Oeventrop. Montagabend, 19 Uhr. Für Frieden, Vielfalt, Offenheit und Toleranz lädt die Oeventroper Flüchtlingshilfe zur Mahnwache ein. 600 Menschen folgen.
Gemeinsam mit vielen weiteren Menschen möchte der Verein Flüchtlingshilfe Oeventrop e.V. ein Zeichen für Frieden, für die Demokratie, sowie für Vielfalt, Offenheit und Toleranz setzen - bewusst vor der Europawahl, um alle Wahlberechtigten zum Wählen zu animieren. An die 600 Menschen folgten der Einladung.
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„Wir müssen unsere Demokratie verteidigen. Gemeinsam und mit allen Kräften“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner. „Denn Demokratie ist mehr als nur ein System. Mehr als eine Staatsform, die auf Toleranz und Gleichberechtigung beruht. Demokratie bildet die Basis für unser freiheitliches Leben. Niemals - ich betone - niemals darf diese untergraben werden.“
Die Rechtsstaatlichkeit sei ein wichtiger und wesentlicher Grundsatz der Demokratie. Sie gebe allen die Sicherheit, dass sämtliches staatliches Tun auf der Grundlage geltenden Rechts erfolgt. Rechtsstaatlichkeit beinhalte ebenso den Schutz unserer Grundrechte - und der Menschenrechte. Dies sei unerlässlich für eine funktionierende Demokratie. Dazu gehöre auch das Wahlrecht.
Aufruf, am 9. Juni zur Europawahl zu gehen
„Das Wahlrecht ist ein hohes und wertvolles Gut“, so Bittner weiter, „Es ist eine Möglichkeit für uns als Bürgerinnen und Bürger, an der politischen Willensbildung teilzuhaben.“ Jede Stimme sei wichtig - jede Stimme zähle. „Deshalb: Gehen Sie - wenn Sie nicht schon von Ihrer Briefwahlmöglichkeit Gebrauch gemacht haben - am 9. Juni wählen!“
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Diese Worte folgten dem Dank des Leitungsteams Monika Kraas und Gerd Stodollick an die Menschen, die sich vor der Schützenhalle in Oeventrop versammelten, um gemeinsam für die Demokratie einzustehen.
Christian Stockmann erklärt seinen Standpunkt ebenfalls als Redner auf der Mahnwache an die Menschen: „Wer sich gegen Menschen ausspricht und von Remigration schwärmt; wer ‚Ausländer raus‘ in bester Partylaune brüllt - egal ob auf einer Insel oder in den Bergen des Hochsauerlands -; wer über Exklusion und Abwerten von Menschen mit Handycaps spricht, der hat mit heftigem Widerstand des Caritas-Verbandes und seinen siebeneinhalb Tausend Mitarbeitenden in Deutschland zu rechnen.“, so der Sozialfachliche Vorstand der Caritas Arnsberg-Sundern.
Er begrüße es, dass 37 Nationalitäten für den Caritas-Verband arbeiten. Er könne sie gar nicht alle aufzählen, aber ohne diese vielen Menschen würde es nicht funktionieren. Es sei jetzt schon schwierig, die Versorgung sicherzustellen - und ohne diese Menschen aus den vielen unterschiedlichen Ländern würde sich kein Rad mehr drehen. „Vielen Dank an alle, die haupt- oder auch ehrenamtlich bei uns arbeiten - und vielen Dank auch all denen, die uns unterstützen.“
Jüngere Generationen informieren sich über Soziale Medien
Persönlich, als Mensch, möchte er sich ebenfalls äußern: „Geschichte kann sich zwar nicht wiederholen, aber ähnlich verlaufen, wenn wir nicht aufpassen und die Äußerungen der Demokratiefeinde überhören.“ Seiner Generation habe aktuell eine besondere Bedeutung, da sie noch mit Menschen, die heil aus dem NS-Regime herausgekommen sind, Kontakt hätten. Jüngere Generationen würden nur noch durch Erzählungen, Schulbücher oder Soziale Medien informiert - doch gerade über die Sozialen Medien würden auch viele sachlich falsche und absurde Inhalte verbreitet, was manche Gruppierungen geschickt zur Polarisierung nutzten.
Als dritter Redner stand Peter Blume, stellv. Bürgermeister der Stadt Arnsberg, vor der Menschenmenge. Seine Zielworte: „Ich denke, heute Abend geht es darum, dass wir gemeinsam aufstehen. Dass wir zusammenstehen und dass wir erkennen und benennen, was uns die Medien täglich in unser Wohnzimmer transportieren.“ Aktuell erlebe man, angesichts des Kriegsbeginns in der Ukraine und des barbarischen Angriffs der Hamas auf die israelische Zivilgesellschaft, einen seitdem andauernden und immer weiter eskalierenden, beispiellosen Zivilisationsbruch. „Was wir dort sehen, dass kann eine humane Gesellschaft nicht kalt lassen. Und es lässt uns nicht kalt - es berührt uns, es beschwert uns, es beschämt uns. Und das ist gut so.“
Er spricht von bis auf die Grundmauern beschädigte Gebäude in der Ukraine, von Bildern des Überfalls auf die israelische Bevölkerung, aber auch von den Städten in Gaza: „Und das kann und will ich auch hier nicht verschweigen: Auch die Städte in Gaza stehen als Mahnmal für beispielsloses Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung. Für die meisten von uns unvorstellbar.“
Menschenkette auf der Kirchstraße
Gemeinsam zogen die rund 600 Menschen dann los, um sich rechts und links entlang der Bürgersteige auf der Kirchstraße in Oeventrop zu einer Menschenkette zu formieren.
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Es war die achte Mahnwache, die durch den Flüchtlingshilfe Oeventrop e.V. organisiert wurde. Was am 29. Januar dieses Jahres begonnen habe, solle nun bewusst vor der Europwahl am 9. Juni enden. „Diese Menschenkette ist sozusagen der Abschluss unserer Mahnwachen“, erklärt Gerd Stodollick, „und wir hoffen, dass wir damit noch den einen oder anderen motivieren können, zur Europawahl zu gehen.“