Neheim. Seit 2018 gehören sie zum TV Arnsberg: die Cricket-Mannschaft „Arnsberger Löwen“. Nun zeigen sie an einem Schnuppertag, was sie bewegt.
Beydar Naseri ist nur schwer zu fassen. Denn alle Nase lang klingelt sein Handy. Er hat einen Blick auf den gesamten Ablauf. Denn der Mannschaftskapitän der Cricket-Mannschaft „Arnsberger Löwen“ hat einen Schnuppertag für Jung und Alt organisiert. „Wir möchten den Interessierten den Sport Cricket zeigen“, sagt er, „vielleicht haben sie dann Lust, mitzuspielen.“ Denn neue Spieler sind gern gesehen.
„Bowling“ (= werfen), „Batting“ (= schlagen) und „Fielding“ (= fangen) sind die drei Grundtechniken des Cricket. Der Sport, der aus deutscher Sicht eher exotisch wirkt, ist in vielen anderen Ländern Nationalsport, wie zum Beispiel in Indien, Pakistan, Afghanistan und Australien. Das Spiel zieht dort, wie in Europa der Fußball, tausende von Zuschauern in die Stadien. Neben dem Fangen und Werfen fordert Cricket vor allem auch Schnelligkeit und Ausdauer von den Spielern.
Der TV Arnsberg hat im März 2018 diese, auch in Deutschland immer populärer werdende Sportart, in sein Angebot aufgenommen. Als verantwortlicher Team-Manager steht Michael Voß den „Arnsberger Löwen“ mit Rat und Tat zur Seite. Die sportliche Verantwortung hatte bei den „Arnsberger Löwen“ zunächst der erfahrene, aus Afghanistan stammende Cricket-Spieler Samiullah Baghlani - mittlerweile hat Beydar Naseri diesen Posten übernommen.
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Cricket schenkt ein Stück Heimat zurück - in der neuen Heimat
Beydar Naseri war gerade einmal 16 Jahre alt, als er 2015 allein aus Afghanistan nach Deutschland kam. Daher war er, wie er selbst sagt, auf jegliche Unterstützung angewiesen. Beim Einkaufen, beim Busfahren - eben überall.
Das Cricketspielen gibt ihm ein Stück Heimat zurück. Denn was in Deutschland der Fußball ist, ist in Afghanistan der Cricketball. Er lernte Deutsch und begann eine Arbeit. „Ich arbeite bei einer Metallfirma in Hachen“, sagt er, „wir stellen Sackkarren und so her.“
Doch am Wochenende, wenn die Arbeit nicht ruft, nimmt er sich die Zeit fürs Cricketspielen. „Wir trainieren jeden Samstag in der Sporthalle in Sundern und sonntags in der Turnhalle der Sauerschule.“ Samstags 16 bis 20 Uhr und sonntags 9 bis 14 Uhr. „Wer Interesse hat, kann gerne einmal vorbeikommen.“
Interesse? Besuchen Sie das Cricket-Training.
Jeden Samstag 16 bis 20 Uhr in der Turnhalle (Schulzentrum Sundern)
Jeden Sonntag 9 bis 14 Uhr in der Turnhalle an der Sauerschule in Arnsberg
Interessierte können einfach vorbeikommen und spontan zuschauen - oder auch direkt mittrainieren.
Insbesondere Kinder und Jugendliche seien willkommen, denn die „Arnsberger Löwen“ möchten gerne auch Nachwuchstalente entdecken und trainieren - so wie beim Schnuppertag. Motivierte junge Schüler sind vor Ort und trainieren gemeinsam mit den Cricketspielern den Ballwurf, das Schlagen und einige der doch recht umfangreichen Cricketregeln.
In der Jugendarbeit ist Beydar Naseri auch nicht unerfahren. „Ich bin nebenbei Jugendbetreuer“, sagt er, „bringe die Kids zum Fußball, unterstütze sie in verschiedenen Dingen.“ Ein wichtiger Grundstein für all die Kinder und Jugendlichen, die in einem fremden Land um „ihre Integration“ kämpfen.
Fester Cricket-Platz nach wie vor gesucht - Deutsche Cricket Union unterstützt
Im Mai letzten Jahres erwähnte Michael Voß gegenüber dieser Redaktion, dass ein Cricket-Platz gesucht werde. Eine damalige Idee sei der „alte Sportplatz“ in der Wiebelsheide (Weberstraße). Diese Idee habe man damals nach einer Überprüfung zunächst einmal an die Seite geschoben - nun sei der Sportplatz jedoch wieder im Gespräch.
Ein Trampelpfad quer über die Wiesenfläche scheint jedoch ein Problem darzustellen. „Das Problem ist wohl, dass auf diesem ‚Weg‘ ein Gewohnheitsrecht liegt“, erklärte Michael Voß damals. Die Größe eines Cricket-Feldes sollte bei etwa 120 mal 140 Meter liegen, so Ravi Navaratnam von der DCU. „Wobei zu betonen ist, dass ein Fußballfeld genaugenommen zu klein ist.“
Die DCU ist seit Jahren bemüht, adäquate Sportstätten zu erschließen, was sich in der Praxis jedoch leider als äußerst schwierig erweise. „Dabei ist die DCU bereit, die Finanzierung zu übernehmen - oder aber, je nach Umfang, sich erheblich an den Kosten zu beteiligen“, sagt Ravi Navaratnam.