Volkringhausen. . Die Polizeihauptkommissare Raimund Sudhoff und Dietmar Berendes vom Bezirksdienst Menden ärgern sich beim Blitzmarathon in Balve-Volkringhausen über Provokateure.
Kaum eine Wolke trübt den Himmel und mit 15 Grad ist es frühlingshaft mild. Es gibt schlechtere Tage, im Freien zu sein. Die Polizeihauptkommissare Raimund Sudhoff und Dietmar Berendes vom Bezirksdienst Menden stehen aber nicht an der Mendener Straße in Volkringhausen, um das Wetter zu genießen.
Sie arbeiten. Eingeteilt vom Polizeioberrat Bernd Scholz, Chef der Polizeidirektion Verkehr, kontrollieren sie beim bundesweiten Blitzmarathon die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer, die die B 515 in Richtung Menden befahren.
Auf der Bundesstraße werden regelmäßig neue Raserrekorde aufgestellt. Zuletzt ist am 11. April ein Autofahrer geblitzt worden, der in der 50 km/h-Zone mit 86 Stundenkilometern unterwegs war. Ihn erwartet ein Monat Fahrverbot.
Blitzmarathon in Südwestfalen
Bis zum späten Nachmittag wird in Volkringhausen aber nicht gerast. „Und das ist auch gut so“, sagt der Bezirksbeamte Dietmar Berendes. „Denn Ziel ist nicht, möglichst viele zu ertappen, sondern möglichst wenige oder bestenfalls keine Temposünder. Dann wird nämlich angemessen gefahren. Wir sind zufriedener, wenn wir nicht kassieren müssen.“
Der Meinung, dass der Blitzmarathon überflüssig oder gar „Abzocke“ sei, wie der Bund der Steuerzahler oder Verkehrswissenschaftler kritisieren, widersprechen die Polizisten vehement. „Das ist ein Teil unseres Tagesgeschäftes mit Strafverfolgung und Gefahrenabwehr. Und überhöhte Geschwindigkeit ist und bleibt Unfallursache Nummer eins in Deutschland.“ Bei 50 km/h betrage der Bremsweg 14 Meter, bei 65 Stundenkilometern dagegen schon 20 Meter. Berendes: „Dieser Unterschied kann bei einer Kollision entscheidend über die Schwere einer Verletzung sein.“
Tempo aus Lasergerät ablesen
Aussteigen und los geht’s – so einfach funktioniert die Geschwindigkeitskontrolle nicht. „Zuerst muss das Lasergerät und ein genauer Nullpunkt eingestellt werden, in dem reflektierende Gegenstände gesucht werden“, berichtet Raimund Sudhoff. Dann folgt ein Displaytest.
Das Tempo der Autofahrer und Biker kann bis zu einer Entfernung von 500 Metern, aber auch bei nur 70 Metern Distanz gemessen werden – maximal messbares Tempo sind 250 km/h. Wer zu schnell ist, wird von den Polizisten angehalten und kann die Geschwindigkeit auf dem Lasergerät ablesen. „Leider kommt es manchmal auch vor, dass uns ein Raser durch die Lappen geht“, sagen die Beamten.
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Sie ärgern sich vor allem über zwei Provokateure. Ein Mann in einem großen Wagen und ein Motorradfahrer, die zunächst sehr langsam die Mendener Straße befahren, dann aber genau in Höhe der Polizei extrem beschleunigen. Mit Vollgas brettern sie ins Hönnetal. „Am Ortsausgang Volkringhausen hatten sie bestimmt schon über 80 km/h. Unmöglich“, schimpft Dietmar Berendes und ergänzt: „Das Verkehrsverhalten ist immer auch gelebtes Sozialverhalten.“
Großes Medienecho
Bis auf die Ausreißer fährt die Mehrzahl aber diszipliniert. „Das hat natürlich auch mit dem Medienecho zu tun. Jeder weiß über Zeitung, Funk und Fernsehen vom Blitzmarathon“, erklären Berendes und Sudhoff. Umso verärgerter sind diejenigen, die wegen überhöhter Geschwindigkeit zahlen müssen. „Die Ertappten ärgern sich am Tag des Blitzmarathons noch mehr als sonst. Weil ihnen klar ist: Sie hätten es besser wissen müssen.“