis wieder an einen richtigen Autor. Hat Sie das beruhigt?

Wallentins Komoderatorin Christine Westermann
Wallentins Komoderatorin Christine Westermann © Heinz Kunkel

Ishiguro ist ein guter Autor. Auch wenn man sich fragen kann, was in dem Film „Was vom Tage übrig blieb“ vom Buch übrig geblieben ist: nämlich nichts. Bei solchen Preisvergaben gibt es immer wieder auch einen politischen Faktor – wie jetzt beim Deutschen Buchpreis. Ich war ziemlich sicher, dass es „Die Hauptstadt wird“ von Robert Menasse. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Autoren aus Ostdeutschland, die das Ost-West-Thema aufgearbeitet haben. Das ist durchgenudelt. Und jetzt gibt es ein anderes Thema: Europa. Menasses Buch ist ausgezeichnet geschrieben und hat obendrein die Botschaft: Europa ist wichtig.

Frankreich ist Partnerland der Buchmesse. Welche Rolle spielt französische Literatur auf dem deutschen Buchmarkt?

Signierstunde bei Daub mit Autorin Cecelia Ahern
Signierstunde bei Daub mit Autorin Cecelia Ahern © Martina Dinslage

Schon immer eine große. „Der kleine Nick“, Simenons „Maigret“. Toll! Oder Houellebecq. Oder denken wir an Antoine Laurain, „Der Hut des Präsidenten“ – ein Buch, das sehr unterhaltsam geschrieben ist. Er beschreibt den Wahlkampf in Frankreich zwischen Macron und dem Front National.

Nun wird aus dem Buchhändler ein Journalist. Was macht er da?

Die Literatursendung mit Christine Westermann für WDR 5 wird in Frankfurt aufgezeichnet – und damit früher als sonst im Monat. Das ist eine große Ehre für uns. Ich kann schon ein kleines Geheimnis verraten: Wir haben diesmal den Verleger Hölker aus Münster dabei.

Woher muss der geneigte Leser ihn kennen?

Prinzessin Lillifee Kinderoper in der Westfalenhalle Dortmund
Prinzessin Lillifee Kinderoper in der Westfalenhalle Dortmund © Knut Vahlensieck

Er ist nicht nur ein genialer Verleger, sondern einer, der dem Buchmarkt mit seinen Figuren „Hase Felix“ und „Prinzessin Lillifee“ neue Impulse gegeben hat. Er hat das Buch nicht nur bei Kindern wieder nach oben gebracht, sondern auch das sogenannte Non-Book. Wir versuchen das, was wir beim Buch verlieren, beim Non-Book – das sind Begleitprodukte zum Buch – wieder hereinzuholen. Das passt sehr gut ins Sortiment.

Ein wichtiges Element von Ihnen sind die Lesungsreihen. Wie wollen Sie die weiterentwickeln?

Wir haben „Tatort“-Kommissar Andreas Hoppe da. Er hat ein Kochbuch geschrieben, mit einer Geschichte, die er erzählt. Neu war auch eine Signierstunde. Das war etwas Neues. Mir wurde mit Cecelia Ahern eine Weltklassefrau angeboten, und deshalb habe ich das angenommen – zumal sie auch junge Frauen anspricht.

>> INFO: BUCH-SENDUNG BEI WDR 5

Wie jedes Jahr stürzt sich das Literaturmagazin „WDR 5 Bücher“ ins Frankfurter Buchmesse-Getümmel: Christine Westermann sucht zusammen mit dem „Buchhändler ihres Vertrauens“ (WDR über Andreas Wallentin) nach Inspiration und guter Lektüre und trifft lauter interessante Büchermenschen wie Autorin Ingrid Noll und Verleger Wolfgang Hölker.

Die Sendung wird am Samstag, 14. Oktober, 20.05 Uhr, ausgestrahlt. Die 55-minütige Produktion ist danach als Podcast im Netz abrufbar („www.wdr.de“).