Arnsberg. . Weil er Kammersänger Günter Wewel erpresst hat, ist ein 31 Jahre alter Familienvater vom Schöffengericht Arnsberg zu einer Haftstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Der Arnsberger wollte 100 000 Euro von dem berühmten Sauerländer erpressen. Er drohte ihm mit dem Tod. Ein böser Spuk ist mit dem Urteil für das Ehepaar Wewel vorbei.
Seine Welt ist die große Bühne. Kammersänger Günter Wewel, der berühmte Sauerländer, hat nie das Rampenlicht gescheut. Dass der 78-Jährige vor dem Schöffengericht Arnsberg als Verbrechensopfer aussagen muss, ist ihm an diesem Morgen unangenehm. Man sieht es dem Fernseh-Moderator an. Als sein Erpresser zu einer Haftstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt ist, spiegelt sich Erleichterung in seinem Gesicht wider: „Endlich ist der böse Spuk vorbei“, sagen der Arnsberger und Ehefrau Gisela übereinstimmend.
31-jähriger Familienvater war der Täter
Das Leben ist nicht immer so schön und die Welt nicht immer so heil, wie es der Sauerländer bei seinen musikalischen Reisen in der TV-Reihe „Kein schöner Land“ vermittelt oder in seinem Erfolgstitel „Alle Tage ist kein Sonntag“ singt: „Aber du sollst alle Tage recht lieb zu mir sein.“ Alles andere als lieb gestaltete sich das Verhalten eines 31 Jahre alten Familienvaters aus Arnsberg, der dem Kammersänger am 16. Oktober 2012 ein Erpresserschreiben in den Briefkasten steckte. „Als mein Mann mit der Post ins Haus kam und wir die Zeilen lasen, haben wir uns total erschreckt“, berichtet Gisela Wewel auf dem Gerichtsflur. „Es war grauenhaft.“
Der von Frau Wewel als „brutal geschrieben“ bezeichnete Brief enthält konkrete Todesdrohungen. Unter dem fettgeschriebenen Titel „Es handelt sich hier um keinen Scherz“ wird der Kammersänger zur Zahlung von 100 000 Euro aufgefordert - die Geldübergabe sollte „bis zum nächsten Werktag um 12 Uhr“ stattfinden. Verbunden mit dem Hinweis, dass man während der Abwesenheit des Paares zwei Bomben in deren Haus in der Arnsberger Innenstadt platziert habe, mit denen auch das Nachbargebäude in die Luft gesprengt werden könne. Im zweiten Erpresserbrief einen Tag später wird der Tonfall noch einmal verschärft: „Sollten Sie den Forderungen nicht nachkommen sind Sie Tod“, heißt es wörtlich.
Festnahme bei fingierter Geldübergabe
Bei einer fingierten Geldübergabe wurde der Erpresser gefasst. „Die Polizei hat Großes geleistet. Wir haben Hochachtung vor ihrer Arbeit“, lobt Gisela Wewel, bevor sie wieder betroffen zu ihrem Günter hinüberblickt. Eine schlimme Zeit liegt hinter dem seit 1959 verheirateten Ehepaar. „Wir haben in Angst und Sorge gelebt“, sagt Günter Wewel. „Wir konnten nicht schlafen und mussten Medikamente nehmen.“ Bis heute sei das Ganze sehr belastend, sagt der Fernseh-Star, dessen markante Stimme im Arnsberger Amtsgericht noch etwas tiefer als üblich klingt.
Nach dem Urteil scheut der promimente Sauerländer die Fernsehkameras
Die Monate der Unsicherheit nagen an dem berühmten Sohn Arnsbergs und seiner Ehefrau. Nein, in die Fernseh-Kamera will der prominente Sauerländer nach der Urteilsverkündung nicht sprechen. Das überlässt er seinem Arnsberger Anwalt Josef Wiese. Die Opferseite ist zufrieden: „Das Gericht hat die Freiheitsstrafe ganz bewusst nicht zur Bewährung ausgesetzt und damit klar vermittelt, dass mein Mandant kein Freiwild ist“, sagt Wiese. „Und es hat einen Pflock gesetzt für mögliche Nachahmungstäter.“
Urteil vor dem Amtsgericht dient der Abschreckung
„Das Urteil dient der Abschreckung“, sagt dann auch Amtsrichter Dietmar Werthmann nach der Verkündung. Er hat den 31-Jährigen zu einer Haftstrafe verurteilt, obwohl dieser bislang nicht vorbestraft ist und sich bei dem Ehepaar Wewel entschuldigt hat. Der geständige Angeklagte hatte in der Verhandlung sein Motiv so beschrieben: „Mich haben Schulden gedrückt. Und ich habe angenommen, dass Herr Wewel reich ist und das verkraften kann.“
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Zudem sei er neidisch auf seine Freunde gewesen und wollte ihnen beweisen, dass „auch ich mir etwas leisten kann“. Kein Grund für eine Erpressung, findet Richter Werthmann. „Das Vorgehen des Angeklagten war menschenverachtend und skrupellos.“ Er hatte bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung die Tat abgestritten. Die Ermittler konnten aber die gelöschten Erpresserschreiben auf seinem Computer rekonstruieren.
Wewels hoffen auf Schlussstrich unter der Geschichte
Günter und Gisela Wewel hoffen, mit dem Urteil einen Schlussstrich unter die unsägliche Geschichte ziehen zu können. Vielleicht hilft dem berühmten Sauerländer die Arbeit, um das Erlebte endgültig zu verarbeiten und möglichst zu vergessen. Er will nach vorne schauen und drückt dem Reporter die nächsten Sendedaten der „meist wiederholten Sendung im deutschen Fernsehen“ in die Hand. Von „Kein schöner Land.“ - „Schauen Sie mal“, sagt er. „Wir sind noch lange nicht vergessen.“