Schmallenberg. . Der Sauerland-Tourismus begrüßt die Energiewende und arbeitet bei der Regionalplanung mit den Industrie- und Handelskammern in Südwestfalen an verträglichen und nachhaltigen Lösungen für die Landschaft mit.
Der Sauerland-Tourismus steht unter Strom. Warum? Weil die Energiewende für Sauerland und Siegerland nicht ohne Folgen bleiben wird. Die Gewinnung regenerativer Energie wird die Landschaft verändern. Riesenmasten, die die Energie auf Stromautobahnen von der Nordsee nach Süddeutschland leiten, Windparks, die Berghöhen in Spargelfelder verwandeln. Pumpspeicherwerke, die sich in Beton ergießen.
„Ja“, sagt Thomas Weber, Geschäftsführer vom Sauerland-Tourismus, „wir begrüßen die Energiewende, aber wir werden nicht hinter allen Maßnahmen stehen, wenn sie ungesteuert und unabgestimmt ablaufen und auf diese Weise das mühsam aufgebaute Image beim Werben um die Gunst der Gäste zerstören.“ So hat es aus seiner Sicht wenig Sinn, unten am See eine neue Uferpromenade zu bauen und oben einen neuen Pumpspeicher.
Der Geschäftsführer fordert alle Beteiligten und Verantwortlichen in der Region auf, „die Dinge zu Ende zu denken“. Negativ-Beispiele gibt es aus seiner Sicht bundesweit zuhauf. „Allein wenn ich an die Entsorgung des Atommülls denke oder die Begradigung der Flüsse. Mit negativen Folgen, die bis heute nicht behoben sind.“
Wichtig ist es ihm, über die Grenzen der Kreise und Gemeinden hinweg nach gut abgestimmten Lösungen zu suchen. Möglicher Lagerbildung, hier Wirtschaft, da Tourismus, hier die Gemeinde X, da die Gemeinde Y, kann Weber nichts abgewinnen: „„Wir brauchen sauerlandweite Lösungen.“ Wenn die Region die Energiewende gemeinsam anpacke, werde sie unabhängiger, verdiene selbst das Geld und überfordere die Landschaft nicht. „Auch die Landschaft braucht optische Ruhe.“
Der Sauerland-Tourismus will seinen Beitrag leisten. Mit den Industrie- und Handelskammern Südwestfalens wird er nach den Sommerferien für die Bezirksregierung in Arnsberg ein Gutachten vorlegen, das Potenziale, Risiken und Gefahren für den Umbau der Landschaft und die Lebensqualität der Menschen beleuchtet. „Damit haben wir erstmals die Chance, Teil der öffentlichen Planung für die Regionalentwicklung zu werden. Wir wollen die Kommunen sensibilisieren, gesamtsauerländisch zu denken und zu handeln.“
Dass der Tourismus im Zuge der Energiewende Federn lassen wird, weiß Weber: „Es geht nicht ohne Kompromisse. Mit einer klugen und nicht überhasteten Planung bietet sich für Südwestfalen die Riesenchance, sich ein Profil zu geben. Ein Profil, das auf zukunftweisende Weise zeigt, wie sich der Gewinn regenerativer Energien mit der Landschaft vertragen kann.“
Weber, der nach eigenem Bekunden seit langem Grün denkt, weiß, welche Auswirkungen Fehlentwicklungen in der Wirtschaft für den Tourismus haben können.
„Da muss ich nur an meine sieben Jahre als Kurdirektor auf der Insel Föhr zurückdenken, als wir mit der Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee und dem Seehunde-Sterben eine Katastrophe erlebt haben.“ Der Geschäftsführer macht sich dafür stark, die Natur vor der Haustür nicht zu zerschneiden, weitsichtig und nachhaltig zu planen: „Die Landschaft ist unser höchstes Gut.“
Keine Kompromisse sieht er bei der Suche nach Erdgas mit der umstrittenen Fracking-Methode, eine Tiefbohrtechnik, die auch giftige Substanzen in die Gesteinsschichten pumpt, um das gespeicherte Erdgas zu lösen: „Wir wollen Energiekonzerne sicher ausschließen, dass jemals Gifte in unser Grundwasser und damit ins Trinkwasser gelangen.“ Weber will gar nicht daran denken, wie es sich auswirken würde, wenn das Grundwasser durch Gifte verseucht würde. Die Lebensqualität im Lebensraum Sauerland wäre dahin: „Touristisch gesehen wäre dies ein Super-Gau. Es könnte passieren, dass Gäste das Sauerland weitläufig über lange Zeiträume meiden würden.“
Den Teufel will er nicht an die Wand malen, aber bei der Fracking -Methode kann es nach seiner Bewertung nur heißen: „Die Risiken dieser Erkundungsmethode sind einfach nicht abschätzbar - darum lehnen wir sie ab.“