Arnsberg. Seit 2018 spielt unter dem Dach des TV Arnsberg die Cricket-Mannschaft um die DCU-Meisterschaften - und sucht nach wie vor einen Trainingsplatz.

„Bowling“ (= werfen), „Batting“ (= schlagen) und „Fielding“ (= fangen) gehören zum Spielalltag der Cricket-Spieler „Arnsberger Löwen“, die seit 2018 unter dem Dach des TV Arnsbergs eine offizielle Mannschaft darstellen. Den jungen Männern aus Afghanistan, Pakistan und Indien erfüllte der Verein damit einen langjährigen Traum, nach ihrer Flucht und ihres Ankommens in Arnsberg ein Stückchen „Heimatfeeling“ zu erfahren.

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Denn der Sport, der aus deutscher Sicht exotisch wirkt, ist in vielen anderen Ländern Nationalsport, wie zum Beispiel in Indien, Pakistan, Afghanistan und Australien. Das Spiel zieht dort, wie in Europa der Fußball, tausende von Zuschauern in die Stadien. Neben dem Fangen und Werfen auf dem Pitch (die Mitte des Feldes) fordert Cricket vor allem auch Schnelligkeit und Ausdauer von den Spielern.

Material gebastelt und geschnitzt

Vor gut acht Jahren begannen Samiullah Baghlani und Hisburrahman, die selbst seit 2015 in Arnsberg leben, „Street-Cricket” mit einigen jungen Männern zu spielen. Ihnen fehlte es aber an ¬allem. Bälle wurden aus Tennis¬bällen gebastelt, Schläger aus Holz geschnitzt. Als Cricket-Feld hielt lange Zeit ein natürlicher Rasenplatz her – doch es zählt die Freude am Sport.

Diese Liebe zum Sport ging auch an Claudia und Klaus Brozio nicht vorbei – und so stellten beide bereits 2016 Kontakt zu Neil Townsend von der Deutschen Cricket Union (DCU) her. „Wenn man sie fragt, was ihnen am meisten in Deutschland fehlt, kommt ganz spontan die Antwort: Cricket!”, sagte Claudia Brozio damals. Die DCU unterstützt seither sowohl die „Arnsberger Löwen“ als auch die Integration des Sports an deutschen Schulen, in Vereinen und Co.

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Inzwischen nehmen Samiullah Baghlani (Kapitän der „Arnsberger Löwen“) und sein Team regelmäßig erfolgreich an Meisterschaftsspielen der DCU teil. In Arnsberg selbst erhielten sie sporadisch eine Trainingsmöglichkeit auf dem Sportplatz im Eichholz (im Sommer) und in den Wintermonaten in der Turnhalle der Sauerschule.

„Wir sind aktuell 29 Spieler aus NRW - viele kommen aus dem Sauerland“, sagt Samiullah Baghlani, „Cricket ist mein Hobby - mein Leben sozusagen.“ Er liebe es, Cricket zu spielen. Außerdem bringe das Spiel Menschen und Kulturen zusammen. „Ein eigenes Cricket-Spielfeld würde uns auch darin unterstützen, Nachwuchsspieler zu finden und zu trainieren.“

Der Traum sei jedoch, auch mal DCU-Meisterschaftsspiele in der „neuen“ Heimat Arnsberg auszutragen. Auch, um das Spiel allen Menschen näherzubringen, die Interesse daran hätten.

Der TV Arnsberg, Samiullah Baghlani und Michael Voß als verantwortlicher Team-Manager suchen daher bereits seit Jahren eine feste Trainingsmöglichkeit für die Mannschaft – bestenfalls mit Option, auch mal DCU-Meisterschaftsspiele in Arnsberg austragen zu können.

Initiative der Stadt Arnsberg gewünscht

Damals sei auch mal angedacht gewesen, die Rasenfläche im Alten Feld zu einem Kombinationsplatz umzufunktionieren, damit dort -beispielsweise mit einem mobilen Pitch- Cricket gespielt werden kann. „Das wäre eine ideale Fläche gewesen“, sagt Herbert Gillert, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand und Pressesprecher des TVA, „Dort hat sich jedoch eine Magerwiese entwickelt, die nun unter Naturschutz steht.“ Ideal hieran sei, dass der Platz mitten in Arnsberg läge und auch das Cricket-Spiel dann mehr in die Mitte gerückt worden wäre.

Eine weitere Idee sei jedoch der „alte Sportplatz“ in der Wiebelsheide (Weberstraße). Hier habe man auch schon mit der Stadt Arnsberg gesprochen. Ein Trampelpfad quer über die Wiesenfläche scheint jedoch ein Problem darzustellen. „Das Problem ist wohl, dass auf diesem ‚Weg‘ ein Gewohnheitsrecht liegt“, erklärt Michael Voß. Nun ziehe sich die Suche schon seit Jahren hin – auch wenn sie der Stadt Arnsberg, insbesondere dem Bürgermeister Ralf Paul Bittner, dankbar für die langjährige Unterstützung seien, erhofften sie sich beim Thema „Cricket-Platz“ mehr Initiative der Stadt.

DCU fördert Projekt Cricket-Platz

Die Größe eines Cricket-Feldes sollte bei etwa 120 mal 140 Meter liegen, so Ravi Navaratnam von der DCU. „Wobei zu betonen ist, dass ein Fußballfeld genaugenommen zu klein ist.“

Der Cricket-Pitch sei der wichtigste Teil des Feldes mit den Maßen von circa drei mal 25 Metern. „Man unterscheidet zwischen einem festverbauten Pitch und einem mobilen Pitch“, erklärt er weiter. Der festverbaute Pitch habe den Vorteil, dass er sich auch für professionelle Cricket-Veranstaltungen eigne, keine Wartung erfordere und sich gut in die Naturrasenfläche integrieren ließe.

Die DCU ist seit Jahren bemüht, adäquate Sportstätten zu erschließen, was sich in der Praxis jedoch leider als äußerst schwierig erweise. „Dabei ist die DCU bereit, die Finanzierung zu übernehmen - oder aber, je nach Umfang, sich erheblich an den Kosten zu beteiligen“, sagt Ravi Navaratnam.