Arnsberg. . Aloys Steppuhn, Präsident des Sauerländischen Gebirgsvereins, legt sein Amt nach sieben Jahren mit sofortiger Wirkung nieder. Anlass ist der andauernde Streit um den gescheiterten Verkauf des vereinseigenen, defizitären Jugendhofs in Arnsberg. Es ist ein verbitterter Abschied von Steppuhn.
Spruch des Monats: „Um über Nacht Erfolg zu haben, brauchst du viele Jahre harter Arbeit.“ Zu lesen ist dies auf der Heimseite des Jugendhofs „Wilhelm Münker“ in Arnsberg im Netz. Das Haus gilt als Herzstück des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV). Angesichts der Ereignisse im Verein wirkt der Spruch deplatziert. Quasi über Nacht hat das Präsidium mit Aloys Steppuhn an der Spitze seinen Rücktritt erklärt.
Grund ist die seit Monaten intern tobende Diskussion um den Verkauf des Hauses. Einstimmig hatte das Präsidium der Hauptversammlung empfohlen, sich vom Jugendhof zu trennen. Er sei defizitär, die Kosten für den Unterhalt immens, hieß es.
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Gleichwohl kam die notwendige Dreiviertel-Mehrheit der Mitglieder, die dem Verkauf zustimmen müssten, nie zusammen. Zuletzt scheiterte das Vorhaben des Präsidiums auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Ende Oktober. Steppuhn heute: „Die Entscheidung gegen den Verkauf war somit gleichbedeutend mit einem Misstrauensvotum gegen das Präsidium.“
Auslastung 28 Prozent
An den Miesen änderte die Abstimmung freilich nichts. Externe Wirtschaftsprüfer kamen zu dem Ergebnis, mindestens 13.000 Übernachtungen seien erforderlich, um den Jugendhof wirtschaftlich zu betreiben. Eine Zahl, die nie erreicht wurde. Auch die Prognose für 2013 sieht nicht rosig aus.
Das Präsidium sprach von einer 28-prozentigen Auslastung, selbst SGV-Mitglieder machten zu ihrer Überraschung einen großen Bogen um Arnsberg. Als Ziel kam es für sie nie in Frage, sie stimmten mit den Füßen ab. Nur drei Prozent der Übernachtungen ist den mehr als 38.000 Mitgliedern zuzurechnen.
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Noch im November macht Steppuhn in der Vereinszeitschrift „Kreuz & Quer“ Mut für eine mehrheitliche Lösung: „Das Präsidium akzeptiert das Ergebnis und folgt der Entscheidung der Delegierten mit dem Ziel, alle Kräfte zu bündeln und positiv in die Zukunft zu blicken, um das Haus ‘Wilhelm Münker’ gemeinsam auf sichere Beine zu stellen.“ Das ist Geschichte.
Niveau unterschritten
Verbittert nimmt Steppuhn den Hut. Er wolle sich die Auseinandersetzungen aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter antun, auch vermisse er bei den Gegnern des Verkaufs eine akzeptable demokratische Streitkultur. Das Niveau sei in Einzelfällen einseitig erheblich unterschritten worden. „Glauben Sie mir, für mich ist das ein schmerzhafter Schritt“, sagt der Ex-Landrat des Märkischen Kreises im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Dass der 62-Jährige Abschied nimmt, ist für Hauptgeschäftsführer Frank Rosenkranz kein überraschender Schritt: „Wenn man weiß, was er gesagt hat, ist das die logische Konsequenz.“ Wer Verantwortung trage, könne die Argumente der Experten zur schlechten wirtschaftlichen Entwicklung des Jugendhofs nicht einfach ausblenden, danach sei die Entscheidung für den Verkauf folgerichtig gewesen. Steppuhn war 2007 zum Präsidenten gewählt worden. Rosenkranz: „Sein Rücktritt ist eine Zäsur für den Verein.“
Nachfolger gesucht
Deutschlands drittgrößter Wanderverein bleibt Rosenkranz Worten zufolge weiterhin geschäftsfähig und ist bereits auf der Suche nach Nachfolgern: „Erste Gespräche haben stattgefunden, um bis zur nächsten Hauptversammlung am 8. Juni eine neue Mannschaft zur Wahl stellen zu können.“
Bis dahin will auch ein Lenkungskreis seine Überlegungen über den Fortbestand des Jugendhofs vorstellen. Auch Steppuhn wird gespannt sein, mit welchen Vorschlägen es gelingen wird, die SGV-Mitglieder von der Nutzung des Hauses in Arnsberg zu überzeugen. Er wünscht allen ein gutes Frisch auf.