Arnsberg. Verwaltung und Heimatbund initiieren einen „Runden Tisch“ zur Zukunft des Osterfeuers in Arnsberg ab 2025.
Es sollte ein letztes Mal auf den Kreuzberg gehen: Der Arnsberger Heimatbund beschloss in der vergangenen Woche, dass das traditionelle Osterfeuer 2024 noch einmal an dieser markanten Stelle ausgerichtet werden soll, ehe weitere Auflagen dann eine Suche nach Alternativen unausweichlich machen würden. Die öffentliche Diskussion in Arnsberg nahm emotional Fahrt auf. Nun soll ein von der Verwaltung einberufene „Runder Tisch“ die Zukunft des Arnsberger Ostefeuers besprechen.
Auf Initiative von Bürgermeister Ralf Paul Bittner und dem ersten Beigeordneten Christopher Hilverling wurde bereits ein „Runder Tisch“ angeregt, der im Frühjahr zur Zukunft des Arnsberger Osterfeuers zusammen kommen soll. Ziel sei es, so Ralf Bittner, den Erhalt des Brauchtums mit den behördlichen Auflagen der Landesforstbehörde in Einklang zu bringen und dem Veranstalter – dem Heimatbund Arnsberg- die Durchführung auch weiterhin zu ermöglichen.
„Die Bedeutung des Osterfeuers für die Menschen in Arnsberg ist allen sehr bewusst. Die Stadt Arnsberg ist mit dem Veranstalter bereits in engem Kontakt“, so Bittner. Die Gespräche würden am „Runden Tisch“ noch konkretisiert und gemeinsam wird alles getan, um die österliche Tradition in Übereinstimmung mit den Vorgaben auch zukünftig weiterzuführen. Alle seien überzeugt, dass für das kommende Jahr gemeinsam eine zukunftsfähige Lösung gefunden werde - aufgrund sich verändernder Bedingungen ist es manchmal jedoch notwendig, Traditionen auch anzupassen und weiterzuentwickeln. „Auch mit Blick auf unser Stadtjubiläum im Jahr 2025 bin ich sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Heimatbund ein tolles Osterfeuer und Event für die Familien und Arnsberger hinbekommen.“ so Bürgermeister Bittner. Das schließt offenbar auch eine Einbeziehung des Kreuzberges nicht aus.
Die Hintergünde
„Weitere Auflagen beenden ab dem kommenden Jahr eine über 100-jährige Osterfeuer-Tradition“, erklärt der Arnsberger Heimatbund um seinen Vorsitzenden Torsten Kapteiner am Mittwoch vor einer Woche. Für das beliebte Arnsberger Osterfeuer müsse es aufgrund behördlicher Auflagen weitere Änderungen geben. Bereits im Vorjahr war das Osterfeuer ausgefallen - wegen kurzfristig nicht umsetzbarer Auflagen und auch wegen Problemen bei der Beschaffung brauchbaren Brennholzes. Jetzt stand der Vorstand erneut vor einer schwierigen Entscheidung: Es wurden Argumente für und gegen einen neuen Ablauf und einen neuen Ort für das Osterfeuer ausgetauscht. Abgestimmt wurde dann über die Alternativen „dauerhafte Absage der gesamten Veranstaltung“, „Osterfeuer 2024 bereits auf den Ruhrwiesen“ und „2024 ein letztes Mal die gesamte Veranstaltung auf dem Kreuzberg stattfinden zu lassen“. Der Vorstand entschied sich dafür, die Veranstaltung nur noch einmal auf dem Kreuzberg auszurichten.
Erste Reaktionen auf das Aus ab 2025
Erwartungsgemäß waren die Reaktionen in den sozialen Medien auf diese Nachricht heftig - selbst „die Ampel“ war wieder schuld. Thomas Eberhard, Arnsberger Schützenkönig 2022, ärgert sich im Kommentar auf unseren Bericht. „Es kann nicht mehr angehen, dass man Traditionen hier mit Füßen tritt“, schreibt er, „ich beobachte jetzt dieses Handeln schon länger“. Nach eigenen Aussagen „als Glockenturmkind enttäuscht und traurig“ zeigt sich Conny vom Wege auf Facebook. Der Fackelzug und das Ambiente auf dem Kreuzberg sei doch das, was das Arnsberger Osterfeuer zu einem besonderen Ereignis mache. „Bei den Ruhrwiesen kann ich mir nicht vorstellen, dass es da genug Menschen hinziehen würde“. Tina Schulte-Huermann fordert, dass „mal etwas Verantwortung und Vertrauen in die Bürger gelegt wird“. Ansonsten würden „Verbote, Regeln und Bürokratie alles zu nichte machen“. Auch Bernd Mimberg stellt fest, dass das, „was Jahrzehnte ehrenamtlich funktioniert hat, kaputt bürokratisiert“ werde.
