Arnsberg/Hüsten. Ob Kettenbriefe, Passworthacks oder auch Fishing: In Arnsberg lernen schon die Kleinsten, auf was sie im Internet achten sollten.
„Wenn du die Nachricht nicht an 30 Personen weiterschickst, dann stirbt deine Mutter. Aber erst in einem Jahr.“ Eine Nachricht, die eine Kinderseele brechen kann. Aber auch eine Nachricht, die tagtäglich so von irgendwelchen Betrügern im Internet verschickt wird.
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Um Angst zu verbreiten, kostenpflichtige Abos unterzujubeln oder aber auch die Daten abzugreifen. Kinder jedoch erkennen diese Gefahr nicht, sondern haben in diesem Moment schlichtweg Angst um ihre Mutter - und schicken den Kettenbrief weiter, statt ihn einfach zu löschen und zu vergessen.
Gefahren im Netz pädagogisch sinnvoll in Szene gesetzt
Das Musiktheaterstück „Die Netzretter“ von Jessica Jahning für Kinder im Alter ab sechs Jahren soll über ein sicheres Surfen im Internet aufklären - und das auf pädagogisch sinnvolle, altersgerechte Ansprache. „Kunst bietet einen ganzheitlichen Ansatz für die Kinder in Arnsberg, die Risiken im Internet auch wahrzunehmen“, sagt Janet Henke, Bildungsbüro der Stadt Arnsberg und Organisatorin vor Ort.
Das Achja!-Theater
Das mobile Achja!-Theater mit Sitz im Ruhrgebiet und Berlin tourt seit 2011 im gesamten deutschsprachigen Raum mit interaktiven Kindertheaterproduktionen mit Message. Mehr Infos unter: www.achja-theater.de. Gefördert von der Kulturstiftung Matrong und dem Kulturbüro Essen.
Das Musiktheaterstück „Die Netzretter“ nach Arnsberg geholt hat das Bildungsbüro der Stadt Arnsberg. „Bis auf zwei haben sich alle Arnsberger Grundschulen angemeldet“, sagt Janet Henke. Die Kosten für das Theaterstück und den Transfer zum Sauerlandtheater in Arnsberg und ins Kulturzentrum in Hüsten hat ebenfalls das Bildungsbüro übernommen. Im Sommer kommt das Achja!-Theater mit seinem Stück „Motte will Meer“ erneut nach Arnsberg.
Auf der Bühne stehen Nicole Lehmann als Zero Spürnase und Sven Gey als Eddie Tor - und, sonst würde gar nichts laufen, Techniker Peter Teuchert.
Der düstere Mr. Fake will die Weltherrschaft über das gesamte Internet. Bis jetzt läuft sein Plan gut: Interneterfinder Eddie Tor hat er bereits gefesselt und geknebelt in der Kommandozentrale, doch um sein Werk zu vollenden, braucht er noch peinliche Pic‘s und Passwörter aller Kinder. Mühselige Aufgabe, eine Assistentin muss her: Zero Spürnase, die fast-berühmte-Detektivin. Zero macht ihre Aufgabe zunächst Spaß: Sie knackt jedes Passwort und shared jedes Bild, als sie plötzlich den gefesselten Eddie findet. Mithilfe der Kinder versuchen die beiden, Mr. Fake aufzuhalten. Aber dann begeht Zero einen verhängnisvollen Fehler.
Angepasst auf die Kinder in der Stadt Arnsberg, sollen diese interagieren und stehen Zero die gesamte Stunde mit voller Spannung zur Seite. In drei Schritten soll die Spürnase Zero dem düsteren Mr. Fake helfen, sein großes Ziel umzusetzen - der Fortschritt wird anhand von drei Leuchten dargestellt.
Nachdem es ihr gelungen ist, die „Passwörter aller Kinder in Arnsberg“ zu knacken, leuchtet das erste Lämpchen rot auf. Die Kinder klatschen, springen von ihrem Sessel hoch und freuen sich mit Zero. Doch schon kurze Zeit später scheinen sie Mr. Fake zu durchschauen. Denn schon beim zweiten Schritt versuchen sie Zero zu warnen. „Er lügt, er lügt“, schreien sie zur Bühne. „Das ist genau das, was wir erreichen wollen“, sagt Schauspielerin Nicole Lehmann, „dass die Kinder während des Stücks verstehen, was da gerade passiert.“ Und genau das sei es, was sie an ihrem Beruf fasziniert. „Die Message kommt bei den Kindern auch an - das sieht man an den Reaktionen.“
Das bestätigt auch Schauspielkollege Sven Gey: „Es ist die Tatsache, dass wir ihnen etwas mitgeben, das auch ankommt.“ Gerade bei diesem relevanten Thema sei das ein wichtiger Schritt.
Und auch, was ein Kettenbrief ist und was sie damit tun sollen, scheinen die Kleinen schnell zu verstehen - denn kurzerhand brüllen sie auch hier auf die Bühne: „Neiiiin, nicht schicken.“
Kaum ein Kind hält es auf dem Sessel. Stattdessen fiebern sie mit, schreien Zero Tipps zu, lachen, sind schockiert - sie leben das Theaterstück förmlich mit. Und freuen sich am Ende natürlich auch, als „das Böse“ abgewendet und das Internet wieder ein Ort der Freundschaft ist. So, wie es in der Realität auch sein sollte ...