Balve. . Der Winter war zu mild, das Frühjahr ist zu trocken: gute Zeiten für die Borkenkäfer. Forst-Experten schlagen Alarm.

Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz schlägt Alarm. Borkenkäfer vermehren sich bereits in den ersten frühsommerlichen Tagen dieses Jahres explosionsartig. Eine Studie des Landesbetriebs Wald und Holz hat den Grund dafür herausgefunden. Demnach überwintern die Borkenkäfer nicht länger im Waldboden. Vielmehr haben sie es sich zumindest in diesem Winter unter den Baumrinden bequem gemacht.

Richard Nikodem kennt die Probleme des Waldes. 
Richard Nikodem kennt die Probleme des Waldes.  © Jürgen Overkott

Warum Rinde Schutz bietet, erläutert Richard Nikodem. „Die Rinde hält den Regen ab. Wir wissen, dass Feuchtigkeit im Waldboden dafür sorgt, dass Pilze entstehen. Und die Pilze sind die Feinde der Borkenkäfer.“ Richard Nikodem stellt fest: „Unter den Rinden haben wir Borkenkäfern in allen Stadien gefunden. Das ging vom Ei über die Puppe bis zum fertigen Käfer.“ Kurzum: Die Borkenkäfer gehen putzmunter in die neue Fress-Saison. Richard Nikodem erinnert an die ungeheure Fruchtbarkeit der Insekten: „Ein Pärchen produziert 130.000 Nachkommen.“

Ob die Beobachtung der Fachleute von Wald und Holz nur für diesen Winter zutrifft oder ob sich das Verhalten der Tiere mittelfristig, gar dauerhaft verändert, sei noch ungewiss, fügte Richard Nikodem hinzu. Fachleute und Waldbesitzer hoffen, dass Borkenkäfer lediglich in der beendeten kalten Jahreszeit unter Baumrinden überwintert haben.

Verräterisches Bohr-Mehl  
Verräterisches Bohr-Mehl   © Jürgen Overkott

Borkenkäfer sind keineswegs das einzige Problem, das Förster und Waldbauern plagt. Der Winter war aufs Ganze gesehen zu trocken. Im Hönnetal lagen die Niederschlagsmengen im Dezember und im Januar deutlich überm Soll. Allerdings waren die Monate Februar, März und erst recht der April zu regenarm. In der Hönne treten lange überspülte Sediment-Bänke wieder hervor, und schweres Gerät zieht beim Einsatz auf den Äckern lange Staubfahnen hinter sich her. Richard Nikodem: „Der Oberboden ist knittertrocken.“

Für Neuanpflanzungen zu trocken

Die Folgen sind problematisch. „Die Waldbrandgefahr“, weiß Richard Nikodem, „ist deutlich erhöht.“ Im Frühjahr sei die Gefahr, dass Büsche und Bäume in Flammen aufgehen, ohnehin am höchsten. „Wir haben im März und im April noch viel abgestorbenes Gras. Das liefert Nährstoff fürs Feuer.“

Schulen – wie die Grundschule Garbeck – vermitteln schon früh Wissen um den Wert des Waldes.
Schulen – wie die Grundschule Garbeck – vermitteln schon früh Wissen um den Wert des Waldes. © Jürgen Overkott

Die frühe Dürre sorgt aber noch für ein weiteres Problem. Der Boden ist inzwischen zu trocken für Neuanpflanzungen. „Wir haben am Dienstag noch eine Partie Birken gepflanzt“, bilanziert Richard Nikodem, „als Schattenspender. Das war’s.“ Eigentlich endet die Pflanz-Saison erst Anfang Mai. Zu diesem Zeitpunkt werden beispielsweise Douglasien gesetzt. Doch in diesem Jahr wird nichts daraus. „Wir befürchten, dass die Pflanzen gar nicht erst angehen.“ Richard Nikodem ist bewusst, dass Baumschulen vermutlich ungezählte Pflanzlinge nicht losschlagen können.

Dennoch gewinnt der Wald-Experte dem ungewöhnlichen Wetter Gutes ab. „Was wir Personal beim Pflanzen sparen, setzen wir beim Kampf gegen den Borkenkäfer ein.“ Auf dem Baumvermarktungsgelände in Beckum folgen Worten bereits Taten. Die ersten Borkenkäfer-Fallen stehen. Die Beute ist immens.

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