„Das war‘s dann wohl“, ärgert sich Martin Steinhausen aus Arnsberg in einem Leserbriefe über die Nachricht, dass ab 2025 das Arnsberger Osterfeuer nicht mehr auf dem Kreuzberg stattfinden kann. Der entscheidende Reiz des Arnsberger Osterfeuers habe doch darin bestanden, dass sich die Bevölkerung an den diversen Aussichtspunkten dieser Stadt einfand, um den Fackelzug, das Feuer und besonders das Feuerwerk über der Stadt zu genießen. „Sollte der Heimatbund im nächsten Jahr Spenden für ein Osterfeuer auf einer Ruhrwiese sammeln wollen, brauchen sie bei mir nicht zu klingeln“, sagt er enttäuscht. Zwischenzeitlich war in Arnsberg sogar eine Petition zum Erhalt des Osterfeuers auf dem Kreuzberg gestartet worden.
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Thomas Klaßen wirft den Blick auf Hintergründe und erinnert daran, dass die Stadt Bochum 2009 viel Kritik wegen ihrer Auflagen für die Love Parade einstecken musste, ehe es ein Jahr später in Duisburg zur Katastrophe kam. „Solche Auflagen als sinnfreie Schikane zu betrachten, ist einfach zu kurz gedacht“. Diana Bury schlägt vor, dass für die Zeit des Osterfeuers doch kreisweit Feuerwehr-Unterstützung angefordert werden könnte. Der 1. Beigordnete der Stadt Arnsberg, Christopher Hilverling, verweist darauf, dass die Stadt gerne unterstütze, aber eine wie für eine Ausnahmegenehmigung durch den Forstbetrieb Wald und Holz NRW erforderliche Stärke der dauerhaft am Kreuzberg anwesenden Einsatzkräfte „nicht sicher gewährleisten“ könne.
Für den Arnsberger Heimatbund weist dessen Vorsitzender Torsten Kapteiner noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass er froh sei, dass für 2024 noch einmal eine Durchführung genehmigt und auch vom Fachbereich Ordnung und Sicherheit der Stadt unterstützt werde. „Dann haben wir doch ein Jahr Zeit gewonnen, uns ein gutes Konzept für einen anderen Standort zu entwickeln“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung.
Probleme zeichneten sich ab
Erstmals hatte sich 2022 abgezeichnet, dass die Ordnungsbehörden für das Osterfeuer für 2023 ein genehmigungsfähiges Konzept benötigen würden. Nach Ortsterminen kristallierten sich damals schon große Herausforderungen heraus. Da war zum einen die exponierte Hanglage, aber auch auch die Nähe zum Wald, die Löschwasserversorgung und nicht zuletzt das Feuerwerk. „Aber gerade diese einmalige Lage und der Veranstaltungsverlauf machen diese Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis“, so der Arnsberger Heimatbund.
Neuer Fluchtweg mit LED-Beleuchtung angelegt
Zunächst galt es, viele Anforderungen hinsichtlich des Sicherheitskonzeptes, das auch 2024 greift, zu klären. Ein wichtiges Thema betrifft die Fluchtwege. Auch im Wald seien offizielle Fluchtwege ausschließlich auf befestigten Wegen einzurichten, die zu öffentlichen Orten führen müssen. Damit blieben nur der Weg von der Osterfeuerwiese ins Seufzertal und der Kreuzweg. Der Weg ins Seufzertal müsse im Notfall für die Fahrzeuge freigehalten werden und stehe daher nicht als Fluchtweg zur Verfügung. Es bleibt also lediglich der Kreuzweg. „Hier bestand dann das Problem, dass der Weg während des Feuerwerks aus Sicherheitsgründen direkt oberhalb kurzzeitig aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden musste“, so Torsten Kapteiner in einer Erklärung, „eine Sperrung dieses einzigen offiziellen Fluchtwegs ist verständlicherweise nicht möglich.“ Demzufolge musste die Abschusstechnik für das Feuerwerk verändert werden, so dass durch einen geringeren Sicherheitsabstand keine Sperrung mehr erforderlich ist. Erst kürzlich wurde zudem ein weiterer Fluchtweg südlich der Kreuzbergkapelle angelegt. Da die Abendveranstaltung bei Dunkelheit stattfindet, müssen die Fluchtwege zukünftig punktuell beleuchtet werden. Bislang wurden die Stationen temporär mit Bengalfackeln beleuchtet. „Hierfür haben wir bereits eine passende Lösung gefunden“, so der Heimatbund. Die Stationen werden mit LED-Strahlern beleuchtet. Diese sind wesentlich heller und können aus der Stadt besser gesehen werden.
