Arnsberg. Pauls tiefe Töne: Eine Tuba-Liebesgeschichte im Posaunenchor Hüsten - Tiefklang der Leidenschaft mit Herz.
Töröö - hier kommt das Instrument des Jahres 2024: Es ist die schwerste als auch „coolste“ Stimme im Hüstener Posaunenchor. Sie „glänzt“ meist in der letzten Reihe des Orchesters: Die Tuba und hinter ihr - leicht versteckt - Hobbymusiker und Chor-Gründungsmitglied Paul Eckert (85).
Im Jahre 1952 war Paul mit dabei, als die Idee aufkam, Gottesdienste und Andachten der evangelischen Kirchengemeinde in Hüsten mit Blasmusik zu untermalen. Schon bald nach der Gründung durften übrigens auch Mädchen und Frauen mitspielen. Das sei für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich gewesen, erinnert sich Paul Eckert, der über 30 Jahre den Chor geleitet hat. „Die meisten Posaunenchöre waren in den 50er Jahren reine Männersache.“
Doch nicht von der Posaune soll hier die Rede sein, denn die Tuba steht im Rampenlicht: Zwischen sechs und zwölf Kilogramm wiegt die dicke Röhre. Pauls Tuba ist eine etwas größere, hat vier Ventile und bringt rund 14 Pfund auf die Waage. „Es gibt auch noch eine viertel- und eine halbe Tuba“, erklärt Beate Ullrich, Ausbildungsleiterin für den Nachwuchs. Daran mangelt es leider in Hüsten. Paul würde sein Instrument gerne demnächst weitergeben, doch bislang hat sich keine neue Tubistin bzw. kein neuer Tubist gefunden.
Ein gutes Instrument kostet rund 5.000 Euro
Vielleicht auch deshalb, weil die Tuba in der Anschaffung recht teuer ist. „Ein gutes Instrument kostet rund 5.000 Euro“, weiß Kirchenmusikerin Annika Eisenberg, die den Posaunenchor als Dirigentin leitet. Es ginge bei 1.000 Euro los, doch die teuren Instrumente können auch 10.000 Euro kosten, je nach Ausführung. Dafür sei die Tuba ein recht unempfindliches und pflegeleichtes Instrument, das sich mit ein paar Handgriffen reinigen ließe. Dieses Ritual vollzieht Paul nach jeder Probe.
Der 85-jährige Hobbymusiker nimmt das schwere Instrument nicht oft mit nach Hause. „Es ist auch nicht mein Eigentum, sondern eine Leihgabe des Posaunenchores“, sagt er und macht damit seinem potenziellen Nachfolger den Einstieg leichter. Denn wer demnächst in Pauls Fußstapfen bzw. an seinen Orchesterplatz treten will, braucht keine Tuba zu kaufen. Dieser „erbt“ das Instrument des Posaunenchores.
Paul liebt die Tuba. Er ist in vielen Blasinstrumenten geübt und spielt Rhythmen und unzählige Stücke aus dem „Effeff“. Musik ist seine Leidenschaft. Als Sechsjähriger hat er eine Blockflöte geschenkt bekommen und seit dieser Zeit großen Spaß an Orchesterklängen. Auch sein Sohn Martin (54) konnte er mit dem Posaunenchor-Virus infizieren. Er spielt die Trompete. Bei den vielfältigen Freizeitangeboten sei es heutzutage schwieriger geworden, Kinder für ein Musikinstrument zu begeistern, meint Paul. Besonders für die Tuba. Dabei könne man Blechblasinstrumente immer und überall spielen. „Sogar draußen, wenn es regnet“, lacht Paul. Ihm geht der Atem beim Spielen noch längst nicht aus. Vielmehr sei es auch die richtige Technik, die es zu erlernen gilt und natürlich die Leidenschaft für Musik.
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Und Annika Eisenberg meint, dass auch Mädchen und Frauen sich durchaus angesprochen fühlen sollten. „Die Tuba ist nicht unbedingt ein Männerinstrument. Selbst wenn viele Leute das noch immer denken“, sagt sie. Sie hat es auch schon mal ausprobiert und findet die Tuba klasse.
Am schönsten sind natürlich die Konzerte, wenn der Posaunenchor mit blitzblanken Instrumenten das Publikum begeistern kann. Das nächste Konzert unter dem Titel „Musik zur Sterbestunde“ steht am Karfreitag (29. März) um 15 Uhr in der Kreuzkirche Hüsten auf dem Programm. „Da treten die Bläser mit dem Kreuzkirchenchor ins Rampenlicht“, verrät Annika Eisenberg. Auch der Nachwuchs bekommt in diesem Rahmen einen Auftritt. Interessierte - ob groß oder klein - können sich übrigens bei Ausbildungsleiterin Beate Ullrich unter Tel. 02931/77893 oder per E-Mail: ull.be@gmx.de melden.
Chorworkshop vom 5. bis 7. Juli
Wer hat Zeit und Lust? - Vom 5. bis 7. Juli findet in der Christuskirche Neheim ein Chorworkshop statt. Im Mittelpunkt steht das Werk „Missa Gaudete in Domino“ von Hans-Georg Rieth und Achim Runge. Am ersten Juli-Wochenende werden zeitgenössische und gut singbare Stücke für einen dreistimmigen, gemischten Chor erarbeitet. Das Ergebnis des Workshops wird am Sonntag (7. Juli) im regionalen Zentralgottesdienst präsentiert. Die künstlerische Gesamtleitung liegt bei Kantorin Annika Eisenberg.
Interessenten wenden sich bitte an Annika Eisenberg per E-Mail: Kantorin.Eisenberg@gmx.de oder unter Tel. 02374/9367957.