Balve/Menden. . Lhoist will erweitern. Für die WP ist das Grund genug, sich vor Ort umzusehen. Dabei geht es auch um Staub und Lärm.
Eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Ausbau des Steinbruchs im Grenzgebiet von Balve und Menden stellt sich am Mittwoch, 19 Uhr, in Eisborns Schützenhalle vor. Die WP hat sich vorab auf dem Werksgelände von Lhoist/Rheinkalk umgesehen.
Beeindruckend ist das Gewirr von Gebäuden, Öfen,Transportbändern,Werkstätten und Gleisanlagen im Lhoist-Kalkwerk am Tor zum Hönnetal. Hier, hinter den Kulissen der Felsen, baut der Konzern Kalkgestein ab und verarbeitet es zu Kalk und zu Kalksteinprodukten.
Seit dem 19. Jahrhundert wird das Kalkgestein in der Gegend wirtschaftlich genutzt. Die Lhoist-Gruppe stellt in Oberrödinghausen Produkte her, die in vielen Bereichen der Industrie – von Stahlerzeugung übers Bauwesen bis zu Körperpflege-Chemie – große Bedeutung haben.
Das Hönnetal selbst steht seit 1920 unter Naturschutz. Die Steinbrüche Martha und Emil sind schon lange stillgelegt. Der heutige Steinbruch zwischen Oberrödinghausen, Asbeck, Eisborn und Horst wird mit dem Steinbruch Horst vereinigt werden. Doch das Unternehmen plant weiter.
Heutige Vorräte reichen zehn Jahre
Lhoist will den Betrieb des Kalkwerkes nach eigenen Angaben für die nächsten 30 Jahre sichern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. „Die heutigen Ressourcen am Standort Hönnetal reichen nur noch für zehn Jahre“, erklärt Christian Zöller, Leiter Politik und Bürgerdialog bei Lhoist-Germany. Das Werk benötige Planungssicherheit und möchte deshalb das Gelände um 86 Hektar in Richtung Nordosten erweitern. Im Bereich Beil soll der Gesteinsabbau fortgesetzt werden. Das Kalkgestein sei hier jedoch von geringerer Qualität; es müsse mit Gestein aus dem heutigen Abbaugebiet verschnitten werden.
Einen weiteren Bereich der Erweiterung betrifft den ehemaligen Klärteich K6. Hier soll der entstehende Abraum aufgeschichtet werden. „Wir werden mit dem Abbau, dem eigentlichen Steinbruch, nicht näher an Eisborn heranrücken“, verdeutlicht Steinbruchleiter Bernd Langenhorst. Die Abstände und Sprengstoffmengen seien fest vorgeschrieben. „Zwischen unserem Steinbruch und Eisborn befindet sich bereits ein Staub- und Emissionsschutzwall. Dieser ist begrünt und teilweise, wie es uns vorgeschrieben ist, mit Trockenrasenflächen versehen. Mit Messgeräten werden wir eine genaue Kontrolle über unsere Arbeit haben“, betont der Steinbruchleiter.
Dort, wo die Abraumhalde entstehen soll, war früher ein Klärteich. Davor befindet sich, von Asbeck aus sichtbar, ein Damm, der noch unter Talsperrenaufsicht steht. Bernd Langenhorst: „Solange dieser noch nicht aus der Aufsicht entlassen ist, dürfen wir ihn noch nicht bepflanzen. Erst dann, wenn dort kein Wasser mehr festgestellt wird, haben wir die Möglichkeit zur Begrünung.“
Auf dem ehemaligen Gebiet des Klärteiches stehen Einspülanlagen aus Beton, sogenannte Mönche. „Von hier sind es noch 200 Meter bis zur Eisborner Vogelstange, und bis dort wird die Abraumhalde nicht reichen“, so der Leiter des Steinbruchs. „Natürlich sind wir uns bewusst, dass die geplante Erweiterung einen Eingriff in die Landschaft bedeutet. Aber wir werden behutsam vorgehen, Ausgleich schaffen, Anregungen aufnehmen“, betonte Christian Zöller, „vielleicht lässt sich aus der Halde etwas Attraktives gestalten. Man hat das an anderen Orten schon geschafft.“
Die Verantwortlichen wissen, dass es hier um Jahrzehnte geht. Die Halde werde parallel zum Abbaubetrieb wachsen. Man könne Schritt für Schritt bepflanzen. „Außerdem“, so Zöller, „werden hier nicht alle Bäume auf einen Schlag gefällt.“ Eine bereits bewaldete Abraumhalde gibt es bereits oberhalb des Hönnetals. Durch die Pioniergehölze Birke und Esche, aber auch durch Buchen und Büsche entstand dort neuer Lebensraum – für Wildtiere wie Füchse. „Auch der ehemalige Klärteich bietet an seinem Ufer vielen Vögeln Lebensraum. Diese lassen sich durch den Steinbruchbetrieb nicht stören“, sagt Bernd Langenhorst; er zeigt dabei auf einen anfliegenden Kormoran.
Auch gegen die Stäube werde man viel tun. Ein Fahrzeug mit einem Wassertank von 18.000 Litern sei dafür bereits unterwegs und versprühe durch Düsen Wasser, um den Staub zu binden.
Gespräch auch über kritische Fragen
In den Fahrzeugpark wurden gerade über sechs Millionen Euro investiert. Die neuen Muldenkipper verbrauchen weniger Treibstoff und laden 20 Tonnen mehr als die alten Fahrzeuge. Auch die Fahrer der riesigen Radlader werden geschult, so sparsam wie möglich zu fahren. So könne man heute mit weniger Kraftstoff mehr Tonnage leiser und mit weniger Emissionen transportieren.
Zöller verspricht, das Unternehmen wolle mit Betroffenen sprechen – auch über kritische Fragen.