Hüsten. Knifte mit Schinkenwurst? Nicht am Berufskolleg. Denn die Internationale Förderklasse bringt interkulturelle Highlights auf den Tisch.

Ob pakistanisches Pilau (Reis mit Hähnchen), Salate oder auch Sambosa (afghanische Teigtaschen) - das Buffet, das die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Förderklasse am Berufskolleg Berliner Platz vorbereiten, ist abwechslungsreich und duftet nach mehr.

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66 Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer wurden von der Initiatorin Nele Teuber und ihrer Klasse eingeladen, am Internationalen Frühstück teilzunehmen. Liebevoll dekorierte sie einen der Projekträume im Neubau des Berufskollgs, am Smartboard schimmert ein Kamin. Langsam füllt sich der Raum, und die Gäste nehmen an einem der zahlreichen Tische Platz. Eine gemütliche Athmosphäre.

Einjähriger Bildungsgang mit Fokus auf Deutsch als Zweitsprache

Die jungen Männer und Frauen der Internationalen Förderklasse besuchen das Berufskolleg, weil sie beispielsweise das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet, erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind und im Rahmen ihrer Schulpflicht an einer Ausbildungsvorbereitung teilnehmen oder aber erst kurz eine weiterführende Schule besuchten. Die Deutschkenntnisse stehen daher im Fokus des Unterrichts - aber auch die Vorbereitung auf eine Ausbildung.

Ich mache gerade meinen Realabschluss am BK und überlege, danach noch mein Fachabitur zu machen. Lesen und schreiben war früher schwierig, ja. Jetzt dolmetsche ich auch.
Omar, Schüler des Berufskollegs am Berliner Platz

So beispielsweise auch bei Aboud. „Bald mache ich ein Praktikum beim Friseur“, sagt er, „und dann möchte ich auch eine Ausbildung dort machen.“ Mit 15 Jahren kam er nach Deutschland, wurde zunächst an einer weiterführenden Schule unterrichtet und wechselte dann zum letzten Schuljahr in die Internationale Förderklasse am Berufskolleg Berliner Platz.

Junger Heranwachsender ehrenamtlich fürs KI unterwegs

Anders als Omar. Denn er besuchte bereits früh die weiterführende Schule, lernte Deutsch und ist diesmal als Gast beim Internationalen Frühstück. „Ich mache gerade meinen Realabschluss am BK“, sagt er, „und ich überlege, danach noch mein Fachabitur zu machen.“ Einen expliziten Berufswunsch hat er nicht - ist aber stolz auf seine Leistungen. Denn in den ersten Jahren tat er sich schwer mit dem europäischen Schriftsystem. „Lesen und schreiben war schwierig, ja.“

Und noch etwas: Stolz erzählt Omar, dass er ehrenamtlich für das KI (Kommunales Integrationszentrum Hochsauerlandkreis) aktiv sei. „Jetzt dolmetsche ich auch für das KI.“

Die Ausbildungsvorbereitung innerhalb der Internationalen Förderklassen ermöglicht jungen Menschen aus verschiedensten Ländern, auch mit Deutsch als Zweitsprache in kurzer Zeit einen dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss zu machen. Die beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten und vor allem auch die berufliche Orientierung umfassen Kompetenzen für die Aufnahme einer Erstausbildung oder einer Erwerbstätigkeit. Wer eine solche IFK besuchen darf, kann oder sogar muss, regelt das Schulgesetz.

Schule ohne Rassismus möchte internationales Rezeptbuch veröffentlichen

Die Idee des Internationalen Frühstücks brachte bereits vor einigen Jahren eine weitere Idee mit sich. „Vor Corona hatten wir die Idee, ein internationales Kochbuch mit Rezepten der IFK zu veröffentlichen“, sagt Klaus Marschall vom Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Dazu sei es aufgrund der Pandemie dann nicht mehr gekommen.

Interkulturelle Kompetenz entsteht durch Gemeinsamkeiten - und diese tauscht man am besten beim Essen aus. So lautet die Devise.
Interkulturelle Kompetenz entsteht durch Gemeinsamkeiten - und diese tauscht man am besten beim Essen aus. So lautet die Devise. © WP | Thora Meißner

Nun soll die Idee neu aufgerollt werden. „Wir möchten erstmal klein anfangen und die Rezepte auf unserer Schulhompage veröffentlichen“, sagt Klaus Marschall, „und dann sehen wir weiter.“ Vorstellbar sei aber auch die Herausgabe eines Buches in Druckform. Einfach, um Miteinander herzustellen.

Gelungenes Frühstück in der Vorweihnachtszeit

Das gemeinsame Frühstück am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien ist gelungen. Kreuz und quer finden Gespräche unter den Schülern statt. Interkulturell und international. Mittendrin auch Nele Teuber, die von ihren Schülerinnen direkt an den Tisch herangezogen wird - ein Bild, das zeigt, wie gut Integration funktioniert, wenn beidseitiges Interesse besteht.