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Am oberen Ende des Kreuzwegs (zwischen der 11. und 12. Station) ist der Hang besonders steil und es musste eine Absicherung erfolgen. Hier hat die Kirchengemeinde als Eigentümerin einen Zaun aufstellen lassen.
Zu viel Feuerwehr am Kreuzberg nötig
Die größte Hürde aber war die Befreiung von einem Verbot nach § 47 Landesforstgesetz. Dieses besagt, dass vom Feuer ein Mindestabstand von 100 Metern zum Wald einzuhalten ist. „Damit wäre ein Feuer auf dem Kreuzberg eigentlich nicht möglich. Es gibt aber die Möglichkeit, sich von diesem Verbot befreien zu lassen, wenn man ausreichend Sicherheitsmaßnahmen vorweisen kann.“ Aufgrund der jahrelangen Erfahrung war dies für den Heimatbund kein Problem. Die vielen Helfer der freiwilligen Feuerwehr aus Arnsberg, Wennigloh und Breitenbruch ermöglichten bislang eine problemlose Veranstaltung. „Eine neue behördliche Vorgabe fordert, dass die Anzahl an Feuerwehrfahrzeugen und Feuerwehrkräften zukünftig zu reduzieren ist, damit die Einsatzbereitschaft im Stadtgebiet gewährleistet bleibt“, sagt der Arnsberger Heimatbund. Durch die Reduzierung der Sicherheitskräfte seien die hohen Anforderungen für eine Ausnahmegenehmigung nicht mehr zu erfüllen. „Damit wird ein Osterfeuer auf dem Kreuzberg zukünftig nicht mehr möglich sein“, heißt es.
Der zuständige städtische Beigeordnete Christopher Hilverling erläutert die Hintergründe. Beim Arnsberger Osterfeuer sei aufgrund der Genehmigungsauflagen der Forstbehörde und der Waldbrandgefahr „eine enorme Präsenz der Feuerwehr nebst Material und Fahrzeugen erforderlich“. Diese stünden dann aber während der Gesamtzeit der Veranstaltung im übrigen Stadtgebiet nicht zur Verfügung. „Dies können wir für die Zukunft nicht mehr sicher gewährleisten“, so Hilverling. Mit dem Arnsberger Heimatbund würden die bereits begonnenen „konstruktiven Gespräche für eine zukunftsfähige und sichere Ausrichtung des Osterfeuers gerne fortführen“. Gemeinsam seien gute Lösungen zu finden.
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Für zukünftige Veranstaltungen muss der Heimatbund beraten, ob und wie er diese beliebte Veranstaltung unter den neuen Bedingungen überhaupt fortführen kann. Das Ordnungsamt der Stadt regte in einem Schreiben an, das Osterfeuer auf einer Fläche auf den Ruhrwiesen in der Nähe des Kreuzberges stattfinden zu lassen, so dass dieser zum Beispiel durch einen Fackelzug und die Prozession der Kommunionkinder eingebunden bleiben könnte. „Die Voraussetzungen und Möglichkeiten werden gerade noch geprüft“, so das Ordnungsamt.
Ordnungsamt bietet Hilfe an
„Die Veranstaltung, die bei den Arnsbergern zu einem festen Ereignis im Jahresverlauf gehört und besonders auch bei den Kindern beliebt ist, soll im Sinne des Gemeinwohls und der Traditionspflege bestmöglich erhalten werden“, betont der Heimatbund. Auch für die örtliche Gastronomie sei diese Veranstaltung von großer Bedeutung. Das Ordnungsamt betont, dass „es hier keineswegs um die Abschaffung oder Verhinderung einer gesellschaftlich und kulturellen wichtigen und seit Urzeiten geübten Tradition geht“. Im Gegenteil: „Der Erhalt von geübten Gebräuchen liegt uns sehr am Herzen“, heißt es im Schreiben des Ordnungsamtes weiter. Im Laufe der Zeit würden sich „Entwicklungen und Notwendigkeiten zeigen, die ein Umdenken und Bewegung zu Änderungen erfordern“. Bei der Suche nach Alternativen bietet das Ordnungsamt Hilfe an.
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Zugleich macht das Ordnungsamt klar, dass es sich bei den Auflagen und Bedenken nicht allein um das Arnsberger Osterfeuer drehen wird: „Auch an anderen Stellen müssen Änderungen erfolgen, jedoch sind dort die Gefahrpotenziale und Feuerwehrvorhaltung und somit Feuerwehrkräftebindung ungleich geringer“, schreibt das Amt. Allerorts sollen durch verschiedene Maßgaben - wie auch Verlegungen von Brandstellen - Gefahrenpotentiale verringert oder gänzlich vermieden werden, um die Bereitstellung von Feuerwehrkräften entweder zu reduzieren oder sogar überflüssig zu machen.