Hochsauerlandkreis/Kreis Soest. Befürworter kritisieren Teile der heimischen Politik und das Bewerbungsverfahren. Freie Wähler und Linke im HSK wollen Bürgerbegehren.
- Reichen die Fristen noch aus, um den Beschluss des Kreistags vom 6. Dezember 2023 zum Thema Bewerbung für einen Nationalpark mit einem Bürgerbegehren wieder aufzuheben?“
- Diese Frage stellt die Kreistagsfraktion Freie Wähler / Die Linke in einem Schreiben an HSK-Landrat Dr. Karl Schneider.
- Das kreisübergreifende Bündnis aus Naturschutzvereinen und Sauerländischem Gebirgsverein sieht ebenfalls weiterhin Perspektiven für die Nationalparkpläne.
„Ein Nationalpark Arnsberger Wald bleibt aktuell“ - jedenfalls für das kreisübergreifende Bündnis aus Naturschutzvereinen und Sauerländischem Gebirgsverein (SGV). Entstehen soll(te) dieser Park im landeseigenen Wald zwischen Arnsberg, Meschede und Möhnesee. Doch die Politik vor Ort gab dem Projekt einen Korb. Was die Befürworter jedoch nicht davon abhält, weiter dafür zu kämpfen:
„Zwar haben die Kreistage in Meschede und Soest den Diskussionsprozess über eine eventuelle Bewerbung mit den Stimmen von CDU und FDP im Dezember vergangenen Jahres vorzeitig beendet“, räumt Joachim Drüke ein. Abgewürgt worden sei damit aber nur das 2023 eingeleitete Bewerbungsverfahren der NRW-Landesregierung; so Drüke. „Wir sind davon überzeugt, dass ein Nationalpark für die Natur und unsere Region wichtig ist. Deshalb bleiben wir dran und werden mit Veranstaltungen, Exkursionen und weiterer Öffentlichkeitsarbeit für einen Nationalpark Arnsberger Wald werben“, so der Sprecher des Bündnisses weiter.
Gegenargumente teils falsch oder übertrieben
Drüke, auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. (kurz ABU), spart nicht mit Kritik an Teilen der heimischen Politik: CDU und FDP beider Kreistage (HSK und Soest) wollten keinen Raum geben für gründliche Information und ausführliche Diskussion, meint der ABU-Chef. Dabei wäre bis März dieses Jahres Zeit gewesen, sich über existierende Nationalparks zu informieren. Außerdem hätte man Erfahrungen von Bürgermeistern aus deren Umfeld einholen, Erkenntnisse von Touristikern sammeln, Mitwirkungsmöglichkeiten der Kommunen im Umfeld des Eifel-Nationalparks prüfen sowie Umgang mit Jagd und Borkenkäfer erörtern können.
„Viele der vorgetragenen Gegenargumente waren falsch oder übertrieben“, ärgern sich Drüke und seine Mitstreiter, darunter zahlreiche Befürworter aus dem HSK und aus Arnsberg: „Über berechtigte Fragen und Bedenken hätten wir Naturschutzvereine gerne diskutiert, gerne hätten wir auch an Veranstaltungen mit externen Experten und Politikern mit Nationalparkerfahrung mitgewirkt.“
Auch die NRW-Politik bekommt ihr Fett weg: Mindestens als wenig engagiert müsse man das Agieren der Landesregierung bewerten. „Niemand aus Düsseldorf ließ sich hier vor Ort blicken, um bei den eigenen Leuten wenigstens für einen gründlichen und fairen Diskussionsprozess zu werben“, heißt es dazu. Im Übrigen habe NRW das Bewerbungsverfahren zeitlich viel zu eng und völlig einseitig ausschließlich auf die Kreistage zugeschnitten. Der angestrebte Nationalpark sei schließlich eingebettet in den existierenden, viel größeren und wirtschaftlich genutzten „Naturpark Arnsberger Wald“. Letzterer erstrecke sich als größte zusammenhängende Waldlandschaft in NRW von Arnsberg-Voßwinkel im Westen, Rüthen im Osten, von der Ruhr im Süden bis zur Haar im Norden. Damit sei er mit seiner zentralen Lage unverzichtbarer Baustein im landesweiten Biotopverbund.
Kampfansage an die Politik
„Wir wollen uns auch dort einsetzen für mehr Natur und für mehr naturbelassene Wälder“, stellt Bündnissprecher Drüke klar, und macht der Politik eine Kampfansage: Diese werde nicht aus ihrer Verantwortung entlassen - und solle den Bürgerinnen und Bürgern die Chance geben, ihre Meinung zu äußern. Außerdem sei Nordrhein-Westfalen weit davon entfernt, die politisch gesteckten Ziele für naturbelassene Wälder zu erfüllen: Diese lauten derzeit u.a. wie folgt: Fünf Prozent der Waldfläche soll unbeeinflusst von wirtschaftlichen Nutzungsinteressen bleiben, damit dort natürliche Entwicklungen des Werdens und Vergehens über Jahrzehnte und Jahrhunderte ungestört möglich sind. „Naturinteressierte Bürgerinnen und Bürger unseres Landes sollen sich daran erfreuen und sich dort erholen können - in einem Nationalpark, abseits - aber erreichbar - von einer hektischen, dicht besiedelten und lauten Alltagswelt“, wünschen sich die Bündnismitglieder.
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Und für wie realistisch hält der ABU-Vorsitzende die Chance, dass er doch noch kommt, der Nationalpark Arnsberger Wald? Das sei schwer zu beantworten, so Joachim Drüke, vor allem aber nicht zwingend abhängig vom Bewerbungsverfahren. Dieses ist Ende März abgeschlossen - und soll dann in einen Antrag münden (oder auch nicht...). „Davon machen wir uns aber nicht abhängig“, so Drüke mit Blick auf das Verfahren. Wichtig sei vor allem das Mobilisieren möglichst vieler Befürworter. Das braucht Zeit - aber: „Wir haben einen langen Atem“, so der Bündnissprecher weiter.
Veranstaltungen zum Thema
Um die Bevölkerung vor Ort zu mobilisieren und zu sensibilisieren, sind in nächster Zeit folgende Veranstaltungen/Aktionen geplant:
Samstag, 27. Januar, 11 bis 14 Uhr Eröffnung interaktive Ausstellung „Wildkatzen im Arnsberger Wald“ Ort: BUND-Raum R3 im Kulturhaus Alter Schlachthof in Soest.
Donnerstag, 1, Februar, 18.30 Uhr Informations- und Diskussions-Forum „Quo vadis Arnsberger Wald“ Ort: Pfeffermühle Möhnesee-Körbecke (an der Seetreppe).
Sonntag, 4, Februar, 9.15 Uhr Der Sauerländische Gebirgsverein wandert im Arnsberger Wald zum Thema „Wald im Wandel“ unter Leitung von Achim Berger. Treffpunkt ist der Parkplatz hinter dem Hotel am Wall in Soest um 9.15 Uhr. Anmeldung erforderlich, Tel. 02927/8006421.