Oeventrop. Bezirksausschuss fühlt sich bei Planungen des Investors für Kita-Neubau Oeventrop zu wenig beteiligt und fordert jetzt Nachbesserungen.
Bei der Planung der Neuen Mitte Oeventrop als Zentrum von Bildung und Treffpunkt im Ort geht es voran. „Wir hoffen, schon im Herbst die Eröffnung der neuen Kita feiern zu können“, erklärt Fachbereichsleiter Michael John im Bezirksausschuss Oeventrop. Dort freut sich die Politik zwar über den Ausbau der Kinderbetreuung auf dann drei statt zwei Gruppen in der „Rappelkiste“, kritisiert aber scharf eine fehlende Transparenz bei der Planung des von einem Investor umgesetzten Kita-Neubaus. Insbesondere die Fassadengestaltung mit einer Holzverschalung stößt auf Widerstand. Jetzt werden Nachbesserungen geforfdert.
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Im Nachgang der Bezirksausschusssitzung fasst der stellvertretende Ausschussvorsitzende Christoph Schmidt (CDU) die Kritikpunkte noch einmal zusammen: „Alle Räume in denen die Kinder spielen und lernen sind zur Nordseite des Gebäudes geplant. Schlafräume, Personalräume und Toiletten sind an der Südseite des Gebäudes geplant“, wundert sich der Lokalpolitiker, „.eine Spiegelung der Nutzung wäre hier angebracht“. Er fürchtet, dass Schlafräume zu warm und Bewegungsräume zu dunkel werden. Dazu würden dann aus Sicht von Christoph Schmidt auch die eingeplanten Fensterflächen beitragen. „Für eine ausreichende Belichtung der Räume sind diese zu gering“, sagt er. Zudem seien die geplanten Brüstungshöhen für Kita-Kinder zu hoch.
Vor allem aber die geplante Holzfassade, als stilgebendes Beispiel für die weiter geplanten Schulgebäude, stößt auf Unmut. „Sie ist minderwertig und nicht dauerhaft genug“, fürchtet der Kommunalpolitiker und spricht von „einer Tristesse für eine Kita-Gestaltung“. Die Politik bitte um Änderungen und Erläuterungen.
Sicher aber scheint: Es wird eine Holzfassade geben. Der Investor - ein Ehepaar aus Soest - und das von ihm beauftragte Planungsbüro Materio (Soest) habe im Vorgriff aber schon „auf lokale Bedenken“ reagiert und setzt bei der Fassade auf sogenanntes „verwittertes Holz“, um dauerhaft eine gleichbleibende Optik zu haben. Michael John weiß, dass „es unterschiedliche Vorstellungen zur Fassade gibt“, verweist aber darauf, dass der Stadt bei den Investorenmodellen ein Stück weit die Hände gebunden sind. Eine eigene Architektenbeauftragung würde die Preise für den Kita-Bau deutlich erhöhen. Ihm sei klar, dass auch die Transparenz nicht so groß sei wie bei einer städtischen Planung.
Es erfolgt beim Bau kein Investzuschuss durch die Stadt Arnsberg. Die Kita wird durch einen Investor finanziert und anschließend durch die Stadt Arnsberg angemietet. „Der Mietpreis pro Quadratmeter liegt hier über der Refinanzierung durch das Kibiz NRW, da für diesen Refinanzierungssatz durch erheblich gestiegene Baukosten und eine ausbleibende Anpassung der Refinanzierung im KiBiz NRW keine Kita landesweit mehr errichtet werden kann“, so die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Trotzdem bleibe die Finanzierung für die Stadt Arnsberg im Investorenmodell wirtschaftlicher.
Die Meinung vieler Ausschussmitglieder fasst Christoph Schmidt (CDU) als stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses zusammen. „Ich war enttäuscht von den Planungen - sowohl was die Fassade als auch die Lage angeht“, sagt er im Ausschuss. Er sei davon im Gestaltungsbeirat überrascht worden und spricht von „keinem gelungenen Konzept“. Am Ende aber geht es wohl um mehr: „Der Ablauf und die fehlende Transparenz stören mich“, so Schmidt.
