Arnsberg-Müschede. NABU-Stiftung zum Naturschutzgebiet Wicheler Heide: „Beweidung mit Schafen wegen Häufchen problematisch.“ Arnsbergerin hält dagegen.

Mit „Ich will Kühe“ rührte einst ein Tourismus-Riese die Werbetrommel für Urlaub auf dem Bauernhof. Wer in Arnsberg „Rindviecher gucken“ möchte, braucht nicht zu verreisen: Ein Spaziergang auf dem Spreiberg tut es auch. Die kleine Herde hat sich auf dem früheren Truppenübungsplatz inzwischen sehr gut eingelebt. Probleme auf dem inzwischen als Naturschutzgebiet genutzten Areal am Rand von Müschede bereiten derzeit eher Anhäufungen von Hundehaufen. Diese Hinterlassenschaften erschweren die Beweidung längs der Wege.

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Erinnern wir uns: 20 Jungrinder und eine erfahrene Leitkuh der gefährdeten Nutztierrasse „Rotes Höhenvieh“ wurden im Mai 2021 auf eingezäunten Flächen des von der „Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe“ im Jahr 2016 übernommenen Areals zwischen den Ortsteilen Müschede und Hüsten (siehe Infobox) angesiedelt.

111 Hektar Flächen

Das Naturschutzgebiet „Spreiberg“ erstreckt sich über eine hügelige Hochebene zwischen den Flüssen Ruhr und Röhr.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten alliierte Streitkräfte und später die Bundeswehr das Gelände als Truppenübungsplatz. Über Jahrzehnte blieben die Flächen so von einer intensiven land- und forstwirtschaftlichen Nutzung verschont.

Im Oktober 2016 übernahm die NABU-Stiftung die 111 Hektar Flächen vom Bund, seit dem Frühjahr 2021 lässt die NABU-Stiftung nun eine großflächige Weidelandschaft auf dem Spreiberg entstehen.

Weitere Info zur Entwicklung des Naturschutzprojektes online: https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/nordrhein-westfalen/spreiberg/index.html

„Die Tiere entwickeln sich weiterhin prächtig“, berichtet Inés Noll auf Nachfrage. Obwohl die Leitkuh die Herde inzwischen altersbedingt verlassen habe, so die Projekt-Betreuerin der Stiftung weiter. Die Beweidung im Zentrum hat sich eingespielt, auch die beiden Unterstände werden von den Tieren gut angenommen. Außerdem lockten die Rindviecher viele Spaziergänger an, sagt Noll.

An einigen Wegerändern gibt es regelrechte Hundekot-Hotspots.
Inés Noll - Projektbetreuerin von der „NABU-Stiftung Nationales Naturerbe“

Vor allem Familien mit Kindern verbinden einen Spaziergang gerne mit einer „kuhlen Schau“. Das Areal werde - trotz seiner Umgestaltung - weiterhin als Erholungsgebiet „gut frequentiert“, stellt die Nabu-Mitarbeiterin fest, räumt aber ein, dass „der ein oder andere noch immer unzufrieden ist, sich an den Zäunen stört oder den Zustand der Wege kritisiert“.

Ist stolz auf seine Rinderherde, die seit 2021  auf dem Spreiberg lebt:  Landwirt Martin Kuhlmann aus Unna-Hemmerde.
Ist stolz auf seine Rinderherde, die seit 2021 auf dem Spreiberg lebt: Landwirt Martin Kuhlmann aus Unna-Hemmerde. © WP | Torsten Koch

Letzteres beruhe teils auf einem Missverständnis, merkt Noll an. Die Stiftung habe seinerzeit zwar zugesichert, Zäune drei bis fünf Meter von den Wegerändern abgerückt zu errichten - allerdings nur dort, wo das problemlos möglich ist. Nach Beschwerden, es gebe teils zugewachsene Bereiche, reagierte die Projektleitung trotzdem: „Wir haben weiter in die Wegeinstandsetzung investiert - und setzen auf konstruktiven Austausch mit der Bevölkerung“, sagt Inés Noll.

Hundekot-Hotspots machen Probleme

Doch gerade diese breiten Wegeränder sorgen derzeit für eine „harte Nuss, die es zu knacken gilt“: Ziegen und Schafe grasen im Randbereich des Geländes - sollen außerdem entlang der Wege „zum Einsatz kommen“ - aber: „Entlang der Wege gibt es regelrechte Hundekot-Hotspots“, sagt die Projektbetreuerin. Das erschwere die Beweidung enorm, weil Hundekot für Schafe und Ziegen sehr gefährlich ist. Darum der Appell an Hundebesitzer: „Bitte die Haufen einsammeln und korrekt entsorgen“ (nicht etwa in den Kotbeutel - und diesen dann in die Botanik pfeffern...). Zusätzliche Mülleimer wurden schon aufgestellt, weitere sollen folgen. Außerdem gebe es im Ort Kotbeutelspender, so Inés Noll.

Widerspruch aus der Bevölkerung

„Ich bin entsetzt“, will Elisabeth aus Arnsberg das so nicht stehen lassen. „Die Familien und Hunde sind immer schon da gewesen“ schreibt sie in eine Mail an die Redaktion. „Früher konnten Hunde und Kinder sogar auf den Wiesen herumlaufen und spielen. Auch Schafherden sind ab und zu dort gewesen, und es war immer alles schön und ordentlich. Als Spaziergänger war man immer schon gut unterwegs! Leider konnte der Verkauf an die NABU-Stiftung per Unterschriftenaktion nicht verhindert werden. Und was ist mit der CO₂-Belastung durch die Rinder? Ist diese Rasse überhaupt heimisch in unserer Region?“

Haben Sie auch eine Meinung zum Spreiberg? Gerne per E-Mail an Torsten.Koch@funkemedien.de

Eine der drei Infotafeln, die von der NABU-Stiftung in Kürze auf dem Spreiberg aufgestellt werden.
Eine der drei Infotafeln, die von der NABU-Stiftung in Kürze auf dem Spreiberg aufgestellt werden. © WP | NABU-Stiftung

Gute Nachricht zum Schluss: Drei Infotafeln mit Wissenswertem zum Naturschutzprojekt Wicheler Heide / Spreiberg - inklusive Kinderecke mit Informationen für die Jüngeren - sind aktuell in Arbeit. Nach Druck werden sie in den kommenden Wochen an den Zugängen des Naturschutzgebietes aufgestellt. Weil Vandalismus (wie in der Vergangenheit) inzwischen kein Thema mehr ist, sollten diese Tafeln Spaziergängern gute Dienste leisten.