Arnsberg-Rumbeck. Im romantischen Mühlbachtal geht es um Briefe - um alte und ganz moderne Kommunikation. Bei Sonnenschein versüßen die Gedichte den Spaziergang.
Rechtzeitig zum Start in die wärmere Jahreszeit, hatten die Mitglieder zum Spaziergang im romantischen Mühlbachtal geladen: Zum Poesiepfad-Team gehören Reiner Ahlborn, Wolfram Blanke, Wolfgang Wirth und Michael Dericks. Sie stellten die neue Frühlingsedition des Poesiepfades vor. Mit viel Mühe und Zeitaufwand sind diesmal von Michael Dericks Texte und Gedichte herausgesucht worden. Thematisch geht es um verschiedene Arten der Kommunikation, sozusagen vom Posthorn bis zum Servicetelefon.
Die verschiedenen Texte und Gedichte sind äußerst passend mit Briefmarken versehen worden, die den jeweiligen Verfasser, bzw. die jeweilige Verfasserin zeigen. Und als Zugabe werden noch sehenswerte Bildpostkarten mit Arnsberger Motiven gezeigt, inklusive Übersetzung der alten Sütterlin-Schrift.
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Briefe sind das Schönste, was es gibt! Das stellte schon Rainer M. Rilke in seinem Gedicht „Briefe“ fest. Und dies zieht sich auch wie ein roter Faden durch die Gedichte aus unterschiedlichen Zeiten, die sich mit dem Thema Kommunikation beschäftigen. Mit ihrer Hilfe wird eine Brücke geschlagen vom guten alten handgeschriebenen Brief über Postkarten und die Rohrpost bis hin zur modernen Kommunikation über das Telefon, Handy und per E-mail.
In den ausgestellten Texten am Wegesrand geht es sowohl erst als auch heiter zu . Natürlich hat der Mensch nicht immer Lust zum Schreiben, ist „schreibfaul“, wie Willy Meurer, ein kanadischer Kaufmann, über sich feststellt. Und Karl Kraus schrieb ein Gedicht, das durch die Doppelbedeutung des Begriffs „einen Brief aufgeben“ zum Schmunzeln einlädt. Der romantische Dichter Wilhelm Müller erwartet sehnsuchtsvoll den Klang des Posthorns, da ihm die Post einen Liebesbrief bringen könnte. Er muss sich in Geduld üben, denn damals wurde die Post per Pferd und Kutsche transportiert.
Die Post geht langsam und das Leben schnell, stellt auch Peter Hacks in seinem „Eilbrief“ fest. Heutzutage ist die SMS oder die WhatsApp Nachricht viel schneller als die Post. Vergeht im Vergleich dazu auch das Leben schneller oder kommt es einem nur so vor? Auch beim Telefongespräch läuft nicht immer alles rund, leidet die Verbindung doch immer wieder unter der Entfernung. Sie führt zu abgehackten Sätzen, die zu kleinen Missverständnissen führen können, was Joachim Ringelnatz im „Telefonischen Ferngruß“ humorvoll verarbeitet. Und was nützt es, wenn man ein funktionierendes Telefon besitzt, aber kein Schwein ruft an? Diese Frage stellt sich auch Ulrich Beckers in seinem Gedicht „Kein Schwein ruft mich an“, dessen musikalische Interpretation Max Raabes vielen bekannt sein dürfte.
Michael Dericks findet ein Gedicht von Karl May besonders interessant, in dem dieser schon zu Lebzeiten beliebte Autor Fanpost beantwortet und sich selbst zum Doktor promoviert. Zu Karl Mays tragischer Biographie gehöre auch, dass er wegen gravierenderer Delikte einige Jahre im Gefängnis verbringen musste.
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Worte, zum Beispiel auf einer Postkarte geschrieben, bleiben eher im Gedächtnis. So wie die Sätze, die Gottfried Benns Mutter ihm aus der Kur auf einer eigentlich nichtssagenden Postkarte vom Ufer der Saale sandte. Benn nahm diese Postkarte zum Anlass, in seinem Gedicht „Jena“ über die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz zu sinnieren.
Wann werden SMS und Chat lyrikfähig?
Marco Tschirpke macht sich in seinem Gedicht „An einen Freund“ Gedanken darüber, ob es nicht sinnvoller wäre, statt unzähliger schnell vergänglicher E-Mails lieber einen Brief zu schreiben, der dem Empfänger ein sinnliches Erlebnis bereitet. Ein Brief kann berührt, sein Siegel gebrochen werden, die persönliche Handschrift muss entziffert werden und manchmal hat der Brief sogar seinen eigenen Duft. Es wird deutlich, dass die scheinbar veralteten Medien wie Briefe und Karten in manchen Situationen der heutigen schnelllebigen Kommunikation vorzuziehen sind.
So endete der lyrische Spaziergang auf dem zwei Kilometer langen Poesiepfad auch mit dem Appell an die rund 30 Zuhörer, einem anderen Menschen wieder einmal einen Brief oder eine Postkarte zu schreiben. Als noch nicht lyrikfähig, so wurde letztendlich festgestellt, hätten sich SMS und Chatmitteilungen erwiesen. Aber das kann sich ja noch ändern!