Michaela Röbke aus dem Fachbereich Planen und Bauen bei der Stadt kann „die Kritik nicht ganz nachvollziehen“. Im Vorfeld seien dem Investor die Vorgaben wie Rechteckig, Satteldach und Holzoptik gemacht worden, die auch erfüllt worden seien. „Holz war möglich und auch erwünscht“, so Röpke. Sie verwies auf die Kita Pusteblume in Hüsten, die ähnlich geplant von Materio gebaut worden war. „Holz ist ein lebendiger Werkstoff“, sagt sie. Insgesamt soll die neue dreigruppige Kindertageseinrichtung 55 Betreuungsplätze umfassen. Hiervon stehen dann 39 Betreuungsplätze für Kinder über drei Jahren und 16 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung.
Ausschuss-Vorsitzender Gerd Stodollick bittet darum, dass Kritikpunkte zur Fassade, der Fenstergröße und Himmelsausrichtung von Räumen mit dem Investor besprochen werden. Zudem einigt sich der Ausschuss darauf, sich die Kita in Hüsten als Entwurf gemeinsam mit den Planern einmal anzuschauen.
Für Christoph Schmidt aber bleibt eine Sorge. Er fürchtet nun, dass auch der Neubau der Schule in dieser Holzoptik erfolgen muss, weil ausdrücklich eine harmonische Abstimmung der Gebäudeteile der „Neuen Mitte Oeventrop“ gewünscht war. Röbke betont: „Die Gebäude sollen sich zueinander fügen. Und wahrscheinlich wird auch Holz an die Fassade kommen.“ Die Planungsauftrag für die Grundschule sei aber gerade erst vergeben worden, so dass noch völlig offen sei, wie die Schule am Ende aussieht.
Weitere Planung der „Neuen Mitte“ mit mehr Transparenz
Da bei der Schule aber die Stadt Bauherr sein wird und nicht ein Investor, soll für die weitere Entwicklung der Neuen Mitte mehr Transparenz hergestellt werden. Bereits in den kommenden Wochen werde auf der Baustelle einiges passieren. Während bei der Kita die Bodenplatte vorbereitet wird, findet auf dem Gelände ein Geothermal-Test für die künftige Wärmeversorgung statt. Der Kanalbestand wird geprüft, ehe im Februar/März Kanalarbeiten beginnen werden. Zudem werden Geländemodellierungen vorgenommen und eine Baustellenzufahrt über die Straße „Zum Osterfeld“ eingericht. Eine Kick-off-Veranstaltung mit dem Planer der Schule ist für Ende Februar vorgesehen.
Die Baustellenzuwegung lässt Gerd Stodollick noch einmal aufhorchen. „Über die Verkehrsführung des Bauverkehrs müssen wir nachdenken“, sagt er und empfiehlt dringend die Prüfung einer vorübergehenden Einbahnstraßenregelung zur Vermeidung von Unfällen.
Die Maßnhamen in Oeventrop hatten im Sommer begonnen, als alte Grundschul-Gebäude und die alte Knabenschule abgerissen wurden. Zuvor wurden Schadstoffuntersuchungen in allen in den Umbau involvierten Gebäude vorgenommen. Kinder und Lehrkräfte der Grundschule Dinschede und auch der Offene Ganztag wurden in das Gebäude der ehemaligen Hauptschule und in Container-Klassenzimmer einquartiert. Sobald der Kita-Neubau betriebsfertig ist, kann das alte Gebäude der Kita „Rappelkiste“ leergezogen werden, um im Anschluss den Abriss auch dort zu starten und an dessen Stelle die neue Grundschule inklusive Bürgerzentrum bauen zu können.